Taktik
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Die Taktik nach 1806Infanterie Zum Gefechtsexerzieren oder zum Gefecht wurde als taktischer Körper der Infanterie das Bataillon formiert. Es sollte soviel Soldaten umfassen, wie sich noch gemeinsam durch die menschliche Stimme kommandieren ließen. Zur Zeit der reinen Lineartaktik zählten daher Bataillone zwischen 600 und 800 Mann, mit der häufigeren Verwendung der Kolonne konnte man sie bis zu 1200 verstärken. Nun waren die Bataillone schon ständig aus den gleichen Kompanien zusammengesetzt. Deren Zahl konnte je nach ihrer Kopfstärke verschieden sein, um 1789 in der Regel fünf. In Preußen und Rußland setzten sich nach 1808 die Bataillone aus vier Kompanien, in Österreich aus fünf Füsilier- und einer Grenadierkompanie zusammen. Da aber eine preußische Kompanie als Kriegsstärke 250 Mann haben sollte, kam auch hier das Bataillon auf über 1000 Streiter.
Die Grundaufstellung des Bataillons war die Linie, bei der die einzelnen Kompanien vom rechten Flügel ausgehend entsprechend ihrer Numerierung nebeneinander standen, in der Regel in drei Gliedern. Da man erkannte, daß das dritte Glied ohnehin selten mit Wirkung schießen konnte, wurden die dritten Glieder entweder als Reserve oder zum Tiraillieren vorgesehen. Bei den Preußen kam es schon in den Revolutionskriegen zu zweigliedrigen Aufstellungen, und im Jahre 1803 führte Fürst Hohenlohe bei seinen schlesischen Regimentern das Tiraillieren des dritten Gliedes ein. Auch Scharnhorst wollte bereits früh das Alte und Neue organisch verbinden und schlug 1797 vor, dieses dritte Glied der Linearaufstellung dafür zu verwenden, wie es nach 1808 dann auch wirklich geschah. Die dritten Glieder formierten die Schützenzüge, so daß eine Kompanie dann aus drei zweigliedrig aufgestellten Zügen bestand. Das preußische Bataillon stand in Linie mit seinen vier Kompanien nebeneinander dreigliedrig in der Grundaufstellung. Jede Kompanie war in zwei Züge geteilt, die vom rechten Flügel durchzählten. In der Mitte, zwischen dem vierten und fünften Zug, befand sich das Fahnenpeloton mit den beiden Fahnen (später nur eine), dahinter der Adjutant zu Pferde und die Spielleute. Beim jeweils ersten Bataillon eines Regiments plazierten sich neben diese auch noch die Musiker, die Hautboisten. Sozusagen als viertes Glied kam die Kette der schließenden Unteroffiziere, dahinter noch die nicht in der Front eingeteilten Offiziere. Die Vorteile einer solchen Linienstellung waren, daß nahezu alle Feuergewehre gleichzeitig eingesetzt werden konnten, man bei feindlichem Artilleriefeuer keine große Tiefe bot und die doch recht lange Front gegen Überflügeln weitaus besser gesichert schien. Im durchschnittenen Gelände war die Linie kaum brauchbar, selbst in übersichtlichem Terrain kamen geübte Soldaten nur langsam vorwärts, weil leicht der Zusammenhang verlorenging. Auch konnte sie rasch durchbrochen werden, ihre Flanken bildeten den schwächsten Punkt.
