Preußische Kriege1740 - 1792 |
Die schlesischen KriegeDer siebenjährige Krieg
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FortsetzungDie Belagerung von OlmützNach dem Fall der Festung Schweidnitz, der letzten Bastion Dauns in Schlesien, am 19. April, brach das preußische Heer zum Angriff vor. Die Überraschung gelang. Daun, der im Raum Skalitz lagerte und am 20. April über 58.000 Mann verfügte, hatte erst nach völliger Auffüllung seiner Armee im Sommer die Operationen eröffnen wollen. Sein Ziel war es, Böhmen und Mähren so lange zu verteidigen, bis die russischen und die schwedischen Armeen offensiv wurden. Am 1. Mai marschierte das preußische Hauptheer mit 55.000 Mann in Mähren ein und schloß am 20. Mai die Festung Olmütz ein. Ein 8.000 Mann starkes Belagerungskorps sollte die 8.500 Soldaten und 324 Kanonen zählende Besatzung überwinden, während Friedrich mit den Hauptkräften dieses Unternehmen gegen Dauns Armee absicherte. Durch geschickte Manöver und auf Grund der günstigen Lage von Olmütz, das von den preußischen Truppen nicht völlig eingeschlossen werden konnte, gelang es jedoch Daun, eine direkte Verbindung mit der Festung herzustellen. Damit konnte er ihre Besatzung in jedem Augenblick so verstärken, daß eine Erstürmung nicht mehr möglich war. Die überlegenen leichten österreichischen Truppen verhinderten außerdem am 28. und 30. Juni in den Gefechten bei Gundersdorf und Domstadtl die Heranführung eines großen Munitionstransports nach Olmütz, wobei sie 3000 Versorgungswagen erbeuteten, so daß sich Friedrich II. gezwungen sah, am 1.Juli 1758 die Belagerung aufzuheben. Er nahm seinen Rückzugsweg über Böhmen, weil die österreichische Armee den Weg nach Schlesien besetzt hielt, weil er die Armee auf Kosten des besetzten Landes ernähren lassen wollte und weil er ein großes österreichisches Magazin in Königgrätz vorzufinden hoffte.
Am 13.Juli erreichten die preußischen Truppen Königgrätz, fanden jedoch keine bedeutenden Vorräte vor, da die Österreicher den größten Teil des Magazins zerstört hatten, was den König schließlich am 4. August dazu bewog, Böhmen und Mähren zu räumen und über Glatz nach Landeshut in Schlesien zurückzugehen. Der Feldzugsplan Preußens war gründlich mißlungen. Die strategische Initiative ging an die österreichische und die russische Führung über. Der russische Vormarsch Am 1. November 1757 war der russische Feldmarschall Apraxin durch General Wilhelm Fermor ersetzt worden. Er nutzte den Abzug des Korps Lehwaldt aus Ostpreußen, um im Januar 1758 mit 34.000 Mann in diese preußische Provinz einzumarschieren, sie zu besetzen und Rußland einzuverleiben. Am 22.Januar hielt Fermor in Königsberg Einzug, wo ihm die ostpreußischen Stände huldigten. Die ostpreußische Bevölkerung fügte sich ohne Aufhebens der neuen Regierung, ein Betragen, das der preußische König seinen ostpreußischen «Untertanen» nie verzeihen konnte. Die Provinz zog aber aus der russischen Herrschaft den Vorteil, eines der am wenigsten verwüsteten Gebiete der am Siebenjährigen Krieg beteiligten Länder zu sein. Dem Bürgertum brachte der ungehinderte Handel mit Polen und Rußland obendrein Nutzen. Ende Februar brach Fermor mit 51.000 Infanteristen und 15.000 Reitern nach Thorn auf. Mit der österreichischen Führung war nämlich vereinbart worden, daß die russische Armee bis zur unteren Warthe und Netze vorgehen und von dort aus - je nach Entwicklung der Lage - entweder mit den schwedischen Truppen bei der Eroberung Brandenburgs oder mit den österreichischen Truppen bei der Besetzung Schlesiens zusammenwirken sollte. Posen war am 1. Juli von Fermor erreicht worden, was General Christoph von Dohna, der an Stelle Lehwaldts das Kommando übernommen hatte, veranlaßte, sich gegen die russische Armee zu wenden. Er bezog bei Frankfurt/Oder ein Lager, um die Forcierung des Flusses durch russische Truppen zu vereiteln. Der russische Oberbefehlshaber strebte indessen danach, bei Küstrin die Oder zu überschreiten und Verbindung nach Norden aufzunehmen, um durch Zufuhren über See die schwierige Versorgungslage seiner Armee zu verbessern. Sein Versuch, die Festung Küstrin am 15. August durch einen Handstreich einzunehmen, scheiterte jedoch. Auch eine Belagerung mißlang, weil Dohna die Garnison der Festung ständig verstärkte.
Die preußische Armee erzielte hier einen operativen Erfolg, da sich Fermor auf Grund von Verpflegungsschwierigkeiten am 27. August gezwungen sah, über Klein-Kammin, Landsberg und Stargard nach Nordosten auszuweichen. Eine Vereinigung zwischen den russischen Truppen und ihren Verbündeten war damit vorerst verhindert. Zur Verfolgung der russischen Truppen hatte der preußische König 17.000 Soldaten unter Dohna bereitgestellt, denen es Ende Oktober gelang, die russische Führung zur Aufhebung der Belagerung von Kolberg zu veranlassen. Dieser Mißerfolg bewog Fermor im November 1758 endgültig, Pommern zu räumen und Winterquartiere hinter der Weichsel, in Ostpreußen, zu nehmen und damit die Zufuhr von Proviant und Munition auf eine sichere Grundlage zu stellen. Die schwedische Armee hatte die Aufhebung der Belagerung von Stralsund benutzt, um in die Mark Brandenburg einzufallen. Unter Graf Hamilton rückten 14.500 Schweden über Pasewalk, Prenzlau nach Neu-Ruppin, wo ihnen 6.000 Preußen unter General Karl Heinrich von Wedel bei Fehrbellin entgegentraten. Trotz des für die Schweden erfolgreichen Gefechts wichen sie nach Norden zurück und nahmen nach zahlreichen Scharmützeln und Gefechten mit schwachen preußischen Abteilungen im Januar 1759 unter den Mauern Stralsunds Lager. Der Feldzug in Sachsen Als Friedrich II. im August Schlesien verlassen hatte, blieben dort 33.000 Mann unter dem Oberbefehl des Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt zurück.
Friedrich eilte auf die Nachricht vom Einmarsch Dauns hin mit 15 Bataillonen und 38 Eskadronen nach Sachsen. Am 10. September trafen sich seine Truppen mit den aus Schlesien herangezogenen des Markgrafen Karl. Der König verfügte nun über etwa 60.000 Mann und war in der Lage, mit Prinz Heinrich Verbindung aufzunehmen, der damit der Gefahr entging, von der 100.000 Mann zählenden Übermacht der Österreicher und der Reichsarmee erdrückt zu werden. Daun zog sich jetzt in ein Lager bei Stolpen zurück. Während Friedrichs Ziel darin bestand, die Österreicher durch Bedrohung ihrer Verbindungslinien zum Abmarsch aus Sachsen zu nötigen, sah es Daun als seine Hauptaufgabe an, sich in Sachsen zu behaupten, zumindest so lange, bis General Ferdinand Philipp von Harsch die schlesische Festung Neiße eingenommen hatte, die als Stützpunkt für eine künftige Wiedereroberung Schlesiens dienen sollte. Fast fünf Wochen lang versuchten preußische Abteilungen, die österreichischen Verbindungen, die über Zittau nach Böhmen führten, zu unterbrechen. Friedrich war allzu selbstüberzeugt, daß es nur noch eine Frage weniger Tage sein könnte, bis sich die österreichischen Truppen nach Böhmen begeben würden. Er nahm deshalb bedenkenlos - trotz der Warnungen seiner Generale - eine taktisch äußerst ungünstige Stellung bei Hochkirch ein, da er glaubte, sie würde als Demonstration ausreichen, Daun zum endgültigen Rückzug zu veranlassen. Der Schlachtenerfolg der Österreicher blieb aber ohne große Folgen auf den Verlauf des Herbstfeldzugs. Trotz seiner Niederlage entschloß sich Friedrich II., nach Schlesien zu gehen, um die Festung Neiße zu entsetzen. Er zog zu diesem Zweck die Truppen Prinz Heinrichs zur Deckung der Verluste in der Schlacht bei Hochkirch an sich und rückte über Görlitz-Löwenberg-Schweidnitz- Reichenbach nach Neiße. General Harsch hob daraufhin am 5. November sofort die Belagerung auf, wonach sich die preußischen Truppen am 8. November nach Sachsen zurückwandten.
