Ostpreußische Geschichte II
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Die Provinz im Königreich Preußen bis 1806Ein Jahr nach dem Regierungsantritt 1714 des Königs Friedrich Wilhelm I. wandte dieser sich dem Wiederaufbau Ostpreußens nach Erlöschen der Pest zu. Er nannte es »Retablissement«. Sein Helfer war der in Littschen bei Marienwerder ansässige Karl Heinrich Erbtruchseß und Graf zu Waldburg, der in einer ausführlichen Denkschrift vorhandene Mängel schonungslos kritisiert hatte und mit seinen Reformvorschlägen die volle Zustimmung des Königs fand. So wurde die Generalhufensteuer nach der Güte des Bodens neu berechnet, alle anderen Steuern, die nur den kleinen Mann belasteten, abgeschafft. 35 000 der Steuer verschwiegene adlige Hufen gaben dem König Anlaß, auch mit anderen unzeitgemäßen adligen Vorrechten aufzuräumen. Das Lehnsverhältnis wurde aufgehoben, wie bereits in Westpreußen 1576 durch den König von Polen. Die adligen Güter wurden Eigentum, jedoch erst nach strenger Prüfung der Besitztitel. Zu Unrecht angemaßtes Land wurde eingezogen und der Neusiedlung zugeführt. Die Söhne des Adels sollten in das Kadettenkorps nach Berlin gehen; der Eintritt in fremde Militärdienste wurde verboten. Der Adel hatte zuerst mit schriftlichen Vorstellungen, besonders gegen den Generalhufenschoß, reagiert; doch trat schon bald wachsende Erkenntnis, daß diese Art Absolutismus fraglos dem Lande zu Gute kam, an die Stelle des früheren Widerstandes. Truchseß zu Waldburg wurde der erste »Oberpräsident« in Ostpreußen. Er verband das Präsidium der Kriegskommissariats mit dem der Domänenkammer. Erst 1724 wurden beide zu einer Behörde vereinigt. Truchseß war schon 1721, erst 35jährig, aufgerieben durch eine seine Kräfte übersteigende Arbeitslast, gestorben. Sein Nachfolger wurde Friedrich v. Görne, ein Kurmärker und hervorragender Landwirt, der nun auch die Bodennutzung in den Jahren 1722/23 auf einen Höhepunkt brachte. Dann wurde die Reform der Domänenverwaltung in Angriff genommen, hauptsächlich durch Einführung der Generalpacht großer Komplexe. Der Freund des Königs, Fürst Leopold von Anhalt Dessau, kaufte 1721 zwischen Insterburg und Wehlau südlich des Pregels umfangreichen Grundbesitz an, den er musterhaft bewirtschaftete und der noch in neuester Zeit die »Dessauischen Lande« hieß. »Preußisch Litthauen«, wie damals die ganze östliche Hälfte der Provinz genannt wurde, erhielt eine eigene Kammerdeputation zu Gumbinnen, die 1736 in eine Kriegs- und Domänenkammer umgewandelt wurde. Später heißt preußisch Litauen nur das stark von litauischen Einwanderern bewohnte Memelland.
Die Bevölkerungsziffer stieg seit 1713 von 400 000 auf 600 000, also um 50 v. H. Neue Städte wurden als Marktorte für die ländlichen Siedler eingerichtet, indem man Lischken, Flecken und großen Dörfern Stadtrecht verlieh. Tapiau, Ragnit, Stallupönen, Bialla und Nikolaiken erhielten es 1722, Willenberg und Rhein 1723, Darkehmen (Angerapp) und Pilkallen 1724, Gumbinnen, Pillau und Schirwindt 1725. Eine gesunde Preiswirtschaft erreichte man durch Errichtung von Kornmagazinen, die bei schlechten Ernten vor Mangel und Teuerung schützten. Bis zum Tode des Königs wurden rund 1500 Schulen errichtet. Sogar an eine allgemeine Schulpflicht hat der König schon gedacht, aber nicht genügend Lehrkräfte für die Ausführung dieses Planes gehabt. Friedrich d. Gr., der sich als Kronprinz mit zunehmender innerer Beteiligung in das Werk seines Vaters einarbeitete, hat an den Grundlagen nichts geändert. Sie haben ihm später die Maßstäbe für die Aufsiedlungen in Westpreußen und im Netzedistrikt gegeben. Auch er fand einen hervorragenden Mitarbeiter in der Person Johann Friedrichs v. Domhardt, eines gebürtigen Ostpreußen, dessen Vater 1732 das berühmte Trakehner Gestüt aufgebaut hatte. Der Sohn war Kammerdirektor in Gumbinnen, als die Russen einrückten. Er blieb pflichtbewußt auf seinem Posten und konnte durch festes, bestimmtes Auftreten und geschickte Verhandlungstaktik manchen Schaden verhüten. Die einzige Kampfhandlung war 1757 die Schlacht bei Groß Jägersdorf westlich von Insterburg, wo der tüchtige alte Feldmarschall Hans v. Lehwaldt eine dreifache Übermacht zum Rückzug veranlaßte. Erst nach seiner Abberufung auf ein Kommando in Pommern wurde die Provinz im Jahre 1758 kampflos besetzt. Erst Mitte September 1762 wurde Ostpreußen wieder geräumt. Friedrichs angebliche Abneigung gegen die Provinz hat jedenfalls nicht verhindert, daß insgesamt 15000 weitere Neusiedler angesetzt wurden und daß ein Kanal von den masurischen Seen zum Pregel angelegt wurde.