Ihre entscheidenden Vorteile waren, daß sich in der Kolonne auch mit ungeübten Truppen relativ leicht Ordnung halten ließ, ihre Bewegungen wegen der schmalen Front auch im durchschnittenen Gelände viel leichter abliefen und ein so fester Zusammenhang bestand, daß sie für normale Kavallerieangriffe undurchdringlich blieb. Stand die Truppe statt in einer langen Linie in mehreren Kolonnen, war jede ein abgesondertes Ganzes. Kam eine Abteilung in Unordnung, betraf das noch nicht alle anderen Massen. Demgegenüber mußte sich die an einer Stelle zerrissene Linie taktisch geschlagen geben. Besonders geeignet war die Kolonne zum Angriff mit blanker Waffe, dem Bajonett. Ihre Flanken stellten keine große Gefahr dar und bei Bedarf konnte man aus ihr leicht in Linie übergehen. Ihr wesentlicher Nachteil lag in der Empfindlichkeit gegen Geschütz- und Tirailleurfeuer sowie in der Unmöglichkeit, viele Feuergewehre gleichzeitig einzusetzen. Die Kolonne wurde in der Art gebildet, daß sich die einzelnen Züge (Pelotons) hintereinander stellten. Der vorderste Zug hieß dann die Tete, der hinterste die Queue. Das konnte auf zwei Arten geschehen: entweder hatte der erste Zug oder der letzte die Tete, die anderen schlossen sich an. Dann sprach man von einer einfachen Kolonne. Bei einem preußischen Bataillon standen dann die acht Züge hintereinander, beim französischen Bataillon die sechs Pelotons, die jeweils mit einer Kompanie gleichzusetzen waren. Ließ man die beiden mittelsten Züge (in Frankreich Halbkompanien) der Linienaufstellung nebeneinander stehen und zogen sich die Flügelzüge hinter diese zurück, entstand die Doppelkolonne oder die spätere Angriffskolonne (Kolonne nach der Mitte). Daraus ließ sich mit denkbar größter Schnelligkeit zur Linie aufmarschieren oder umgekehrt aus der Linie wieder die Kolonne bilden. Rückten die einzelnen Züge einer solchen Doppelkolonne dicht aufeinander auf, entstand das volle Karree. Man formierte es bei Bedrohung im offenen Gelände durch überlegene feindliche Reiterei. Solange das Karree geordnet blieb, galt es für Kavallerie als undurchdringlich. Es konnte leicht hergestellt, gut übersehen und kommandiert werden und besaß eine große innere Festigkeit.
Als notwendige Ergänzung der geschlossenen Fechtart begann sich schon in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts die geöffnete einzubürgern. Erste Anfänge sind in der Kampfweise der Panduren und Grenzer, der Freitruppen des Siebenjährigen Krieges und der Jäger zu finden, eine verstärkte Bedeutung gewann sie im Krieg in Amerika. Entscheidend für die starke Zunahme dieser Fechtart wurde aber die Tatsache, daß die jungen Soldaten der französischen Revolutionsheere noch nicht geübt genug und damit unfähig waren, in geschlossener Formation den komplizierten Feuerablauf zu beherrschen. Mit zunehmender Kriegserfahrung wurde auch in Frankreich dieses Gefecht der Tirailleure in ein gewisses System gebracht, wie es in einigen Berufsheeren schon bestand oder nun Nachahmung fand. Es diente zum Einleiten eines Gefechtes mit Hinhalten des Gegners und dem Versuch, seine Absichten zu verschleiern, bis Klarheit über die Maßnahmen wie Angriffsort und Zeitpunkt herrschte. Auch das Abbrechen eines Gefechtes erfolgte nun unter dem Schutz solcher Tirailleurlinien. Je nach Armeeorganisation waren für dieses zerstreute Gefecht entweder besondere Kompanien des Bataillons (Voltigeure, Schützen) oder die dafür besonders ausgebildeten Leute des dritten Gliedes bestimmt, die dann zu eigenen Schützenzügen zusammentraten. In Preußen bildeten die Männer des dritten Gliedes jeder Kompanie einen Schützenzug. Auf das Signal »Schwärmen« gingen die Züge aus der Bataillonsmasse vor. Zwei davon lösten sich zum Teil in eine Schützenkette als Feuerlinie auf, bei der jeweils zwei Mann als »Fechter« und »Sekundant« taktisch miteinander verbunden waren. Sie bildeten eine Tirailleur-Rotte. Die Reste der Schützenzüge blieben auf halbem Wege zur Bataillonsmasse stehen und dienten als Rückhalt. Sollten die Schützen abgelöst oder verstärkt werden, wurden auch die übrig gebliebenen Schützenzüge eingesetzt. Die Signale wurden allgemein durch das Horn gegeben; jeder Mann in der Feuerlinie schoß nach eigener Wahl, nachdem sein Rottensekundant wieder geladen hatte. Die Schützen konnten sowohl aus einem in Linie stehenden als auch aus einem in Angriffskolonne befindlichen Bataillon herausgezogen und eingesetzt werden. Für das Gefecht der Infanterie gab es generell drei Möglichkeiten: die Abgabe von Massenfeuer, das Schützengefecht und der Angriff mit der blanken Waffe, dem Bajonett. Das Massenfeuer war die Regel, wenn schwere Infanterie in geschlossener Formation in Linie stand.