Daun scheute nun vor einem sofortigen Angriff zurück. Für eine förmliche Belagerung aber war die Jahreszeit zu weit vorgeschritten, vor allem war die preußische Armee wieder in Sachsen erschienen. Da auch die Versuche scheiterten, Torgau und Leipzig einzunehmen, mußte der Wiener Hof darauf verzichten, seine Truppen in Sachsen ins Winterquartier zu schicken. Am 21. November marschierte Daun elbaufwärts nach Böhmen ab. Der westliche Kriegsschauplatz In Niedersachsen, wo Ferdinand von Braunschweig nach der Aufhebung der Konvention von Kloster Zeven am 23. November 1757 trotz der Intrigen Friedrichs den Oberbefehl übernommen hatte, begannen die Kämpfe schon im Winter. Am 18. Februar war Ferdinand von Lüneburg aus mit 32.000 Mann gegen die französische Armee unter der Führung von Louis de Bourbon-Condé, Herzog von Clermont, die an der Aller, Weser und Oker Winterquartier genommen hatte, aufgebrochen. Obwohl der Soll-Stand der französischen Armee in Deutschland 134.000 Mann betrug, waren nur 76.000 Mann Soldaten dienstfähig. Durch Unterschlagungen, Seuchen und Desertion waren die französischen Bataillone durchschnittlich von 700 auf 300 Mann zusammengeschmolzen; die Schwadronen verminderten sich von 169 auf 100 Reiter. Von den 76.000 Soldaten waren somit nur 39.000 Mann sofort verfügbar. Der unerwartete Vormarsch der verbündeten Armee, die sich aus Kontingenten von Hannover, Hessen, Braunschweig und Preußen zusammensetzte, bewirkte den völligen Zusammenbruch der französischen Armee. Bereits am 3. März zog sich Clermont unter Verlust von 16.000 Gefangenen oder Fahnenflüchtigen über den Rhein zurück. Die verbündeten Armeen schlossen zum Rhein auf, ordneten sich und zogen Verstärkungen heran. Am 2.Juni 1758 überschritt Ferdinand den Rhein und versuchte, die französische Armee durch Bedrohung ihrer rückwärtigen Verbindungen auf die Maas zurückzudrängen. Clermont bezog auf Befehl des Kriegsministers Charles Fouquet, Herzog von Belle-Isle, eine gut verschanzte Stellung bei Krefeld. Dort sollte er das Eintreffen eines Ersatzheeres unter Soubise abwarten. Die Verbündeten kamen jedoch Soubise zuvor und griffen am 23.Juni die Franzosen bei Krefeld an. Die französische Armee wurde geschlagen. Sie erlitt Verluste in Höhe von 5200 Toten und Verwundeten, 3000 Mann wurden gefangengenommen, während die Verbündeten nur 1800 Ausfälle zu verzeichnen hatten.
Die geschickten und raschen Manöver der 40.000 Mann starken Verbündeten, deren eigentlicher Führer der Sekretär Ferdinands, Christian Westphalen, Sohn eines Braunschweiger Postmeisters, war, der dem häufig schwankenden und unschlüssigen Herzog als eine Art Generalstabschef bürgerlicher Herkunft nahezu alle Operationsplärie ausarbeitete, vereitelten alle Versuche der französischen Heerführung, ihre beiden Armeen zu vereinigen. Mitte November mußte sie sich entschließen, die Truppen hinter den Rhein in ruhige Winterquartiere zurückzuführen. Die dringend der Ruhe und Auffrischung bedürftigen französischen Truppen räumten bis Anfang Dezember die rechtsrheinischen Gebiete. Die Verbündeten hatten damit den Feldzug im wesentlichen erfolgreich gestaltet. Das Heer war stärker als zum Jahresbeginn und hatte weite Gebiete zurückerobert, die Anfang des Jahres noch Frankreich besetzt gehalten hatte. Dies alles war unter wesentlich geringeren Verlusten an Menschen und Material erzielt worden, als Friedrich II. sie 1758 in seinen Feldzügen erlitten hatte. Die Kampfhandlungen 1759 bis 1760Vorbereitung des Feldzugs 1759 Aus den Feldzügen des Jahres 1758 war die preußische Armee schwer geschwächt hervorgegangen. Eine vordringliche Aufgabe bestand deshalb darin, die Lücken in der Armee zu schließen und die zur Kriegführung notwendigen Mittel aufzubringen. Friedrich II. gelang es zwar, die Regimenter durch neue Werbungen und Aushebungen relativ schnell zu ergänzen, aber die eingestellten Rekruten bildeten keinen vollwertigen Ersatz für die alten Mannschaften.
Neben der Werbung im Reich mußten Sachsen und Mecklenburg einen hohen Blutzoll entrichten. Im Frühjahr 1759 unternahm das Korps Dohna einen regelrechten Feldzug in Mecklenburg, um Rekruten und Kontributionen einzutreiben. Die Folge war eine wahre Landflucht, so daß die preußischen Generale zu berichten wußten, sie hätten in den Dörfern nur noch Greise und Kinder angetroffen. Ebenso verfuhren die Preußen in Sachsen. Um eine Desertion der solcherart gepreßten Soldaten zu erschweren, wurden jetzt planmäßig die sächsischen Rekruten zum Korps Dohna nach Vorpommern entsandt und die mecklenburgischen in die Reihen der Armee Prinz Heinrichs in Sachsen gesteckt. Daneben wurden russische, österreichische, schwedische und französische Kriegsgefangene, soweit man sie nicht austauschte, unter die Regimenter verteilt. Auch die Bildung neuer Freikorps und -bataillone, die sich in der Regel aus den minderwertigsten Rekruten zusammensetzten, wurde verstärkt. Durch die Besetzung Ostpreußens durch die Russen und Kleves durch die Franzosen verringerten sich die Einnahmen des preußischen Staates, während die Kriegskosten von Jahr zu Jahr anstiegen. Friedrich suchte einen Ausweg zu finden, indem er die Kriegslasten Sachsens und Mecklenburgs ständig erhöhte, Streifzüge zur Eintreibung von Kontributionen nach Süddeutschland unternehmen ließ und die Münzverschlechterung fortsetzte. Auch die 670 000 Pfund Sterling englische Subsidien für 1759 ließ Friedrich nach verschlechtertem Münzfuß ausprägen. Auf diese Weise gewann er aus den Einnahmen, der Münzverschlechterung und aus den Subsidien 12 Millionen Taler. Außerdem erhielt er 6 Millionen Taler Kontributionsgelder. Diesen Einnahmen von 18 Millionen Talern standen jedoch Kriegskosten in Höhe von 27,8 Millionen Talern gegenüber. Der preußische König sann daher Ende 1759 auf die Erschließung neuer Einnahmequellen, um den Krieg fortsetzen zu können. Trotz aller dieser Maßnahmen war die Stärke des Heeres von 1758, die 166.000 Mann betragen hatte, nicht mehr zu erreichen, wenn auch die Zahl der Feldtruppen erhöht wurde, so daß Preußen Anfang 1759 nur 36.000 Mann Garnisontruppen und Provinzmilizen sowie 127.000 Mann des Feldheeres mit insgesamt 536 Kanonen zu Verfügung standen. Die Gesamtstärke des verbündeten Feldheeres betrug im Frühjahr 1759 demnach 195.729 Mann. Es war somit den alliierten Streitkräften um fast 140.000 Mann unterlegen.