Die Kreise, die innerhalb der Verwaltungsbezirke der Kammern gebildet wurden, entsprachen vielfach den herzoglichen Amtshauptmannschaften und Ordenskomtureien. An ihrer Spitze standen, seit 1752 in Ostpreußen, später auch in Westpreußen, vom König ohne Mitwirkung der Landschaften ernannte Landräte, denen auch die Aufsicht über die adligen Güter zustand. Als oberste Justizbehörden wurden die Ostpreußische Regierung zu Königsberg und das Hofgericht zu Insterburg begründet, in Westpreußen die Regierung zu Marienwerder und das Hofgericht zu Bromberg. Die bisherige »Regierung« in Königsberg erhielt die Bezeichnung »Ostpreußisches Etatministeriurn«, war aber allein für Hoheits-, Kirchen- und Schulsachen zuständig.
Klassischen Ausdruck für die Überlegenheit innerer Werte vor den materiellen fand Johann Gottfried Herder aus Mohrungen. Er ist auch der Begründer der modernen Geschichtsbetrachtung: Geschichtliche Kulturen sind nur aus sich selbst zu verstehen und dürfen nicht an Werten gemessen werden, die von außen herangebracht werden. Der Anschluß Westpreußens veranlaßt 1773 die Aufhebung der Leibeigenschaft. Die Erbuntertänigkeit bleibt bestehen. Aber 1804 wird die gesetzliche Freiheit der Bauern festgelegt, worin Preußen allen anderen Provinzen der Monarchie vorangegangen ist. Verbesserungen des Verwaltungsapparates knüpfen sich an den Namen Friedrich Leopolds Freiherrn v. Schrötter (geb. 1743), eines vielseitig gebildeten, mit hervorragendem Organisationstalent begabten, gebürtigen Ostpreußen. Durch ihn lebte 1791—95 wieder einmal der Titel »Oberpräsident« auf, da er die Leitung der ostpreußischen und westpreußischen Kammern in seiner Hand vereinigte. 1804 wird das Etatministerium aufgehoben, seine Funktionen auf die Kammern und Regierungen verteilt. Damit fiel die ursprünglich ständisch bestimmte Landesspitze endgültig fort. Die vier Oberämter wurden als bloße Ehrentitel beibehalten. Den Titel »Kanzler« erhielt jeweils der Präsident des Oberlandesgerichts. Der Endkampf in der unausbleiblichen Auseinandersetzung Napoleons mit dem Staate Friedrichs d. Gr. wurde in Ostpreußen ausgetragen. General l‘Estocq hielt die Weichselübergänge bis zum Dezember 1806. Graudenz behauptete sich weiter als Insel unter dem tapferen Feldmarschall l‘Homme de Courbinre, wie später auch Pillau unter Oberst v. Hermann, bis zum Kriegsende. Danzig unter v. Kalkreuth mußte Ende Mai kapitulieren. Am 18. 2. 1807 konnten die Preußen unter l‘Estocq und seinem Stabschef Scharnhorst bei Pr. Eylau Napoleon den sicheren Sieg über die Russen entreißen. Es war die erste Schlacht des Korsen, die er nicht gewonnen hat. Er mußte hinter der Passarge Winterquartiere beziehen. Selbst nahm er seinen Sitz in Schloß Finkenstein. Die königliche Familie flüchtete im Winter über die Nehrung nach Memel. Der Vertrag zu Bartenstein, den Friedrich Wilhelm III. am 26. April mit dem Zaren Alexander von Rußland schloß, hätte das Geschick wenden können, wenn der erwünschte Beitritt Österreichs und Englands, denen dann Schweden und Dänemark hätten folgen müssen, schon damals hätte verwirklicht werden können. Die Russen vermochten am 10. Juni bei Heilsberg ihre Stellung noch zu halten, wurden aber am 14. bei Friedland vernichtend geschlagen. Zwei Tage darauf zog Napoleon in Königsberg ein. Der Zar trennte sich entmutigt vom König.