Man unterschied beim Massenfeuer folgende Arten: 1. Das Pelotonfeuer, also Schußabgabe ganzer geschlossener Abteilungen (Züge) nach bestimmter Reihenfolge. Dafür benötigte man sehr gut ausgebildete und disziplinierte Leute. Selbst dann war dieses Feuer in der Praxis nur kurz durchzuhalten, denn die ausgeklügelte Maschinerie geriet schnell aus dem Tritt. 2. Man half sich, indem das ganze Bataillon auf einmal feuerte, also auf Kommando eine »Generalsalve« schoß. Das verhinderte Unordnung, machte aber durch die gleichzeitige Qualmwolke das Bataillon blind und während der Ladezeit wehrlos. 3. Meist stellte sich in der Praxis von selbst das sogenannte »Bataillenfeuer« ein, bei dem jeder schoß, wenn er fertig war. Eine Feuerleitung war dabei unmöglich, die Wirkung jämmerlich, wenn man den Aufwand betrachtete. Es beschäftigte bloß die Leute, eine Entscheidung brachte es nie. Ein solches Bataillenfeuer konnte auch durch Wirbel der Tambours befohlen und beendet werden. Dann sollte jeder schießen, wenn der Rottenkamerad mit dem Laden fertig war. Solange die kurze Reichweite der Feuerwaffen noch eine Annäherung auf nähere Entfernung (bis 300 m) erlaubte, konnte der Versuch berechtigt sein, durch einen überraschenden, schnellen Angriff geschlossener Infanterie oder Reiterei über diese kurze Entfernung das Feuer zu unterlaufen. Der Raum, der einen vom Feind trennte, mußte im Bereich seines Feuers schnell überwunden werden. Daher war es wichtig, diese Zeit abzukürzen. Ein Halten, das eigene Feuer aufnehmen oder gar beim Angriff die Formation ändern durfte es nicht geben.
In Preußen hatten bis zum Jahre 1808 die aus dem Jahre 1788 stammenden Vorschriften gegolten. Nun brachte das unter der Federführung von Scharnhorst erarbeitete Reglement von 1812 eine grundlegende Änderung. Sehr klar und vorbildlich, dabei aber kurz und knapp wurde das Wichtige in nur fünf Abschnitten herausgestellt. Der erste behandelte die Ausbildung des einzelnen Mannes, der zweite die des Trupps in Gliedern und Rotten, der dritte die Aufstellung einer Kompanie und des Bataillons und deren Bewegungen. Abschnitt vier handelt von der Bestimmung des dritten Gliedes für das zerstreute Gefecht und der letzte Abschnitt spricht kurz von der Aufstellung einer Brigade als höherer taktischer Einheit. Kavallerie In den Kriegen von 1813 bis 1815 haben größere Reitererfolge auch die zu geringen Etatstärken und der große Anteil der aus dem Boden gestampften Landwehrkavallerie verhindert.
Die Artillerie Als dann Prinz August von Preußen als Oberbefehlshaber der Artillerie an ihrer Spitze stand, kam es zu den notwendigen Veränderungen. Die Regimentsartillerie wurde aufgelöst und dafür nach französischem Vorbild die leichten Feldbatterien vermehrt. Nur noch ein Siebentel aller Feldgeschütze waren zwölfpfündige Kanonen, von der großen Masse der sechspfündigen die Hälfte für die Reitenden, die andere für die Fußbatterien bestimmt. Erst nach und nach sollte sich dann die Erkenntnis durchsetzen, daß die Artilleristen, ihre Waffen und Bespannungen ständig beisammen bleiben müssen, um genügend taktisch ausgebildet auch die erwarteten Leistungen bringen zu können. In Preußen geschah dieses definitiv im Jahre 1851, als die Einteilung der Feldartillerie in Kompanien wegfiel und die Batterie gleichzeitig administrative wie taktische Grundeinheit wurde.