Die österreichische Führung bemühte sich, diese Kräfteüberlegenheit zur völligen Niederwerfung Preußens auszunutzen und damit ihre politische Geltung in Mitteleuropa zu erhöhen. Sie schlug deshalb vor, daß sich die österreichische Hauptarmee mit starken russischen Kräften in Schlesien vereinigte, während eine zweite russische Armee und die schwedischen Truppen das Korps Dohna und die Abteilung Kleist binden sollten. Die Armee Prinz Heinrichs war durch die Reichsarmee, die Mainarmee und das Korps Hadik anzugreifen. Auf diese Weise hoffte die österreichische Führung auf allen Kriegsschauplätzen die zahlenmäßige Überlegenheit zu besitzen und Friedrich II. derart in die Enge zu treiben, daß er sich überall nur unter den ungünstigsten Bedingungen schlagen könne, was schließlich zur Vernichtung seiner Armee führen müsse. Die russische Führung verweigerte diesem Plan ihre Zustimmung, weil er ihre Anstrengungen völlig den politischen Zielen Habsburgs unterordnen würde. Überdies war eine Vereinigung mit dem österreichischen Heer in Schlesien mit gewaltigen Schwierigkeiten verbunden, solange nicht die rückwärtigen Verbindungen des russischen Heeres gesichert waren. Dies erforderte die Besetzung Pommerns sowie die Einnahme der für die Versorgung hochwichtigen Ostseehäfen Kolberg und Stettin. Die russische Führung orientierte sich aus diesem Grund darauf, den Schwerpunkt ihrer Operationen nach Norden zu legen; sie sagte dem Wiener Hof nur zu, daß bis Ende Mai die russische Armee in Posen versammelt sei und daß man von dort aus die österreichischen Operationen nachdrücklich unterstützen wolle. Der französische Kriegsminister lehnte den Wiener Plan rund weg ab, weil dieser das Ziel Frankreichs in Nordwestdeutschland gefährdete, nämlich Hannover zu okkupieren, um beim Friedensschluß einen Austausch dieser Provinz gegen die Verluste in der Kolonien vornehmen zu können. Gegenüber Österreich aber erklärte Belle-Isle, bei einer Entsendung der Mainarmee nach Sachsen wären die französischen Streitkräfte zu schwach, um die verbündete Armee zu bezwingen. In der strategischen Planung der einzelnen antipreußischen Mächte war damit wiederum keine Übereinstimmung erzielt worden, eine Tatsache, die sich auf den Verlauf des Feldzugs verhängnisvoll auswirken sollte.
Friedrich II. stellte sich für 1759 keine offensiven Aufgaben. Die schweren Ausfälle im vergangenen Jahr veranlaßten ihn, sein Heil in der strategischen Defensive zu suchen. Dabei erkannte er richtig, daß Schlesien das Hauptziel der österreichisch-russischen Anstrengungen sein werde; er konzentrierte deshalb seine Hauptkräfte in diesem Raum und wollte dem Angriff Dauns durch aktive Verteidigung begegnen. Die Verteidigung Schlesiens gegenüber einem Vorstoß von Mähren und Böhmen wurde durch das vom Isergebirge bis zum Altvater reichende Hochgebirge auf natürliche Weise unterstützt. Die engen, steilen und während des Winters schier unwegsamen Gebirgspässe stellten im 18. Jahrhundert schwer zu bezwingende natürliche Hindernisse dar, die insbesonders die Verpflegungstransporte erschwerten. Einen Einbruch in die schlesische Ebene erschwerten überdies ‘die Festungen Schweidnitz, Glatz und Neiße. Erst deren zumeist langwierige Belagerung und Einnahme garantierte ein sicheres Operieren in Schlesien. Der zur Habsburger Monarchie hin gerichtete festungsartige Gebirgswall erleichterte Friedrich II. in der defensiven Phase seiner Kriegführung die Verteidigung der eroberten schlesischen Provinz. Um eine Vereinigung der russischen Streitkräfte mit den Österreichern zu verhindern, befahl der König Dohna, die russischen Magazine in Polen zu zerstören und damit die Eröffnung des Feldzugs durch die Russen so weit hinauszuzögern, daß sie keine entscheidenden Ergebnisse mehr erzielen konnten. Außenpolitisch versuchte Friedrich, England doch noch zu veranlassen, ein Geschwader in die Ostsee zu entsenden. Pitt lehnte jedoch diesen Vorschlag wie 1758 ab. Auch die Anstrengungen des preußischen Gesandten Karl Adolf von Rexin, die Türkei in einen Krieg mit Österreich zu verwickeln, mißlangen. Trotz beträchtlicher Bestechungssummen, die 700 000 Taler überschritten, weigerte sich die Pforte, ein Bündnis mit Preußen zu schließen oder gar in den Krieg einzutreten.
Mit der Absicht, in naher Zukunft Verbindung zur russischen Armee aufzunehmen, drang sie in Schlesien ein. Friedrich verlegte Daun den Weg und bezog bei Schmottseifen Lager. Daun war dieser Umstand keineswegs unangenehm, sondern er kam seinen Absichten entgegen, die darin bestanden, die königliche Armee zu binden und gleichzeitig ein Korps unter Laudon in Stärke von etwa 20.000 Mann der russischen Armee entgegenzusenden und sich mit ihr zu vereinigen. Die russische Armee, zu deren Oberbefehlshaber im Juni 1759 Pjotr Saltykow ernannt worden war, hatte sich Mitte Juli im Raum Posen versammelt und marschierte in südöstlicher Richtung der Armee Dauns entgegen. Dem Korps Dohna war es nicht gelungen, ihren Vormarsch zu behindern, weshalb Friedrich den Kommandeur absetzte und an seiner Stelle am 22.Juli den jungen Generalleutnant Wedel ernannte. Aber auch Wedel konnte seine Aufgabe nicht lösen. Angespornt von den Befehlen des Königs, warf er sich zwar der russischen Armee am 23.Juli bei Kay in den Weg, wurde aber, wie angesichts des Kräfteverhältnisses und der ungünstigen Bedingungen, unter denen die Preußen angriffen, nicht anders zu erwarten war, geschlagen. Laudon nutzte die günstige Lage aus, umging die preußischen Stellungen und nahm am 29.Juli mit seinem Korps Verbindung zur russischen Armee auf, die mit Rücksicht auf ihre Verpflegungslage von Kay aus auf Frankfurt/Oder vorging.
Am Abend des 13. August war die Armee bereits wieder 12.000 Mann stark. Sie erhielt Befehl, nach Fürstenwalde abzurücken und dort zu versuchen, den erwarteten Vormarsch der russischen und den österreichischen Armee gegen Berlin aufzuhalten. Doch die Zeit verstrich, ohne daß die Alliierten dem preußischen Staat den Todesstoß versetzten. Ihr Zögern hatte mehrere Ursachen. Saltykow lehnte einen sofortigen Vormarsch ab, weil die russische Armee bei Kunersdorf ebenfalls hohe Verluste (13 600 Mann) erlitten hatte. Entscheidend war aber, daß Saltykow Rücksicht auf die propreußische Gesinnung des künftigen Zaren Peter nahm und sich die russische Armee nicht zum Werkzeug österreichischer Interessen machen lassen wollte. Der russische Oberbefehlshaber erklärte, daß es nach zwei blutigen Schlachten für Daun an der Zeit sei, den durch die russischen Siege eingeleiteten Erfolg auszunutzen. Er lehnte es ab, daß die russische Armee allein die Hauptlast der Opfer trüge, während sich die österreichische Hauptarmee weitab vom Gegner hielte. Das Hauptinteresse Österreichs war auf die Wiedergewinnung Schlesiens gerichtet. Daun sah keinen großen Vorteil für sich darin, in die Kurmark vorzustoßen, weil die königliche Armee zwar geschlagen, aber in Schlesien unter Prinz Heinrich noch über beträchtliche Kräfte verfügte. In der schwer gebrandschatzten und ausgesaugten Mark sah er nicht einmal die Chance, Winterquartiere nehmen zu können.