Erneuerung und Fortschritt 1807-1914Die Preußische Regierung hat noch von Memel aus am 9. 10. 1807 das erste große Reformgesetz erlassen, das man schlechthin als die »Bauernbefreiung« zu bezeichnen pflegt, obwohl in Ostpreußen nur die Erbuntertänigkeit aufzuheben und die Besitzverhältnisse der ländlichen Grundstücke zu regeln waren. Die Städteordnung vom 19. 11. 1808 ging bereits von Königsberg aus. Der eigentliche Schöpfer dieser Reformen war der Freiherr vom Stein, aber seine Mitarbeiter waren Ostpreußen, in erster Linie v. Schrötter und v. Schön. Von ihnen ist die Bauernbefreiung vorbereitet worden. An der Städteordnung hatte entscheidenden Anteil der Königsberger Polizeidirektor Johann Gottfried Frey, ein Kantschüler, in dessen Haus Stein gewohnt hat, nächst ihm Friedrich August Stägemann, von Geburt Uckermärker.
Beim Wehrgesetz Scharnhorsts wirkte der Ostpreuße Hermann v. Boyen aus Kreuzburg mit, indem er die Landwehr in den Mittelpunkt der Heeresverfassung stellte. Die Väter der Schulreform waren Johann Wilhelm Süvem, Professor in Königsberg, und Georg Heinrich Ludwig Nicolovius aus alter Königsberger Familie. Das dritte große Gesetz, von der Neuorganisation der obersten Staatsbehörden, ist auch noch in Königsberg, aber schon nach der am 24. 11. 1808 von Napoleon erzwungenen Entlassung Steins, am 19. Dezember ergangen. Im Dezember 1809 ist die königliche Familie, mit ihr die Regierung, nach Berlin zurückgekehrt. Schon drei Jahre danach gab Altpreußen das Zeichen zur Erhebung, indem der preußische General Ludwig v. Yorck am 30.12. 1812 durch die sog. Konvention von Tauroggen in der Poscheruner Mühle das preußische Hilfskorps, das für den Krieg gegen Rußland hatte gestellt werden müssen, auf eigene Verantwortung für neutral erklärte. Er besetzte den Raum zwischen Kurischem Haff, Memel und Tilsit, war aber schon am 8. Januar in Königsberg und zog am 21. weiter nach Elbing und Marienburg. Offiziell verwarf der König die Konvention und erklärte zum Schein Yorck für abgesetzt. Im zivilen Bereich wirkte der Burggraf Alexander zu Dohna, Minister des Innern nach Steins Abgang, dann als Generallandschaftsdirektor der eigentliche Leiter des ostpreußischen Landtages. Zur Versammlung am 5. Februar, die der Oberpräsident Hans Jakob v. Auerswald einberufen hatte, wurde Yorck eingeladen und rief die ostpreußischen Stände, nun auch im Namen des Königs, in mitreißender Rede zur Verteidigung der Freiheit des Vaterlandes auf. Er fand begeisterten Beifall. Um das Ausmaß solcher Opferwilligkeit würdigen zu können, muß man bedenken, daß dies verarmte Land erst 1812 beim Aufmarsch der Grande Armee aufs neue schonungslos ausgesogen worden war. Die Landwehrordnung vom 7. Februar geht auf die Gedanken von Scharnhorst und Clausewitz über das freiwillige Aufgebot zurück. Dohna hat sie sich ganz zu eigen gemacht. 20000 Mann und 10000 Reserven sollten auf Kosten der Gemeinden und Domänen aufgestellt werden. Der König billigte die Maßnahmen und ernannte Dohna zum Zivilgouvemeur von Ost- und Westpreußen. Seine rechte Hand war der Königsberger Oberbürgermeister August Wilhelm Heidemann, Professor an der Albertina. Auch Yorck ergänzte sein Korps durch Aushebungen im Lande. Am 8. Februar wurden Freiwillige für das »Ostpreußische National-Kavallerie-Regiment« aufgerufen, das 1000 Mann stark werden sollte. Bei der Aufstellung wurden es nur 833 Mann, davon 268 Ostpreußen, der Rest überwiegend Westpreußen. Der eifrige Förderer war der damalige Gumbinner Regierungspräsident v. Schön. Kommandeur wurde Reichsgraf Carl v. Lehndorff-Steinort. Das Regiment konnte schon am 3. Mai zur Blücherschen Armee in Marsch gesetzt werden. Nach dem Kriege wurde es in das Leibgardehusarenregiment umgewandelt. Ostpreußen ging bei allen diesen Maßnahmen voran. Erst am 12. Februar hat der König zu Breslau die allgemeine Mobilmachung angeordnet. Am 28. folgte das Bündnis mit Rußland zu Kalisch, dem diesmal England, Österreich und Schweden wirklich, wenn auch nicht sogleich, beitraten. Der Ostpreuße Theodor Gottfried v. Hippel aus Gerdauen war der Verfasser des »Aufrufs an mein Volk« vom 17.3. 