Die beim Armeekorps vereinigten sechs- und zwölfpfündigen Batterien, die Haubitzen und Reitenden Geschütze waren als Reserveartillerie für den geschlossenen Einsatz auf Befehl des Armeebefehlshabers bestimmt. Scharnhorst erläutert den Begriff mit den Worten: »Man muß überhaupt in der Reserve nicht einen Teil der Artillerie, der nicht in Tätigkeit kommt, verstehen, sondern einen Teil, der gebraucht wird, wo es in der Bataille am nützlichsten sein kann. Die artilleristische Wirkung war aber nur dann genügend groß, wenn die Rohre auf relativ geringe Entfernung und auf ausreichend große Ziele mit mäßiger Feuergeschwindigkeit schossen. Es sollte auch nicht zu früh geschossen werden; beim Sechspfünder nicht über 1200 m, dem Zwölfpfünder nicht über 1350 m und bei Haubitzen nicht über 1500 m. Eine ausreichende Trefferwahrscheinlichkeit erzielte der Sechspfünder erst ab 750 m, der Zwölfpfünder auf 900 m und die Haubitze auf 1050 m, wie Fachleute angaben; doch lag sie beim Schießen gegen Kolonnen viel höher. Da die Artilleristen meistens recht gut im Entfernungsschätzen geübt waren, gab es beim Versuchsschießen mit Sechspfündern auf eine 900 m entfernte Scheibe bei 100 Schuß schon 27 Treffer, auf 750 m schon 36 aber auf 300 m schon 80 Da Kartätschen meist in Gefechtsmomenten zur Anwendung kamen, bei denen wegen überraschender Kavallerieangriffe große Aufregung herrschte, wurde oft schlecht gerichtet, so daß die Wirkung gering blieb. Für die Einleitung und die ersten Gefechtsmomente genügte aber immer der Kugelschuß, später auch das Schrapnell.
Als zwischen 1830 und 1850 in fast allen Heeren die Infanteriegewehre Perkussionszündung besaßen und gezogene Läufe mit dem Expansionsgeschoß bekamen, stiegen deren wirksame Schußweiten bis auf 750 m. Damit hatte sich das Wertverhältnis Geschütz-Gewehr stark zu Gunsten des Infanteristen verschoben, und es tauchte die Gefahr auf, daß Artillerie gegenüber zerstreut fechtenden Schützen völlig wehrlos sein würde. Folglich mußten neue Lösungen gefunden werden: vor allem durch Vergrößerung der Ladungen, durch den Einsatz noch schwererer Geschütze (leichte Zwölfpfünder) und statt des hier wirkungslosen Kugelschusses durch einen vermehrten Einsatz von Granaten und Schrapnells. Damit waren aber schon alle Möglichkeiten glatter Rohre erschöpft, eine Steigerung konnten nur noch die gezogenen bringen. Das Zusammenwirken der Waffen in der FeldschlachtDie Mittel und Möglichkeiten der Kriegführung waren im Zeitalter der Kabinettskriege noch sehr begrenzt, die Heere relativ klein und durch die Art ihrer Ergänzung wie der Ausbildung für den Einsatz in der Lineartaktik Verluste kaum zu ersetzen. Daher konnte das Ziel eines Feldzuges nur begrenzt sein, und man versuchte dies durch Ausmanövrieren des Gegners, Abschneiden seiner Hilfsmittel oder Einnahme einer Festung zu erreichen. Nur wenn es nicht weiterging, ließ sich der Feldherr als letztes Entscheidungsmittel auf eine Schlacht ein. Im revolutionären Frankreich konnte sich die Kriegführung auf die Kraftquellen der ganzen Nation stützen. So bestand nun die Möglichkeit, den Gegner nicht nur zu ermatten, sondern ganz niederzuringen, ja seine Streitkräfte zu vernichten. Infolge der leichteren Ergänzungsart wuchsen die Heere immer stärker an, das Abstreifen der Fesseln der Magazinversorgung ließ die Operationen zügiger werden, wichtige Voraussetzungen für einen unternehmenden Feldherrn. Bei mit Feuerwaffen ausgerüsteten Heeren war die Verteidigung die stärkere Kampfform. Der immer ungewisse Ausgang eines Zusammenstoßes ließ sich aber dadurch beeinflussen, daß man den Gegner vorher verunsicherte und schädigte und ihm damit einen Teil seiner Widerstandskraft nahm. Dann hatte der eigene Angriffsstoß mehr Aussicht auf Erfolg. So bestand jede kriegerische Aktion aus einer Vorbereitungsphase und einer Entscheidungsphase mit dem Ziel, den Feind über den Haufen zu werfen oder zum Abzug zu bringen. Zusammengesetzte TruppenabteilungenSeit der Mitte des 18. Jahrhunderts kamen von dem starren Schema der Lineartaktik schon Abweichungen auf, man richtete sich zunehmend nach dem Gelände und schied gelegentlich schwache Reserven aus. Doch gab es auch dann noch keinen ausreichenden Beweggrund, die Armee in Gruppen von größerer operativer Selbständigkeit zu teilen, weil schließlich doch eine geschlossene Schlachtfront verlangt wurde. Ausnahmen machten damals lediglich detachierte Armeegruppen.