Die russische Armee war inzwischen am 16. August bei Frankfurt über die Oder gegangen und hatte sich mit dem Korps Hadik vereinigt, das 19.000 Mann zählte. Friedrich, der inzwischen wieder den Oberbefehl übernommen hatte, verfügte bei Fürstenwalde bereits über 33.000 Mann. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit griff Saltykow angesichts der österreichischen Untätigkeit nicht an. Er wollte erst dann vorgehen, wenn Daun herangerückt war. Doch der österreichische Oberbefehlshaber, mehr in Sorge, Prinz Heinrichs Truppen könnten ihn bei einem Nordmarsch von seinen böhmischen Verteidigungslinien trennen, als die Gunst der Stunde zu nutzen, sich mit der russischen Armee zu vereinigen und der Armee Friedrichs II. einen betäubenden, möglicherweise kriegsentscheidenden Schlag zu versetzen, wagte nur Vorausabteilungen zu entsenden, blieb aber mit dem Gros seiner Armee in der Lausitz stehen. Am 22. August trafen sich Daun und Saltykow in Guben. Daun beschwor den russischen Oberbefehlshaber, noch 10 bis 12 Tage bei Frankfurt stehen zu bleiben, versprach ihm die Versorgung seiner Armee, während die Österreicher die Festung Dresden erobern wollten. Den zögernden Aktionen Dauns begegneten die preußischen Truppen mit wachsender Aktivität gegen die langgestreckten Versorgungslinien der Alliierten. Ende August rückte die russische Armee aus ihren Stellungen bei Frankfurt ab und marschierte oderaufwärts in Richtung Guben. Friedrich II. schrieb nach Eintreffen dieser Kunde an Prinz Heinrich: «Ich verkündige Ihnen das Mirakel des Hauses Brandenburg. In der Zeit, da der Feind die Oder überschritten hatte und eine zweite Schlacht hätte wagen und den Krieg beendigen können, ist er nach Müllrose und Lieberose marschiert.» Der Hohenzollernstaat war ohne großes eigenes Zutun einer militärischen Katastrophe entronnen. Der sächsische Kriegsschauplatz Obwohl durch die Uneinigkeit der Alliierten Preußens militärische Niederlage vorerst ausblieb, befand es sich nach Kunersdorf in einer schwierigen Lage. Die Reichsarmee hatte die Räumung Sachsens durch preußische Truppen dazu ausgenutzt, im August Halle, Merseburg, Leipzig, Torgau und Wittenberg zu besetzen. Am 29. August erschien sie vor den Toren Dresdens.
Mit dem Fall der Festung Dresden hatten die Alliierten eine Schlüsselposition in Sachsen gewonnen. Zwar hatte der preußische König, der nach dem Abmarsch der russischen Armee neue Hoffnung schöpfte, die Übergabe Dresdens schließlich wieder verboten, aber seine Weisung kam zu spät, die Kapitulationsverhandlungen waren bereits abgeschlossen. Dafür ergoß sich sein ungerechter Zorn über Schmettau, der ohne Kommando blieb und nach dem Krieg schimpflich verabschiedet wurde. Die Besetzung Sachsens durch die Reichsarmee veranlaßte die preußische Führung, Truppen unter den Generalen Finck und Johann Jakob von Wunsch dorthin zu entsenden, die zum Korps Prinz Heinrich stießen und mit 35.000 Mann Leipzig wieder besetzten. Die Reichsarmee vereinigte sich währenddessen mit der österreichischen Hauptarmee bei Dresden. Am 13.November erschien auch Friedrich II. mit 18 Bataillonen und 30 Eskadronen in Sachsen, nachdem die russische Armee, die oderaufwärts in Richtung Schlesien vorgegangen war, vergeblich versucht hatte, sich der Festung Glogau zu bemächtigen. Am 26. Oktober war die russische Armee an die Weichsel zurückgegangen, um dort Winterquartier zu nehmen. Der preußische König beabsichtigte, unter allen Umständen die österreichischen Truppen aus Sachsen zu vertreiben. Dazu bewogen ihn vor allem politische Interessen. Er war in den Besitz von Nachrichten gekommen, daß Frankreich und England Friedensverhandlungen aufnehmen wollten. Für einen eventuellen Friedenskongreß beabsichtigte er, Sachsen als politisches Faustpfand und Austauschobjekt zu benutzen. Allerdings traute Friedrich seinen Truppen keine Schlacht mehr zu und plante deshalb, Daun durch Unterbrechung seiner Verbindungslinien aus Sachsen herauszumanövrieren. Zu diesem Zweck entsandte er General Finck mit relativ geringen Kräften in die Flanke Dauns. Die Operation des preußischen Königs, die er gegen den Rat seines Bruders und Fincks unternahm, waren aber so ungeschickt angelegt - Napoleon spricht von dem unverzeihlichsten Fehler, den Friedrich je begangen hat -‚ daß Daun die Möglichkeit erhielt, das preußische Korps bei Maxen einzuschließen und am 21. November zur Kapitulation zu zwingen. 14.000 Soldaten, darunter 9 Generale, sowie 70 Kanonen, 96 Fahnen und 24 Standarten fielen in österreichische Hand. Der ohnehin geschwächten preußischen Armee war eine empfindliche Niederlage bereitet worden. Im österreichischen Lager sprach man vom fröhlichen «Finckenfang» bei Maxen. Friedrich war durch diesen Vorfall höchst empört. Aber wiederum suchte er die Schuld nicht bei sich selbst, sondern machte Finck für die Niederlage allein verantwortlich. Er wurde nach dem Krieg vor Gericht gestellt, aus der Armee ausgestoßen und zu einjähriger Festungshaft verurteilt. Prinz Heinrich urteilte über die Führung seines Bruders nicht zu Unrecht: «Von dem Tage an, da er zu meiner Armee gekommen ist, hat er Unordnung und Unglück verbreitet, all meine Mühe in diesem Feldzug und das Glück, das mich begünstigt hat, alles ist verloren durch Friedrich.»
Weiterer Kriegsverlauf im Westen Der Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen in Westdeutschland, Ferdinand von Braunschweig, hatte sich im Frühjahr entschlossen, den Vorsprung, den er in der Wiederherstellung seiner Armee gewonnen hatte, dazu auszunutzen, das in zwei Gruppen aufgesplitterte französische Heer einzeln anzugreifen und zu schlagen. Er konnte dazu im April 1759 über 71.800 Mann Feld- und 7.100 Mann Garnisontruppen verfügen. Die französische Armee dagegen zählte Ende März 97.000 Mann, darunter die 66.000 Soldaten starke Hauptarmee, die unter dem Oberbefehl von Contades stand und den Rhein entlang Winterquartiere genommen hatte, sowie die 31.000 Mann starke Mainarmee, die Broglie befehligte. Der französischen Armee flossen aber ständig Verstärkung zu. Am 24. März eröffnete Ferdinand die Operationen und brach mit 29.000 Mann und 71 Geschützen nach Fulda auf. Anfang April stieß er nordöstlich von Frankfurt am Main auf die Broglie unterstehende Armee. Am 13. April prallten die beiden Armeen bei Bergen aufeinander.
Am 3. Juni vereinigten sich die Franzosen bei Gießen und nahmen im Juli die Festung Minden im Handstreich. Ferdinand war entschlossen, eine französische Besetzung Hannovers unter allen Umständen zu verhindern. Trotz der großen Überlegenheit der französischen Streitkräfte stellte er sich am 1. August 1759 bei Minden zur Schlacht. Obwohl die Verbündeten auf dem Schlachtfeld nicht reibungslos zusammenwirkten, gelang es ihnen, das französische Zentrum auseinanderzusprengen und Contades zum Rückzug hinter die Weser zu zwingen. Die französische Armee wich infolge ihrer schweren Verluste, die 5.000 Mann überschritten, während die Verbündeten nur 3.800 Mann verloren, nach Kassel zurück. Ferdinands Absicht, der französischen Armee scharf nachzusetzen und sie nachhaltig zu schwächen, scheiterte, weil er im Herbst 13 Bataillone an den preußischen König abgeben mußte. Er konnte noch von Glück sagen, daß es ihm gelang, die daraufhin von den Franzosen eingeleitete Gegenoffensive durch das Gefecht von Fulda (30. November) im Keim zu ersticken. Anfang Januar schließlich bezogen beide Armeen Winterquartier. Wie im vergangenen Jahr hatten die Verbündeten Hannover, Westfalen und Hessen erfolgreich und unter relativ niedrigen Opfern verteidigt. Friedrich II. konnte ein weiteres Jahr darauf rechnen, Rückenfreiheit im Westen zu haben. Kriegspläne 1760 Die schweren Niederlagen der preußischen Armee bei Kunersdorf und Maxen hatten Friedrich II. veranlaßt, bei Georg II. von England vorstellig zu werden, ob es nicht möglich wäre, die Koalition auf diplomatischem Wege zu sprengen, indem man Friedensverhandlungen anzuknüpfen suchte. In England traf dieses Ersuchen um so mehr auf ein wohlwollendes Entgegenkommen, als die herrschenden Kreise Englands ihre Hauptziele im Kolonial- und im Seekrieg verwirklicht sahen. Hinzu kam, daß in England selbst die Opposition gegen den Kriegskurs der Regierung Pitt an Einfluß gewann. Am 25. November 1759 übergaben England und Preußen den Vertretern Frankreichs, Österreichs und Rußlands in Ryswyk eine Einladung zu einem Friedenskongreß.