1813. Auf die Zeit der Erhebung folgte in Ost- und Westpreußen ein volles Jahrhundert des Friedens. Das alte Ordensland ging nun mehr und mehr im Gesamtstaat auf, dessen Erhaltung und Wiederaufbau es so maßgeblich gefördert hatte. Räumliche und klimatische Unterschiede verlangten Berücksichtigung. Noch um 1850 erhält sich das Bewußtsein, daß Altpreußen nicht eine Provinz sei, sondern ein »Land«. Für diesen Ausgleich wirkte Zeit seines Lebens der schon mehrfach genannte Heinrich Theodor v. Schön, der seine Laufbahn im Berliner Generaldirektorium begonnen hatte, aber doch nur für oder in der Heimat wirken wollte. Er ist 1773 zu Schreitlaugken im Kreise Tilsit geboren und schon jung nach Königsberg gekommen. Kant verkehrte im Hause seiner Eltern, Kraus war sein akademischer Lehrer, der große Organisator v. Schroetter sein Meister im Verwaltungsfach. Im Jahre 1809 wurde Schön Präsident der neuen Gumbinner Regierung und 1816 Oberpräsident von Westpreußen, das damals den Umfang erhielt, den es bis 1920 behalten hat, mit den beiden Regierungsbezirken Danzig und Marienwerder, wobei jenes Sitz des Oberpräsidenten wurde, während in diesem das Oberlandesgericht verblieb. Der Rücktritt des ostpreußischen Oberpräsidenten Hans Jakob v. Auerswald im Jahre 1824 ermöglichte die von Schön bereits seit 1815 angeregte Vereinigung der beiden preußischen Provinzen. Das Oberpräsidium der neuen »Provinz Preußen« wurde ihm selbst übertragen. Schön trat im Jahre 1842 zurück, die vereinigte Provinz bestand bis 1878. Der Wiederaufbau der Marienburg ist eng mit seinem Namen verknüpft. König Friedrich Wilhelm IV. verlieh ihm bei seinem Ausscheiden den romantischen Ehrentitel eines »Burggrafen von Marienburg«. In Westpreußen hat Schön in erster Linie für das vor 1772 arg vernachlässigte Schulwesen gesorgt und für die katholischen Kirchen erreicht, daß sie von ausländischen Kirchenoberen unabhängig wurden. Die Gemeinheitsteilung und Verkoppelung durch die »Generalkommission« Mitte der 30er Jahre schuf lebensfähige wirtschaftliche Einheiten. Die Nutzfläche stieg in Ostpreußen von 20,5 v. H. im Jahre 1815 auf 44,3 v. H. im Jahre 1840 und war bis 1913 auf rund 55 v. H. angewachsen. Damit entstanden die Grundlagen für die steigende Bedeutung Altpreußens in der Ernährungswirtschaft Deutschlands. Die Bevölkerung vermehrte sich auf dem Lande von 1818—1867 um 85 v. H. Die schon 1806 hoffnungsvoll entwickelten Industriezweige, besonders Eisen, Stahl und Kupfer in Westpreußen, voran die »Maschinenbauanstalt« Ferdinand Schichau in Elbing, und das Mühlengewerbe in beiden Provinzen konnten erfolgverheißend wiederbelebt werden. Im Zusammenhang damit gelang es auch, die schweren Kriegsschäden zu beseitigen und die Verschuldung weitgehend abzulösen. Die ständische Verfassung wurde behutsam auf der Grundlage der neuen Staatsform entwickelt. 