Zu einer Brigade gehörte, wie in der Endphase des Siebenjährigen Krieges, gelegentlich noch eine Batterie, damals »Geschützbrigade« genannt, aber noch keine Kavallerie. Auch im königlichen Heere Frankreichs galt schon die Unterteilung des Heeres in Armeedivisionen, die allerdings nur aus einer Waffe bestanden. Nach Ausbruch der Revolution setzte eine neue Entwicklung ein. Die Selbständigkeit des einzelnen Mannes, mit der er sich zum Tiraillieren aus der Einheit löste, übertrug sich auch auf die einzelnen Bataillone sowie noch weiter in die Divisionen. Schon in den Jahren 1794 und 1795 wurden jeweils zwei Halbbrigaden unter einem Brigadegeneral zu einer Brigade und zwei solcher Verbände zu einer Division vereinigt. Zu jeder Division traten noch zwei schwache Reiterregimenter und zwei Batterien. Durch diese Mischung aller drei Waffen entstanden damit feste taktische Verbände, in denen sich gleichsam das Bild der ganzen Armee in kleinerem Rahmen wiederholte und die eine relativ große Angriffs- und Verteidigungskraft besaßen, stets konnte eine Waffe die andere zweckmäßig unterstützen. Eine brauchbare Form im richtigen Waffenverhältnis kristallisierte sich mit der Zeit heraus. Durch diese Einrichtung erhielt die Armee eine Selbständigkeit in allen ihren Teilen, die dem Oberbefehl die Leitung sehr erleichterte. Man brauchte nicht mehr unbedingt die komplizierte, genau ausgeklügelte Marschordnung einer Ordre de bataille der Lineartaktik einzuhalten, damit die Treffen der Armee zusammenkamen. Es war nun gleichgültig, wie die einzelnen Teile abmarschierten; jede Brigade bildete zwei Treffen für sich, die Division schied sogar noch Reserven aus. Als Brigade bezeichnete man ursprünglich drei bis vier Bataillone der Infanterie, die taktisch gemeinsam befehligt wurden. Da aber Regimenter früher oft nur zwei Bataillone hatten, wurde dieser Begriff später auf zwei Regimenter übertragen. Wie in der Infanterie gab es dann auch Kavalleriebrigaden aus zwei Regimentern. In der Artillerie verstand man unter Brigade zuerst die einer Infanteriebrigade zugeteilte Batterie, dann auch die eigene Batterie Reitender Artillerie, später aber die höhere administrative Einheit, die etwa einem Regiment glich. Nach 1808 nannte man so in Preußen einen aus allen drei Waffen bestehenden taktischen Verband, der in seiner Bedeutung einer Armeedivision entsprach. Im Jahre 1818 wurde hier ebenfalls die Brigade in Division umbenannt. Auch der Begriff Division ist vieldeutig und hat sich stark gewandelt. Grundsätzlich war damit die Unterteilung eines größeren taktischen Körpers bezeichnet. So brauchte man ihn im 18. Jahrhundert für die nächste Unterteilung des Bataillons, in der Regel den vierten Teil aber auch für zwei nebeneinanderstehende Pelotons. Bei den Reitern hießen zwei zusammenstehende Schwadronen Division, so daß davon ein Kavallerieregiment mit sechs Schwadronen drei und eines mit vier Schwadronen zwei besaß. Seit dem Jahre 1796 bezeichnete man auch bei der Reitenden Artillerie die Unterteilungen der Batterie, die Züge als Divisionen. In dem ganzen Zeitraum waren Divisionen also nur relativ kleine Einheiten und bestanden auch nur aus einer einzigen Waffengattung. Als aber die ganze Armee in eine Anzahl kleinerer, aus allen drei Waffen zusammengesetzter Heere geteilt wurde, erhielten auch sie die Bezeichnung Division, die besser Armeedivision heißen müßte.