So sah sich Preußen gezwungen, erneut einen Feldzug vorzubereiten. Die schweren Verluste des Vorjahres konnten nicht mehr gedeckt werden. Vor allem fehlte es an Soldaten. Der Gefangenenaustausch hatte völlig aufgehört. Die Rekrutenaushebungen in den preußischen Stammlanden wurden deshalb wesentlich verschärft und entwickelten sich zu wahren Menschenjagden. Besonders die von Preußen okkupierten Gebiete hatten wiederum einen hohen Blutzoll zu entrichten, allein Sachsen mußte 6000 Rekruten stellen. Aber auch diese Quellen reichten nicht mehr aus, um die Verluste zu ersetzen. So wurden trotz der schlechten Erfahrungen mit der sächsischen Armee Kriegsgefangene in erheblichem Umfang in die preußischen Regimenter eingereiht. Neben dem Mangel an Rekruten wirkte sich die Verknappung der Finanzmittel nachteilig auf die Ausrüstng der Armee aus. Pferdematerial, Bekleidung und Verpflegung wurden schlechter und entsprachen kaum den bescheidensten Ansprüchen. Es gelang zwar, Einnahmen und Ausgaben in Übereinstimmung zu bringen, aber diese Bilanz war das Ergebnis einer weiteren Münzverschlechterung und der verschärften Eintreibung von Kontributionen. Während Friedrichs Hofjuwelier und gleichzeitig dessen Hauptmünzunternehmer Nathan Veitel Ephraim übergebene Prägung 1759 6,5 Millionen Taler gebracht hatte, wurden von Februar bis November 1760 aus der gleichen Menge Gold nicht weniger als 9 Millionen noch minderwertigere Taler ausgeprägt, die - an die königliche Kasse abgeführt - von ihr vorwiegend als angeblich polnisches Geld in Umlauf gesetzt wurden. Um diese Münzverschlechterung zu verbergen, prägte man die Münzen als sächsisches Geld, die die Jahreszahl 1753 trugen. Den königlichen Steuerbehörden war es allerdings strikt verboten, diese in Zahlung zu nehmen. Friedrich verlangte, in gutem Geld bezahlt zu werden. Die Lasten der Münzverfälschungen hatten vor allem die preußischen Untertanen sowie die deutsche und die polnische Bevölkerung zu tragen. Auch aus den Subsidienzahlungen Englands erzielte man 1760 einen höheren Gewinn. Hatte deren Ausmünzung 1759 5,3 Millionen Taler betragen, so ergab sie 1760 6,3 Millionen Taler! Die Kontributionen wurden ebenfalls erhöht. Von Sachsen, das 1759 6 Millionen aufgebracht hatte, wurden 1760 12,5 Millionen Taler gefordert.
Nur mit diesen Methoden gelang es, für 1760 eine halbwegs den Ansprüchen genügende Armee ins Feld stellen zu können. Die geplante Stärke von 140.000 Mann Feldtruppen und 30.000 Mann Garnisontruppen wurde jedoch nicht erreicht. An Artillerie verfügte das preußische Heer 1760 über 265 Bataillonskanonen und 248 Stück schwerer Artillerie. In Reserve befanden sich in Berlin und Breslau je 40 Geschütze. Während die Stärke der preußischen Armee wesentlich sank, verstärkte sich die Armee Ferdinands von Braunschweig durch eine Erhöhung der englischen Kontingente erheblich. Insgesamt zählte die preußisch-deutsch-englische Armee 194.440 Mann. Friedrich II. war angesichts seiner zahlenmäßigen Unterlegenheit entschlossen, defensiv zu operieren. Sein Hauptziel war es, sich im Besitz der noch verbliebenen Provinzen zu halten und im günstigsten Fall die österreichische Hauptarmee aus Sachsen herauszumanövrieren. Der Petersburger und der Wiener Hof wollten den Hauptschlag gegen Schlesien führen. Dort sollten Daun und Alexander Buturlin zusammenwirken und die Provinz als Faustpfand für künftige Friedensverhandlungen einnehmen. Es war vorgesehen, durch Vorstöße nach Vorpommern und Sachsen die preußischen Streitkräfte über die Hauptstoßrichtung zu täuschen und zu binden. Kampfhandlungen im Jahre 1760 Die Operationen im Jahre 1760 begannen erst im Juni, weil Friedrich noch immer auf einen Kriegseintritt der Türkei hoffte und die österreichische Führung den Anmarsch der russischen Armee zur Oder abwarten wollte. Der Vormarsch der russischen Armee zur Oder veranlaßte Prinz Heinrich, ihr entgegen in die Neumark zu ziehen. Damit war das Korps Fouqué in Schlesien völlig isoliert. Laudon nutzte diesen Umstand aus und brach mit 38.000 Mann in Schlesien ein. Am 23. Juni griff er mit seinen Truppen das preußische Korps, das etwa 11.500 Mann zählte, bei Landeshut an, schlug es vernichtend und nahm den größten Teil der preußischen Truppen gefangen. Nur 1700 Mann konnten sich unter Verlust von 68 Kanonen und 34 Fahnen nach Breslau flüchten. Die österreichischen Ausfälle betrugen etwa 3000 Mann. Laudon bezog daraufhin Stellung bei Liegnitz, ließ Glatz belagern, das am 26. Juli kapitulierte, und rückte dann vor Breslau. Auf diese Nachricht hin eilte Prinz Heinrich mit seinen Truppen nach Schlesien zurück, wo er am 8. August eintraf. Friedrich II. hatte indessen vergeblich die Festung Dresden belagert. Trotz eines barbarischen Bombardements, dem die Kreuzkirche und große Teile der Innenstadt zum Opfer fielen, hielt die Garnison bis zum Eintreffen Dauns aus.
Die russische Armee hatte sich inzwischen der schlesischen Grenze genähert und drohte im Zusammenwirken mit Laudon, dem Korps Prinz Heinrich ein zweites Maxen zu bereiten. Der preußische König marschierte deshalb Anfang August nach Schlesien ab, wobei ihm die österreichische Hauptarmee unter Daun folgte. Bei Liegnitz verlegte Daun, der sich mit Laudon vereinigt hatte, der preußischen Armee den Weg nach Breslau, in dessen Nähe das Korps Prinz Heinrich stand, das gleichzeitig überlegene russische Kräfte bedrohten. Obwohl der König seinen durch lange Märsche ermatteten und durch zahlreiche Desertionen gelichteten Truppen keine Schlacht zutraute, sah er sich schließlich gezwungen, die ihn im Halbkreis umlagernde österreichische Armee handstreichartig anzugreifen. Hieraus entwickelte sich die Schlacht bei Liegnitz. Trotz des Sieges war die preußische Armee aber zu schwach, um auf allen Kriegsschauplätzen ihren Gegnern gewachsen sein zu können. Während sie in Schlesien im August/September die Lage mit großer Mühe wiederherstellen konnte, besetzte die Reichsarmee Sachsen und gingen 20.000 Russen unter den Generalen Gnigoni Tschernyschew und Eduard Totleben sowie 15.000 Österreicher unter Feldmarschall Franz Moritz von Lacy gegen Berlin vor. Prinz Eugen von Württemberg, der an Stelle von Joachim Friedrich von Stutterheim im Norden befehligte, konnte mit seinen schwachen Verbänden die Einnahme Berlins nicht verhindern. Friedrich II. brach deshalb am 7. Oktober selbst gegen Berlin auf. Daun, der Laudon mit 30.000 Mann gegen 12.000 preußische Soldaten in Schlesien zurückließ, folgte dem König. Auf die Nachricht vom Anmarsch preußischer Truppen hin räumten Russen und Österreicher Berlin, wo sie das Zeughaus geplündert, die Münze zerstört, die Pulvermühlen gesprengt, über 5000 Gefangene gemacht und sämtliche Kriegsvorräte abtransportiert hatten.