1824 trat in Königsberg der erste Provinziallandtag zusammen, in drei Stände gegliedert, den adligen und bürgerlichen Großgrundbesitz mit 15 Vertretern, die Städte mit 13 und die Bauern mit 7. Er tagte abwechselnd in Königsberg und Danzig. Die erste gesamtdeutsche Ständeversammlung, der »Vereinigte Landtag« in Berlin vom Jahre 1847 war für Altpreußen insofern bedeutungsvoll, als er die Mittel für die Ostbahn bewilligen sollte. Aber gerade die Vertreter der Ostprovinz ließen es zu keinem Beschluß kommen, weil sie die Einlösung des königlichen Verfassungsversprechens forderten und diesem Landtag die Anerkennung versagten. Die Bahn ist dann doch bald in Angriff genommen worden. Sie erreichte von Berlin aus 1852 Dirschau, 1853 Königsberg, wobei allerdings die Weichsel- und Nogatbrücken und die Strecke in der Niederung erst 1857 fertiggestellt wurden, und 1860 Eydtkuhnen, für die Provinz eine Lebensader, die besonders den Durchgangsverkehr nach Rußland förderte. Im Jahre 1848 war von einer Volkserhebung in Ost- und Westpreußen wenig zu spüren; aber es ergab sich eine Belebung des nationalen Gedankens im Sinne der politischen Einigung ganz Deutschlands. Der Ostpreuße Professor Eduard v. Simson wurde am 18. 12. 1848 sogar zum Präsidenten gewählt und hat im Auftrage des ersten deutschen Parlamentes am 3.4. 1849 König Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone angeboten. Am 3. 10. 1851 haben die Gesandten des Deutschen Bundes dem preußischen Antrag zugestimmt, daß die Provinzen Preußen und Posen wieder aus dem Bunde ausschieden. Innenpolitisch herrschte in der Doppelprovinz weiterhin der gleiche Liberalismus, den Schön und die Abgeordneten von 1847 vertreten hatten. Die Städte, besonders Danzig und Elbing, waren seine Pflegstätten. Die kurzlebige »Fortschrittspartei« von 1861 war eine Gründung west- und ostpreußischer Abgeordneter; sie ging 1866 zur neueren nationalliberalen Partei über, als die Einigkeit zwischen Bismarck und dem Landtage hergestellt war. Die Wünsche nach verwaltungsmäßiger Trennung der beiden Preußen gingen von den beiden großen Städten Danzig und Elbing aus, die eine stärkere Berücksichtigung der industriellen Erfordernisse verlangten. Doch gelangte auch die westpreußische Landwirtschaft nach 1878 zu einem lebhaften Aufschwung, besonders in der Erzeugung von Zuckerrüben und Getreide. In Kulmsee entstand die größte Zuckerrübenfabrik Europas. 1904 wurde die Technische Hochschule in Danzig eröffnet, bald darauf ein eigenes Staatsarchiv gegründet, 1912 das XX. Armeekorps für Westpreußen aufgestellt. Die Bevölkerung war froh, daß nun die Besonderheiten der beiden Landesteile besser berücksichtigt werden konnten. Aus ähnlichen Gründen, wie sie zur Wiedereinrichtung der Provinz Westpreußen geführt haben, ist auch der Regierungsbezirk Allenstein im Jahre 1905 geschaffen worden. Er sollte der kulturellen und wirtschaftlichen. Förderung des Südens der Provinz dienen. Der Kreis Oletzko blieb bei Gumbinnen, obwohl er masurische Einwohner hatte. Die Kreise Allenstein und Rößel und der oberländische Kreis Osterode enthielten keine Masuren. Die Regierungshauptstadt Allenstein hatte schon infolge der großen Eisenbahnbauten einen erstaunlichen Aufschwung genommen: Von rund 3500 Einwohnern im Jahre 1852 stieg die Bevölkerungszahl bis 1900 auf 24000. Allenstein war damit die viertgrößte Stadt der Provinz. Sonst zeigte sich der Nutzen besonders in der Auswertung des Waldreichtums und der Anlage zahlreicher neuer Schulen. Gleichzeitig wurde die »Ostpreußische
Landgesellschaft« ins Leben gerufen, die in der ganzen Provinz die innere
Siedlung aufs stärkste gefördert hat. Bis 1914 hat sie auf 35 000 ha
ehemaligen Großgrundbesitzes 1600 Siedlerstellen eingerichtet, und zwar
vorwiegend bäuerliche Wirtschaften von 15—20 ha, aber auch Handwerker-
und Arbeitersiedlungen von 1—2 ha. Die Entschuldung des Altbesitzes
wurde durch das Besitzfestigungsgesetz, vornehmlich im Regierungsbezirk
Allenstein gefördert. Auch genossenschaftliche Zusammenschlüsse wirkten
mit, die ost- und westpreußische Landwirtschaft zu kräftigen. Die beiden WeltkriegeBei Ausbruch des ersten Weltkrieges zog sich Generaloberst v. Prittwitz unter ständigen erfolgreichen Gefechten vor der russischen Heereswalze zurück, die nur langsam nachfolgte.