In der Regel teilte man der Vorhut ein Viertel, der Hauptmacht die Hälfte und der Reserve das restliche Viertel der Infanterie zu. In Preußen setzte sich nach den Befreiungskriegen ein Armeekorps aus zwei Infanterie-Divisionen und einer Kavallerie-Division zusammen. So war hier die mögliche Verteilung: in der Avantgarde eine Infanteriebrigade mit sechs Bataillonen, dazu acht Schwadronen Reiter und eine Batterie. Die Hauptmacht bestand aus einer Infanterie-Division mit zwölf Bataillonen, acht Schwadronen und zwei Batterien, die Reserve wieder aus einer Infanteriebrigade zu sechs Bataillonen und einer Batterie, sowie dazu zwölf Schwadronen Reiter mit einer Reitenden Batterie und einer Artilleriereserve von vier Fußbatterien, einer Haubitzbatterie und zwei Reitenden Batterien. Die großen Erfolge Napoleons zwangen überall zur Nachahmung dieser »französischen Ordonnanz«, also Einteilung in Divisionen und Armeekorps. Französische Divisionen hatten zunächst meist zehn, dann zwölf Bataillone. Die Russen teilten 1807 einer Division zwei Brigaden Infanterie und eine Brigade Jäger (hier leichte Infanterie) sowie je zehn Schwadronen schwere und leichte Reiterei zu. Die Österreicher übernahmen ab 1809 die Divisions- und Armeekorpseinteilung, nachdem sie vorher für jeweils wechselnde Zwecke die sogenannten »Kolonnen«, also für den Marsch zusammengestellte Armeeabteilungen im Gebrauch hatten. In Preußen gab es ab 1808 als ersten taktischen Verband, der aus allen drei Waffen zusammengesetzt war, die »Brigade«. Diese bestand zunächst aus sieben Bataillonen, acht bis zwölf Schwadronen und zwei Batterien. Durch die Umformung von 1812 sank dann die Zahl der Schwadronen auf sechs, in den Feldzügen von 1813 auf vier und schließlich im Jahre 1815 auf zwei bis drei ab. Durch Hinzutritt der Landwehr wurde im Krieg die Zahl der Bataillone auf neun bis zehn erhöht. Der Überschuß an Reitern und Artillerie kam jeweils zur Korpsreserve. Im Jahre 1818 wurden diese »Brigaden« nun auch zu Divisionen vereinigt und hatten dann einen Friedensstand von zwölf Bataillonen und acht Schwadronen. Die Feldschlacht in den Kriegen mit der französischen RepublikAls die französische Revolution ausbrach, waren noch alle europäischen Heere, auch das Frankreichs, von der Lineartaktik geprägt, in ihrem Geist erzogen und ausgebildet. In einer Schlacht blieb von vornherein die Art und Richtung des Aufmarsches sowie der Angriffsablauf festgelegt, der Feldherr mußte beides vorauskalkulieren. Das eigentliche Gefecht war dann ein Angriffsstoß oder dessen Abwehr, wobei das Geschehen dem Feldherrn leicht aus den Händen gleiten konnte. Sieg oder Niederlage ergaben sich daraus oft wie von selbst, ein geordneter Rückzug oder eine zielstrebige Verfolgung waren kaum durchzuführen. Das wichtigste Kampfinstrument bildeten die disziplinierten, gut gedrillten und wie eine Maschine schießenden Infanterielinien mit ihrem Massenfeuer. Die Entscheidung brachte meist das erste Treffen, das dahinterstehende zweite sollte nur entstehende Lücken schließen oder Teile des ersten, die sich verschossen hatten, ablösen. Schon im Jahre 1796 hatten sich zwei verschiedene Formen voll ausgebildet. Einmal die methodische mit einer vorgeschobenen Tirailleurlinie und dahinter zwei Treffen von Bataillonskolonnen, von denen das erste schnell zur Linie übergehen konnte. Im anderen Fall war das erste in Tirailleurschwärme aufgelöst, und das zweite Treffen bildete wenige große Kolonnen aus hintereinanderstehenden Bataillonen, die sich bei Bedarf nebeneinander aufstellten. Diese Form zog man vor, wenn es im Gelände nur wenige gangbare Straßen gab. So ergaben sich mit der Zeit für die einzelnen Treffen bestimmte Aufgaben: das erste sollte das Gefecht eröffnen, den Gegner hinhalten und schließlich zermürben. Das zweite hatte das erste zu unterstützen, es aufzunehmen und notfalls abzulösen. In diesem Fall sammelte sich das bisherige erste hinter dem zweiten und übernahm nun dessen Funktion.