Der Feldzug hatte für die Alliierten zu keinem entscheidenden Ergebnis geführt. Die völlige Wiedergewinnung Schlesiens war mißlungen. Friedrich II. hatte sich zwar in der Defensive behauptet, Preußen mußte dafür aber teuer bezahlen. Fast die Hälfte der Provinzen war verloren, die andere Hälfte schwer verwüstet. Hohe Bevölkerungverluste, Hunger, Teuerung und wirtschaftliche Depression kennzeichneten das Leben des Landes. Dessenungeachtet bürdete ihm Friedrich neue, fast unerschwingliche Lasten auf, um den Krieg fortsetzen zu können. Kriegsverlauf in Westdeutschland Die französische Armee war im Mai 1760 in zwei Heeressäulen erneut zum Marsch über den Rhein aufgebrochen. Ferdinand, der eine Vereinigung beider Armeen verhindern wollte, griff die Rheinarmee am 10. Juli bei Korbach an, wurde aber zurückgeschlagen. Die bei Fitzlar vereinigte französische Armee bemächtigte sich wiederum Hessens, obwohl es den Verbündeten gelang, in den Gefechten bei Emsdorf (16.Juli) und bei Warburg (31.Juli) den Franzosen beträchtliche Verluste zuzufügen. Nachdem auch Kassel hatte aufgegeben werden müssen, plante Ferdinand, die französische Armee durch einen Stoß in den Rücken zum Abmarsch zu zwingen. Doch auch diese Operation, die mit dem Rheinübergang bei Wesel eröffnet wurde, mißlang, als am 16. 0ktober die Verbündeten bei Kloster Kamp geschlagen wurden. Im Dezember gingen die Truppen beider Seiten in die Winterquartiere; die Franzosen hatten sich zum erstenmal fest im Rechtsrheinischen behauptet, in Hessen bis nach Thüringen hinein. Rüstungen und Operationspläne 1761 Die Wiederherstellung der preußischen Armee für den kommenden Feldzug stieß nach den blutigen Schlachten von Liegnitz und Torgau auf die allergrößten Schwierigkeiten. Die Aufbringung der für den Krieg notwendigen Finanzmittel wurde immer komplizierter. Einen Ausweg bildeten die unerhörte Aussaugung Sachsens, das 19,5 Millionen Taler aufbringen mußte, und die Fortsetzung der Münzverschlechterung, die 6 Millionen Taler einbrachte.
Die preußischen Provinzen waren mehr und mehr von waffenfähigen Männern entblößt worden, ja man schreckte nicht davor zurück, vierzehn- bis fünfzehnjährige Kantonisten in die Armee zu pressen. Zur Wiederherstellung seiner Armee in Sachsen zum Beispiel reihte Friedrich 6000 Kantonisten, 1179 Sachsen, 943 Rudolstädter und 1795 Mecklenburger in die Regimenter ein. Die Aufstellung von Freiregimenter entsprang der Notlage Preußens. Sie waren dazu bestimmt, in der Schlacht als Avantgarde das Feuer auf sich zu ziehen. Hinter den Freibatallionen sollten stets reguläre Regimenter stehen. Als Kanonenfutter sollten diese Truppen in die Schlacht getrieben werden, die Verluste der regulären Einheiten zu vermindern. Mit diesen Mitteln gelang es, die zahlenmäßige Stärke der preußischen Armee gegenüber dem Vorjahr nicht nur wieder zu erreichen, sondern sogar zu überschreiten. Dafür sank allerdings die Zahl der regulären Bataillone. Die Stärke der Armee Ferdinands von Braunschweig war auf etwa 70.000 Mann gesunken; somit betrug die Zahl der Gesamtstreitkräfte der anglo-preußischen Verbündeten annähernd 190.000 Mann. Demgegenüber verfügten die Alliierten für 1761 wiederum über eine beträchtliche Überlegenheit. Der Plan des alliierten Oberkommandos sah vor, mit vereinigten Kräften in Schlesien einzufallen. Außerdem sollten die Preußen aus Sachsen und aus Pommern vertrieben werden. Kampfhandlungen 1761 Das Korps Laudon eröffnete den Feldzug, indem es im Juli nach Schlesien eindrang. Friedrich II. verließ daraufhin Sachsen und zog mit seiner Armee ebenfalls nach Schlesien, wo er sich mit den dort befindlichen Truppen vereinigte. Gegenüber den über Posen nach Schlesien vorrückenden russischen Truppen postierte er 20.000 Mann unter Goltz. Trotz aller Anstrengungen gelang es dem König jedoch nicht, eine Vereinigung der Alliierten bei Hohenfriedberg zu verhindern. Von Breslau abgeschnitten, bezog die preußische Armee bei Bunzelwitz, in der Nähe von Schweidnitz, ein Lager, das durch Gräben, Palisaden und Wolfsgruppen verschanzt wurde.
Buturlin und Laudon konnten sich trotz bedeutender zahlenmäßiger Überlegenheit nicht zum Angriff entschließen. Vielmehr litten sie je länger desto stärker unter Versorgungsschwierigkeiten, während Friedrich seine Armee aus den reichen Magazinen von Schweidnitz verproviantieren lassen konnte. Am 9. September schließlich marschierten die russischen Truppen nach Polen ab, ließen aber ein 20.000 Mann starkes Korps zurück. Friedrich, der glaubte, der Feldzug wäre damit beendet, unternahm daraufhin einen risikoreichen Vorstoß nach Neiße, der die Verbindungslinien der Österreicher nach Böhmen bedrohen sollte. Laudon nutze diesen Fehler aus, um die Festung Schweidnitz im Handstreich zu erstürmen. Darauf fiel ganz Oberschlesien wieder in österreichische Hand. Auch in Pommern hatte sich die militärische Lage für Preußen verschlechtert. Nachdem die Festung Kolberg 1758 und 1760 einer russischen Belagerung widerstanden hatte, gelang es Pjotr Rumjanzew, nicht zuletzt durch Verstärkungen, die er vom abmarschierenden Korps Buturlin erhalten hatte, die preußischen Truppen in zahlreichen örtlichen Gefechten entscheidend zu schwächen. Das preußische Korps mußte Kolberg im Stich lassen und wurde durch Massendesertionen so dezimiert, daß auch ein Entsatzversuch im Keim erstickt wurde. Die Preußen verloren bei diesen Operationen 18.000 Soldaten. Am 16. Dezember 1761 wurde Kolberg an die russischen Truppen übergeben, die damit einen entscheidenden Stützpunkt in Hinterpommern gewannen, von dem aus sie die Verbindung mit Ostpreußen und mit dem Baltikum herstellen konnten. Von nun an waren sie in der Lage, jederzeit in die Mark einzubrechen.