Nur wenig länger als eine Woche danach stieß Hindenburg von Süden her in die Flanke der bis an die Deime vorgerückten, abwartend gebliebenen Njemen-Armee Rennenkampfs hinein und rollte auch diese Front in der »Schlacht an den masurischen Seen« vom 8.—11. September vollständig auf, so daß die Reste der Russen hinter den Njemen zurückgehen mußten. Der ganze Feldzug hatte drei Wochen gedauert. Die Zivilbevölkerung war auf Nachrichten von Ausschreitungen russischer Truppen größtenteils geflohen, kehrte aber nach der Räumung sogleich zurück. Sie fand schlimme Verwüstungen. Auch drang der Gegner nochmals in das östliche Grenzgebiet ein und mußte in der »Winterschlacht in Masuren« vom 7.—21. Februar 1915, teilweise in zähem Stellungskampfe, endgültig vom deutschen Boden vertrieben werden. Der Feind wurde in den Wäldern von Augustowo eingeschlossen. Der Gesamtschaden in der Provinz betrug 1/2 Milliarden. 39 Städte und 1900 ländliche Orte waren ganz oder größtenteils zerstört. Aber schon am Ende des Krieges war mehr als die Hälfte des Wiederaufbaus vollendet. Bis 1925 konnte er als abgeschlossen betrachtet werden. Damals entstanden die ersten Patenschaften westdeutscher Großstädte oder ganzer Provinzen für ostpreußische Städte und Kreise. Ostpreußen war als einzige deutsche Provinz Kriegsgebiet gewesen. Der Umwälzung vom 9. November 1918 folgte es wohl, aber die neugebildeten Arbeiter- und Soldatenräte waren sich in ihrer Mehrzahl der Verantwortung auf diesem Vorposten bewußt, bemühten sich um die Erhaltung von Ruhe und Ordnung und arbeiteten mit dem Oberpräsidenten v. Batocki zusammen. Die Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar und zur preußischen Landesversammlung am 26. konnten ohne Störungen stattfinden. Am 22. Januar 1919 wurde August Winnig »Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen«, nachdem er vorher als »Generalbevollmächtigter des Reiches für die Baltischen Lande« die Disziplin der dortigen deutschen Truppen wiederhergestellt und die Verteidigung gegen den Bolschewismus gestärkt hatte, bis die Selbständigkeit der baltischen Staaten von den Sowjets anerkannt wurde. Er besaß weitgehende Vollmachten zur Herstellung der Ordnung und Schaffung eines Grenzschutzes in Verbindung mit den Militärbehörden. Diese Freiwilligenformationen, die in erstaunlich kurzer Zeit einsatzbereit waren, haben dann am 3. März 1919 die Provinz von der »Volksmarinedivision« gesäubert, insbesondere in Königsberg, wo diese, etwa 1500 Köpfe stark, die 560 Mann der mehrheitssozialistischen Sicherheitswehr entwaffnet und sich im Schloß festgesetzt hatten. Von dort aus terrorisierten sie die Stadt. Inzwischen war am 8. Mai der Inhalt des Versailler Vertrages mit seinen zerstörenden Bestimmungen für den deutschen Osten bekannt geworden. Die Abgeordneten der Nationalversammlung und der preußischen Landesversammlung traten zu einem Ostparlament zusammen. Sogar der Gedanke an einen selbständigen Oststaat tauchte auf, war aber militärisch undurchführbar. Batocki, der sich stark für diese Pläne eingesetzt hatte, mußte am 26. Juni 1919 als Oberpräsident zurücktreten. Winnig übernahm das Amt am 1. Juli vertretungsweise. Die Bestallungsurkunde hat das Datum des 12. September. Sein größtes Verdienst ist wohl, daß er der Arbeitslosigkeit erfolgreich entgegengewirkt und durch die »Landwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft« geordnete Verhältnisse auf dem Lande geschaffen hat. Der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 trat am 10. Januar 1920 in Kraft. Das alte Ordensland wurde aufs neue gespalten: Westpreußen links der Weichsel und das Kulmerland wurden ohne Volksbefragung abgetrennt, dazu von Ostpreußen das anerkanntermaßen überwiegend deutsch, keinesfalls auch nur masurisch bewohnte Gebiet von Soldau, um die Eisenbahn Dt. Eylau— Mlawa ganz in polnische Hand zu bringen.
Am 10. Januar verließ die Reichswehr das Abstimmungsgebiet, englisches und italienisches Militär rückte ein. Das Memelgebiet wurde durch französische Einheiten besetzt. Reichskommissar für die Abstimmung wurde in Westpreußen Theodor Graf v. Baudissin mit dem Sitz in Marienwerder, für Ostpreußen Wilhelm Freiherr v. Gayl. Von Seiten der Alliierten gab es die Interalliierten Kommissionen in Marienwerder und Allenstein. Die Berliner Ereignisse vom 13.