Die Regimentsartillerie war abgeschafft, somit hatten die Geschütze ihre zu enge Bindung an die Infanterieeinheiten verloren. In kleinen beweglichen Batterien zusammengefaßt, überraschend vor der Front, in den Zwischenräumen der Kolonnen oder auf den Flügeln stehend, richteten sie ihr Feuer auf schwache Stellen des Gegners, massiert auf den vorgesehenen Zielpunkt des Infanterieangriffs. In der Abwehr eines feindlichen Angriffs ersetzten sie durch ihre Feuerkraft das Massenfeuer geübter Linieninfanterie. Je länger ein Geschütz im Feuer stehen bleiben konnte, ohne die Bewegungen der beiden anderen Waffen zu behindern, um so besser war es aufgestellt und desto mehr konnte es nützen. Bestand vorher keine genügende Klarheit über die Verwendung des Geschützes, beorderte man die Divisionsartillerie zunächst in die Mitte des dritten Treffens, von dort lag der Weg zum möglichen Einsatzort am günstigsten. Die Kavallerie hatte das Gefecht vorzubereiten, also feindliche Vorposten aufzuspüren und zurückzudrängen, um den Gegner zu zwingen, stärkere Kräfte zu entfalten. Zu Beginn sollte sie möglichst in Kolonne in der Mitte des hinteren Treffens stehen, den Blicken des Feindes entzogen aber doch nahe genug an der Infanterie. War ein Hügel der Division nicht an einen Nachbarn angelehnt, war dort ihr Platz in Kolonne hinter dem Flügelbataillon des zweiten Treffens. Bei dieser Stellung konnte sie wegen ihrer großen Beweglichkeit dennoch leicht überall hin gelangen. Die Hauptaufgabe der Divisionskavallerie war zu beschützen. Stand sie bereit, konnte die eigene Infanterie mehr wagen und der Gegner mußte vorsichtiger sein; er hatte sich um seine Flanken zu sorgen, und seine Plänkler hielten sich zurück.
Die Feldschlacht der napoleonischen ZeitDie in den Revolutionskriegen entstandenen neuen taktischen Formen erhielten in den napoleonischen Kriegen ihren Abschluß, der den Schlachten dieser Zeit das bestimmte Gepräge gab. Sie waren nun von vornherein nicht mehr auf einen kurzen Gewaltstoß angelegt, sondern auf ein langsames Verzehren der Kräfte, bei dem man erst dann zum letzten Stoß ansetzte, wenn der Gegner mit seinen Mitteln und Reseryen fertig war. Napoleon hat dieses System zu voller Blüte gebracht. Seine Feldherrnkunst, seine sich stets steigernden Machtmittel und die Möglichkeit, als Herrscher und Feldherr gleichzeitig zu handeln, gaben ihm solange ein Übergewicht, bis sich auch seine Gegner auf etwa gleicher Höhe der kriegerischen Einrichtungen und Kriegskunst befanden. Die französische Art, sich aufzustellen, wurde mit der Zeit auch von den übrigen Mächten nachgeahmt und mehr oder weniger glücklich gebraucht. Am markantesten zeigt es das preußische Beispiel, bei dem die Aufstellung einer Brigade etwa der einer französischen Division vergleichbar blieb. Die schon im Jahre 1809 erlassene Instruktion beruhte auf den Kriegserfahrungen der Jahre 1806/07. Die festgesetzte Aufstellung in sechs Staffeln hintereinander galt sowohl für den Aufmarsch zum Gefecht als auch für das Lagern. In der ersten Staffel standen die aus den Füsilierbataillonen gebildete Avantgarde, 150 Schritt dahinter das erste Treffen aus drei nebeneinanderstehenden Musketierbataillonen, wieder in gleicher Entfernung dahinter das zweite Treffen aus einem Musketier- und dem Grenadierbataillon.