Zwar war keine Schlacht verlorengegangen, jedoch drohten die überlegenen Kräfte der Alliierten das preußische Staatsgebilde zu ersticken. Halb Schlesien, ganz Hinterpommern und Teile Sachsens mußten 1761 aufgegeben werden. Damit verringerten sich die militärischen und wirtschaftlichen Ressourcen Preußens weiter. Hätten nicht Intrigen und Hausmachtpolitik die Kräfte der Alliierten gelähmt, so wäre Preußen spätestens 1761 der Todesstoß versetzt worden. Hinzu kam, daß Frankreich durch den Verlust der Kolonien, durch die hohen Verschuldungen sowie durch große wirtschaftliche Schwierigkeiten des Krieges längst überdrüssig geworden war und den Feldzug in Westdeutschland nur noch mit halber Kraft fortsetzte. Nach dem überraschenden Angriff Ferdinands im Februar/März 1761 fand das französische Oberkommando zwar noch einmal den Elan zur Gegenoffensive, der aber nach dem Gefecht bei Vellinghausen (15./16.Juli) bald verlorenging. Die Uneinigkeit der französischen Führung trug dazu bei, daß die Operationen während des ganzen restlichen Jahres nahezu zum Stillstand kamen. Der Feldzug im Jahre 1762 Ebenso wie die militärische Lage hatte sich gegen Ende 1761 auch die politische Situation ungünstig für Preußen entwickelt. England hatte seine Kriegsziele im wesentlichen verwirklicht und sah nicht ein, daß es, allein um Preußens Eroberungsgelüste gegenüber Schlesien zu befriedigen, verpflichtet wäre, den Krieg an seiner Seite fortzusetzen. Im Dezember 1761 erneuerte es nach dem Sturz Pitts den preußisch-englischen Subsidienvertrag nicht mehr, womit beträchtliche Summen, auf die Friedrich II. fest gerechnet hatte, für die Fortsetzung des Krieges wegfielen. Dieses Loch in seinen Einnahmen suchte er durch eine noch stärkere Ausplünderung Sachsens wettzumachen, indem er ihm 1762/63 Kontributionen in Höhe von 14,9 Millionen Talern auferlegte. Die Situation Preußens war katastrophal. Es lag, wie Friedrich II. selbst eingestehen mußte, «in der Agonie und erwartete die letzte Ölung». Weder die Verluste an Soldaten noch die an Ausrüstungen konnten ausreichend ersetzt werden. Den preußischen Staat rettete schließlich ein radikaler Umschwung in der russischen Außenpolitik vor seiner völligen Vernichtung. Am 5.Januar 1762 starb Zarin Elisabeth. Ihr Nachfolger, Peter III., ein begeisterter Bewunderer des Preußenkönigs, ließ sofort die Kampfhandlungen gegen Preußen einstellen, und am 5. Mai 1762 wurde zwischen Rußland und Preußen Frieden geschlossen. Rußland gab ohne Entschädigung alle seine Eroberungen in Deutschland auf. Ferner wurde vereinbart, ein Bündnis zwischen Rußland und Preußen herzustellen, mit dem Peter III. seine dynastischen Ziele in Holstein mit preußischer Unterstützung durchsetzen wollte. Friedrich stimmte bedenkenlos zu und versprach, dafür 20.000 Mann zur Verfügung zu stellen.
Der Friedensschluß zwischen Preußen und Rußland beschleunigte auch die Friedensverhandlungen zwischen Preußen und Schweden, das nun fürchtete, zwischen zwei Feuer zu geraten, und dessen Finanzen ebenfalls in heilloser Unordnung waren. Am 22. Mai 1762 schlossen beide Mächte auf der Grundlage der Vorkriegsverhältnisse in Hamburg Frieden. Um diese günstige Situation noch stärker auszubauen, drängte Friedrich in Konstantinopel weiter auf einen Einfall der Türken in Ungarn und versprach dem Sultan Teile des Habsburger Reiches als Beute. Die Türkei lehnte jedoch wiederum ab. Durch die Entlassung der preußischen Kriegsgefangenen aus Rußland und Schweden, der nun möglichen Werbung in Ostpreußen und Pommern konnte die preußische Armee wieder beinahe aufgefüllt werden. Obwohl die Armee ihre Stärke von 1761 annähernd wieder erreichte, sank ihr innerer Wert weiter ab. Das Offizierskorps war entweder jung und unerfahren oder setzte sich häufig aus Abenteurern aller Länder zusammen. Die Disziplin war mangelhaft, Nachlässigkeit und Trägheit im Dienst waren die Regel. Der Kommandeur des Regiments Garde, Oberst Wichard von Möllendorff, schrieb am 16.Januar 1762: «Der Soldat kann nicht leben, das Notwendigste fehlt ihm. So kommt es zu Räubereien, und ein Räuber ist ehrlos, und ein Ehrloser ist feige. Dadurch sinkt auch die Manneszucht. Der Offizier ist in der gleichen Lage. Er raubt das Land aus und betrügt schließlich den König. Der Hauptmann muß das Doppelte für die Kleidung der Soldaten zahlen, der König gibt nicht mehr her. Woher es also nehmen? Natürlich auf unerlaubte Weise, der keine Schranken zu ziehen sind. Und so wird es denn von Tag zu Tag ärger.» Die preußische Armee ähnelte immer mehr einer organisierten gewaltigen Räuberbande; Plünderungen, Diebstähle, Unterschlagungen griffen immer mehr um sich. Dazu trugen die Brandbefehle Friedrichs nicht wenig bei, der seinen Truppen Brandschatzungen und Ausschreitungen nachsah und selbst die Plünderung des Schlosses Hubertusburg befahl.
Für die letzten Jahre des Siebenjährigen Krieges war es typisch, daß der Krieg zunehmend rücksichtsloser und zügelloser geführt wurde. Daran waren zwar alle Mächte gleichermaßen beteiligt. So blieben für die Einwohner Preußens die schrecklichen Verwüstungen unvergessen, die ihnen russische, österreichische und französische Truppen zugefügt hatten. Dabei muß aber berücksichtigt werden, daß diese Kriegsgreuel vor allem auf Kosten der irregulären österreichischen Kroaten und Panduren wie der russischen Kosaken gingen. Für die preußische Kriegführung am Ausgang dieses Krieges war dagegen charakteristisch, daß Friedrich selbst bewußt die schonungslose Brandschatzung und Ausplünderung der von seinen Tuppen besetzten Gebiete anordnete. Was zu Beginn des Krieges noch als Ausnahme galt - so zum Beispiel 1757 die Zerstörung der Besitzungen des Friedrich verhaßten sächsischen Ministers Brühl -‚ wurde jetzt die Regel. Die schweren Zerstörungen, die Dresden 1760 bei der preußischen Belagerung erlitt, waren weniger von Kriegsnotwendigkeiten als von dem barbarischen Vernichtungswillen Friedrichs bestimmt. Den Beschuß der Dresdener Altstadt mit glühenden Kugeln und Brandgranaten hatte der König erst angeordnet, nachdem er von der Ankunft der österreichischen Armee erfahren hatte. Ebenso sinnlos waren die Einäscherung der vorher geplünderten Friedrichstadt und die Verwüstungen im Großen Garten, wo die Baumalleen abgehauen und alle Marmorstandbilder zertrümmert wurden. Was sich 1760 andeutete, kam in den folgenden Jahren verstärkt zum Ausdruck. Insbesondere auf Sachsen und darunter namentlich auf Leipzig lastete schwer die brutale Herrschaft der preußischen Militärs.
Durch das Ausscheiden Schwedens und Rußlands hatte sich das Kräfteverhältnis für Österreich ungünstig entwickelt; denn seine Truppen waren denen Preußens seit Jahren ohnehin nur geringfügig überlegen gewesen. Obendrein vermochte es sie nur unter größten Schwierigkeiten zusammenzubringen. Frankreich verstärkte sein Heer unter gewaltigen Anstrengungen noch einmal auf 125.000 Mann unter dem Kommando der Marschälle d‘Estrées und Soubise. Somit wahrten die Alliierten mit 279.000 Mann noch immer die zahlenmäßige Überlegenheit. Friedrich II. beabsichtigte, auf Grund des für ihn relativ günstigen Kräfteverhältnisses die Initiative zu ergreifen. Sein Hauptziel bestand darin, die österreichischen Armeen aus Schlesien und Sachsen zu vertreiben. Mit 80.000 Mann wollte er Schweidnitz rückerobern und dann nach Mähren eindringen. Prinz Heinrich sollte Dresden belagern und nach dem Fall der Stadt geradewegs nach Prag vorstoßen. Spät, erst am 1. Juli, brach das preußische Heer gegen die österreichische Hauptarmee auf, um sie von Schweidnitz abzudrängen. Daun bezog daraufhin bei Burkersdorf und Leutmannsdorf Stellung und wahrte damit die Verbindung nach Schweidnitz. Um die Österreicher von ihren Magazinen und von Schweidnitz zu trennen, schwärmten leichte preußische Truppen gemeinsam mit Kosaken bis vor Prag.