—15. März 1920 haben auch in Ostpreußen Unruhe ausgelöst. Wolfgang Kapp war hier Generallandschaftsdirektor gewesen und hatte sich mit Erfolg für Landarbeiterbewegung, Bauernsiedlung und Grundentschuldung eingesetzt. Mit der öffentlich-rechtlichen Lebensversicherung hatte er, gegen starke Widerstände, eine gemeinnützige Einrichtung geschaffen, die noch heute in der Bundesrepublik besteht. In der Sorge vor der kommunistischen Gefahrhatten sich Winnig und der kommandierende General v. Estorff, auf seine Seite gestellt. Beide mußten nun zurücktreten, mit ihnen der Regierungspräsident von Gumbinnen, Freiherr v. Braun-Neucken, und eine ganze Anzahl von Landräten. Winnigs Nachfolger als Oberpräsident wurde der Insterburger Rechtsanwalt und Abgeordnete der Fortschrittlichen Volkspartei Ernst Siehr, seit April vertretungsweise, im August endgültig. Er hat das Amt bis zum Herbst 1932 geführt. Die Regierung v. Papen setzte ihn ab. Ihm fiel es nun zu, Ostpreußen während der Abstimmungszeit zu lenken. Als Termin wurde von den interalliierten Kommissionen der 11. Juli 1920 festgesetzt. Es wurde eine eindrucksvolle Kundgebung, da auch die im Abstimmungsgebiet Geborenen es sich nicht nehmen ließen, trotz größter Schwierigkeiten in ihre Heimat zu kommen, 24000 nach Westpreußen, 128 000 nach Ostpreußen, obwohl die überwiegende Mehrheit durch die Einheimischen ausreichend gesichert war. Für die Einreise wurde damals der Seedienst Ostpreußen von Swinemünde nach Pillau eingerichtet, da der Korridor für sie gesperrt wurde. Die Frage lautete, ob man sich für Polen oder Ostpreußen (nicht das Deutsche Reich) entscheiden wolle. Die Antwort fiel, wie erwartet, aus: In den westpreußischen Kreisen stimmten 92,28 v. H. für Ostpreußen, im ostpreußischen Bezirk 97,5, davon im eigentlichen Masuren 99,3 v. H. Selbst die Siedler polnischer Herkunft im Kreise Allenstein waren nur mit 2,1 v. H. für Polen eingetreten. Am 12. August 1920 sprach die Botschafterkonferenz die beiden Abstimmungsbezirke dem Deutschen Reiche zu. Sie wurden am 16./17. August wieder in preußische Verwaltung genommen. Der westpreußische Anteil, 29,28 qkm groß, wurde verwaltungsmäßig als Regierungsbezirk Marienwerder zu Ostpreußen gelegt. Die neue Provinz von 1920—39 umfaßte 36992 qkm mit 2 1/2 Millionen Einwohnern. Das alte Ostpreußen hatte 1913 mehr als das, 37047 qkm mit 2 Millionen, Westpreußen 25550 qkm mit 1,7 Millionen gehabt. Die neue Grenzziehung brachte viele Erschwerungen: Tilsit z. B. war von seinem Wasserwerk abgeschnitten, das auf dem andern Memelufer lag, Garnsee und Bischofswerder von ihren Bahnhöfen. Entgegen Art. 28 des Vertrages sollte die Grenze nicht in der Strommitte der Weichsel liegen, sondern 20 m westlich der Flußdeiche auf dem rechten Ufer, wobei sie siebenmal das Deichsystem schnitt und dadurch Schutzmaßnahmen so gut wie unmöglich machte. Der in Art. 97 vorgesehene »Zugang zur Weichsel« bestand in einem 4 m breiten Pflasterweg beim Hofe Kurzebrack und war vor dem Ufer durch Schlagbaum und Grenzposten gesperrt. Die neue Münsterwalder Eisenbahnbrücke, die den dritten Schienenweg nach Berlin hatte aufnehmen sollen, wurde abgetragen und nach Thorn überführt. Aus Westpreußen sind bis 1930 3/4 der eingesessenen, bodenständigen Deutschen abgewandert. Von 65 v. H. sank die deutsche Bevölkerung auf dem Lande damals bis etwa 15 v. H. Der Danziger Hafen kam durch Gründung eines zweiten Seehafens in Gdingen fast zum Erliegen. Die Abtrennung vom Reich brachte viele wirtschaftliche Sonderbelastungen, zu denen noch die dem Reich als Ganzes auferlegten Reparationen und die Schäden der Geldentwertung kamen. Das Schlimmste war die Marktferne, die durch Verkehrsschwierigkeiten weit gewordenen Zwischenräume zu den alten Absatzgebieten der Landeserzeugnisse. Die hohen Frachtkosten ließen kaum noch einen Verdienst übrig. 19 1/2 Millionen Mark jährlicher Ausfall ergaben sich daraus. Auch der Seeweg bedeutete keine Lösung: Königsberg war der polnischen und litauischen Konkurrenz in Gdingen und Memel ausgesetzt, die weit niedrigere Frachtsätze anbieten konnten. Hier Abhilfe zu schaffen, war das vornehmste Bestreben des Oberpräsidenten Siehr, der sich erfolgreich für eine Hilfe des Reiches durch bevorzugte Behandlung Ostpreußens eingesetzt hat. 1922 stellte er sein »Ostpreußenprogramm« auf, das sehr wesentlich mitgewirkt hat, die »Insel Ostpreußen« gegen alle wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Gefahren zu sichern. Vor allem wurden Frachtermäßigungen gewährt und im Rahmen der »Ostpreußenhilfe« 1928/29 der ostpreußischen Wirtschaft Mittel zur Behebung der Kreditnot zugeführt. Durch die Stabilisierung der Währung 1924 war der Geldmarkt eher noch mehr in Verwirrung geraten, da die Ernte bereits gegen Papiermark verkauft war. Auch als 1930 die Ostpreußenhilfe in die allgemeine »Osthilfe« aufging, ist noch ein Drittel des Ostfonds nach Ostpreußen geflossen. Das neue »Ostpreußenwerk« bei Friedland an der Alle versorgte die Landwirtschaft mit elektrischem Strom. Die Siedlung, gefördert durch die Landgesellschaft und die staatlichen Kulturämter, schuf von 1919—30, also in zwölf Jahren, 7820 neue Stellen auf 94 000 ha. In mehr als der doppelten Zeit war seit 1891 nur etwas über die Hälfte davon geleistet worden. Auch die Industrialisierung wurde gefördert, schon um den Absatz der einheimischen Rohstoffe zu erleichtern. Der Königsberger Hafen wurde erweitert. Die Ostmesse seit 1920 wurde ein kräftiger Anziehungspunkt für den europäischen Osten. »Ort der Begegnung« mit den östlichen Nachbarn auf wissenschaftlichem Gebiet war die Landesuniversität, die ihre Strahlungskraft seit dem 16. Jh. behalten hatte.
Am 24. Oktober 1938 hat Hitler die Rückgabe Danzigs von Polen gefordert, wiederholt am 21. März 1939. Am 26. erfolgte die Ablehnung. Das Memelland ist auf friedlichem Wege am 22. März 1939 an das Reich zurückgegeben worden. Litauen erhielt Vorzugsrechte im Memeler Hafen, die seinen wirtschaftlichen Bedürfnissen Genüge leisteten. Bald nach Ausbruch des 2. Weltkrieges kam der Regierungsbezirk Marienwerder zum neuen Reichsgau Danzig-Westpreußen, und Soltau zu Ostpreußen. Im Januar 1940 wurden die baltischen Staaten aufgrund des Hitler-Stalin-Pakts und dem geheimen Zusatzabkommen von Sowjet-Rußland besetzt. Am 22. Juni 1941 begann der Krieg mit der Sowjet-Union. Die Wolfschanze bei Rastenburg wurde das deutsche Hauptquartier und am 20. Juli 1944 Schauplatz des Attentats auf Hitler. 1942 wurde das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig eingerichtet. Unmittelbar danach, Anfang August, erreichte der russische Angriff die Reichsgrenze. Der Bau des Ostwalls erwies sich als unzulänglich. Im Oktober begann die »Schlacht um Ostpreußen«, General der Infanterie Friedrich Hoßbach gelang es, Goldapp am 5. November vorübergehend zu befreien. Am 20. Oktober begann die Evakuierung der Bevölkerung, zunächst nur in die westlichen Teile der Provinz. Nach dem Zusammenbruch der deutschen Weichselfront am 12. Januar 1945 setzte ein neuer sowjetischer Angriff auf Ostpreußen ein. Von Süden her erreichten die sowjetischen Einheiten schon am 26. Januar Tolkemit am Haff, Elbing fiel am 9. Februar. Damit war Ostpreußen vom Reich abgeschnitten, Durchbruchsversuche Hoßbachs aus dem Wormditter Raum scheiterten, Reste seiner Armee konnten sich bis zur Kapitulation auf der Frischen Nehrung halten. Am 22. Februar gelang es General der Infanterie Otto Lasch, dem Verteidiger von Königsberg, die bereits gesperrte Verbindung nach Pillau wieder freizukämpfen. 451 000 Menschen sind zu Schiff von Pillau aus evakuiert worden, rund 200 000 gelangten über die Frische Nehrung nach Danzig und von dort zu Land nach Pommern. Danzig und Gdingen wurden Fluchthäfen für 900 000 Deutsche. Am 27. März wurde Danzig von den Sowjets eingenommen. Im April konnten sich noch 400 000 Menschen von der Halbinsel Hela aus einschiffen. Die Verteidigung von Königsberg wurde am 9. April aufgegeben. Pillau fiel am 25. April 1945. Nach der Kapitulation sind, besonders aus Gegenden östlich der Oder, viele Trecks nach Ostpreußen zurückgekehrt, aber nur, um sogleich wieder ausgewiesen zu werden, sofern sie nicht schon auf dem Rückwege dem Hunger, den Seuchen und der Gewalt erlagen. Von 110 000 Menschen, die bei der Kapitulation noch in Königsberg lebten, starben bis Oktober 1945 die Hälfte. Im März 1947 waren es nur noch 25 000, die abtransportiert wurden. Seitdem gibt es kaum noch Deutsche im Königsberger Gebiet.
Die Demarkationslinie verläuft von der Frischen Nehrung zwischen Narmeln und Neukrug über das Haff bis in die Umgebung von Heiligenbeil, dann weiter über Pr. Eylau, Gerdauen und Nordenburg, nördlich an Goldap vorbei quer durch die Rominter Heide bis Szittkehmen schließlich bis zur ehemaligen Dreiländerecke zwischen Deutschland, Litauen und Polen bei Gromadtschisna. Die Regelung wurde vertraglich als eine vorläufige bis zu einem künftigen Friedensvertrage bezeichnet, wurde aber durch den mit der Wiedervereinigung 1990 abgeschlossenen 2 + 4 Vertrag und dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Bestätigung der zwischen ihnen bestehenden Grenzen vom 14. November 1990 endgültig.
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