Ein Umstand, den Friedrich nutzte, um am 21.Juli die Stellungen Dauns bei Burkersdorf anzugreifen. Unter dem Schutz eines starken Heeres, das die Bewegungen der geschlagenen österreichischen Truppen beobachtete, wurde General Bogislav Friedrich von Tauentzien mit der Belagerung von Schweidnitz betraut. Doch die tapfer verteidigte Festung fiel erst am 9. Oktober. Das österreichische Oberkommando, dessen Entsatzversuch bei Reichenbach (16. August) gescheitert war, zog seine Truppen endgültig in die Grafschaft Glatz zurück. Bereits Mitte Oktober bezogen beide Armeen Winterquartiere, nachdem sie jeweils starke Truppenteile nach Sachsen entsandt hatte. Dort hatte Prinz Heinrich anfangs erfolgreich gegen die Reichsarmee operiert, war aber durch die Niederlage Seydlitz bei Teplitz (2. August) in eine schwierige Lage geraten und drohte einen großen Teil Sachsens zu verlieren. Friedrich II. bestand aber darauf, daß weite Gebiete Sachsens in preußischer Hand blieben, weil er sie als Austauschobjekte für den künftigen Friedenskongreß benutzen wollte. Prinz Heinrich beugte sich und griff am 29. Oktober mit 22.000 Mann die 27.000 Soldaten zählende Reichsarmee bei Freiberg an. Die schlecht geführten preußischen Truppen schlugen die noch schlechter geführte Reichsarmee, die sich nahezu auflöste. 7.400 Mann, darunter über 4.000 Gefangene, fielen in die Hände der Preußen, die nur etwa 1.400 Mann einbüßten. Damit war in Sachsen gleichfalls der Feldzug beendet.
Die Friedensschlüsse zu Paris und HubertusburgDer Siebenjährige Krieg starb an einer allgemeinen Erschöpfung aller kriegführenden Parteien. Frankreich, seit 1761 mit Spanien verbündet, hatte vergeblich versucht, dem Krieg in Übersse doch noch eine Wende zu geben. Mit dem Siebenjährigen Krieg gelangte England zu einer Großmachtstellung als vorherrschende Seemacht. In ihm schuf es auch die Grundlagen für seine spätere Kolonialmacht, während der französische Absolutismus eine schwere Niederlage erlitt und seine Stellung als bedeutende See- und Kolonialmacht, sein politisches Übergewicht und sein moralisches Ansehen in Europa verlor. Obwohl von Preußen und Österreich in den Friedenspräliminarien keine Rede war und der Wiener Hof anfangs entschlossen war, mit materieller Hilfe Frankreichs den Krieg fortzusetzen, was für Friedrich Anlaß war, dem ausgeplünderten Sachsen noch einmal hohe Geldsummen abzupressen und Rekrutenaushebungen vorzunehmen, zwang die allgemeine Erschöpfung auch Österreich dazu, in Friedensverhandlungen mit Preußen zu treten. Mit sächsischer Vermittlung begannen die Unterhandlungen im Dezember 1762 und führten nach langwierigen Erörterungen am 15. Februar 1763 zur Unterzeichnung der Friedensurkunden auf dem 1761 von preußischen Truppen geplünderten Schloß Hubertusburg. Darin wurden die Bestimmungen des Breslauer und des Aachener Friedens bestätigt, das heißt, Preußen behielt Schlesien und die Grafschaft Glatz. Ferner wurde vereinbart, daß Preußen den noch besetzten Teil Sachsens räumte und seine Kurstimme für die Wahl des Erzherzogs Joseph zum deutschen Kaiser vergab.
Preußen hatte sich durch den Siebenjährigen Krieg in seiner Stellung als Großmacht behauptet. Diese Stärkung vertiefte sich der unversöhnliche Dualismus zwischen Preußen und Österreich. Es existierte nunmehr eine Konkurrenzmacht, die sich als Schirmherr der kleinen deutschen Territorien aufwarf. Das Ziel der preußischen Politik war jedoch nicht darauf gerichtet, die partikulare Struktur des Reiches zu überwinden, sondern sie vielmehr den eigenen dynastischen Hausmachtinteressen dienst- und nutzbar zu machen. Das neue Kräfteverhältnis zwischen Hohenzollern und Habsburgern im Reich begünstigte die Entwicklung Preußens. Die Eroberung Schlesiens bedeutete einen Zuwachs an Produktivkräften, der nach Überwindung der schweren Kriegsfolgen den ökonomischen Aufschwung begünstigen sollte. Der Sieg Englands und Preußens war um den Preis hoher Menschenverluste errungen worden. Nach Berechnungen beliefen sie sich allein auf 550.000 Soldaten, darunter 180.000 Preußen, 140.000 Österreicher, 120.000 Russen, 70.000 Franzosen. England, die deutschen Staaten (außer Preußen), Schweden und Portugal verloren 40.000 Mann. Die Verluste unter der Zivilbevölkerung, die infolge der Kriegswirren, Geburtenausfälle, von Hungersnot und Seuchen eintraten, müssen noch höher gelegen haben. Sachsen berechnete zum Beispiel seinen Verlust auf 90.000 Menschen. Die Provinzen Preußens hatten ebenfalls hohe Bevölkerungsverluste erlitten. Die Gesamtverluste der preußischen Bevölkerung müssen auf mindestens 500.000 Menschen geschätzt werden. Auch die Finanzlage der kriegführenden Parteien war 1763 sehr angespannt. In Frankreich hatte der Krieg 677 Millionen Livres verschlungen, wobei die jährlichen Staatseinnahmen 307 Millionen Livres betrugen. In Österreich war die Staatsschuld schon 1761 bei einer Jahreseinnahme von nur 24 Millionen auf 136 Millionen Gulden gestiegen. Großbritannien hatte 1755 Staatsschulden in Höhe von 72 289 673 Pfund Sterling, sie wuchsen durch den Krieg auf 146 861 182 Pfund an. Preußen hatte der Krieg 139 Millionen Taler gekostet.
Ohne die Kontributionen aus Sachsen und ohne die Münzverfälschungen hätte Preußen diesen Krieg nicht finanzieren können. Dabei sind die Summen über die Kontributionen noch unvollständig. Leipzig zum Beispiel hatte während des Siebenjährigen Krieges 6,6 Millionen Taler eigentliche Kontributionen zu leisten; 3,6 Millionen Taler mußte es aber noch an Nebenabgaben zahlen, die ebenfalls in die königlich-preußischen Kassen beziehungsweise in die Taschen der preußischen Generalität flossen! Preußen hatte neben Sachsen am stärksten unter dem Krieg gelitten. Friedrich II. selbst schilderte den Zustand seiner Provinzen am Ende des Krieges: «Um eine Vorstellung zu gewinnen von dem allgemeinen Umsturz und wie groß die Verwüstung und Entmutigung war, muß man sich Länder denken, die vollständig verheert, in welchen selbst die Spuren der alten Wohnungen kaum zu entdecken waren - 13000 Häuser, von welchen jede Spur verschwunden war. Kein Feld in Saaten, kein Korn zur Ernährung der Einwohner: 60000 Pferde erforderlich, wenn die Arbeit des Pfluges besorgt werden sollte.» Um die schweren Folgen des Krieges zu überwinden, ging man in allen vom Krieg betroffenen Provinzen an den Wiederaufbau, das sogenannte Retablissement. Friedrich verwandte einen bedeutenden Teil seines «Kriegsüberschusses» zur Behebung der größten Not. Die Staatseinkünfte Preußens betrugen nach 1763 etwa 21,7 Mio. Taler jährlich. Davon wurden mindestens 13 Millionen Taler für das Heer, fast 800 000 für die Regieverwaltung, 1,7 Mio. für die Staatsverwaltung und rund 500 000 für die Hofstaatskasse aufgewandt. Es blieb ein Überschuß von 5,7 Millionen Talern, davon wurden regelmäßig mindestens 2 Millionen in den Kriegsschatz abgeführt. Es blieben demnach 3,7 Millionen Taler für außergewöhnliche Ausgaben, für 20 Jahre also 74 Millionen Taler. Aber auch diese Beträge wurden nicht für die Wiederherstellung des Landes ausgegeben, sondern davon finanzierte Friedrich noch den Bau von Festungen (8 Millionen Taler), den Bayerischen Erbfolgekrieg (29 Millionen Taler), den Bau des Neuen Palais in Potsdam und anderer Bauten (10,5 Millionen), zahlte er 3 Millionen Taler Subsidien an Rußland. Ende 1778-1779 Bayerischer Erbfolgekrieg Österreich wollte Bayern gegen die österreichischen Niederlande (Belgien) tauschen, was Friedrich der Große als gefährliche Vergrößerung des österreichischen Einflusses im Reich ansah. Preußen drang in Böhmen und Mähren ein, es kam aber zu keiner Schlacht, sondern es gab lediglich Scharmützel. Die Angliederung Bayerns an Österreich wurde letztlich aufgegeben.
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