Es sollte von den Umständen abhängen, ob das Gefecht durch Infanterie oder Kavallerie eröffnet wurde. Angriffen mit einer Kavallerielinie hatten grundsätzlich hinter den Flügeln Kolonnen in Zügen zu folgen, um Schutz gegen einen feindlichen Flankenangriff zu bieten, aber auch um schnell in die feindliche Flanke zu fallen. Das Infanteriegefecht eröffneten die Schützenlinien der Füsiliere, doch waren, wie bei den Musketieren, nur die dritten Glieder dazu bestimmt. Ein Rückhalt mußte unbedingt stehen bleiben. Konnten die Füsiliere dem Feind nicht mehr standhalten, ging das erste Treffen vor, und die Füsiliere zogen sich zurück. Sie formierten an den Flügeln des zweiten Treffens Kolonnen. Dann mußte der Kommandeur entscheiden, ob sie mit dem zweiten Treffen in Kolonne oder entwickelt vorgehen sollten. Zum Bajonettangriff gingen die drei Bataillone des ersten Treffens vor, ihre Schützen kurz davor und auch in den Zwischenräumen. Für die Artillerie war kein fester Platz vorgesehen. Meist stellte man beim Angriff je eine Halbbatterie an die Flügel des ersten Treffens. Zum eigentlichen Geschützkampf war die Fußbatterie bestimmt, die Reitende Batterie für überraschenden Einsatz. Zur Abwehr von Massenstößen der französischen Reiterei sollten alle Bataillone in vollen Karrees schachbrettartig auf ihrem Platz stehen, die Geschütze in den Zwischenräumen der Bataillonsmassen. Die Reiter der Brigade hatten bei einem Angriff feindlicher Kavallerie diesen entweder hinter der Infanterie abzuwarten oder, falls sie nicht unterlegen waren, diesen zu attackieren. In der Regel blieben sie aber stehen, bis die feindliche Reiterei durch das Feuer der Infanterie und der Geschütze schon gelitten hatte. Dann erst griffen sie an. Hierfür sollten die beiden Flügelregimenter dienen, die an der Front der Infanterie schwadronweise einzuschwenken hatten. Das in Kolonne haltende mittlere Regiment konnte bei Bedarf mit eingesetzt werden. Es ging dann in Zugkolonne durch die Bataillonszwischenräume und entwickelte sich durch Aufmarsch nach beiden Seiten.
In der nachfolgenden Friedenszeit wurde die in den Kriegen entwickelte Taktik und das bewährte Zusammenwirken der Waffen überall im wesentlichen beibehalten. Als notwendige Folge des neuen Wehrsystems setzte sich der größte Teil eines jeden Heeres aus Infanterie zusammen. Dem Namen nach gab es eine leichte und eine schwere Infanterie, tatsächlich konnte man aber nur die Jägertruppen in Deutschland und Österreich sowie dessen Grenzer als leichte bezeichnen. Allgemein wurde auch bei der Infanterie das Schützengefecht geübt, dieses durch Hornsignale geleitet und besondere Methoden probiert. Mit der Einführung der Perkussionszündung blieb das Feuergefecht weitgehend vom Wetter unabhängig. Die zuletzt eingeführten gezogenen Gewehre mit dem Expansionsgeschoß gaben dann der Infanterie durch größere Schußweiten und Treffähigkeit eine gesteigerte Bedeutung. Die Taktiker versuchten die großen Bataillonskolonnen in kleinere Einheiten, die Kompaniekolonnen zu zerlegen. Diese konnten entweder aus drei zweigliedrigen hintereinander stehenden Zügen oder aus sechs zweigliedrigen Halbzügen bestehen. Auf diese Weise entstanden aus einem Bataillon vier Kolonnen. Die beiden mittleren wurden oft zusammengeschoben und bildeten das zweite Treffen. Die Flügelkompanien zog man dann als eigentliches Gefechtstreffen vor. Im Falle nötiger Verstärkung ging auch die dritte Kompanie vor, die vierte blieb als Reserve. Solche Kompaniekolonnen gab es als Notbehelf schon in den Befreiungskriegen. Doch erst um 1840 setzte sich die Erkenntnis durch, daß auch sie eine taktische Einheit sein konnten. Im Krieg Schleswig-Holsteins mit den Dänen in den Jahren 1848/50 hießen solche kleinen Abteilungen in Kompaniestärke Zugkolonnen. Sie boten bei der geringen Truppenzahl in dem dortigen zerschnittenen und mit Hecken eingefaßten Gelände viele Vorteile. |
Bestandteile eines HeeresDie Kriege zur Zeit Napoleons hatten die Zusammensetzung der Streitkräfte zwangsläufig verändert. Das Massenheer der Französischen Revolution beruhte auf weitgehender Ausschöpfung der nationalen Ressourcen, was den Anteil der Infanterie naturgemäß erhöhte. Deren Formationen waren relativ leicht aufzubringen, auszurüsten, auszubilden und zu versorgen. Die neue Kolonnen- und Tirailleurtaktik ermöglichte bewegliche Gefechtsführung auch im bedeckten Gelände. Demgegenüber mußte der Jahrtausende alte Wettstreit zwischen Reiter und Fußkämpfer nun endgültig zuungunsten der Schlachtenkavallerie enden, wenngleich der massierte Attackeneinsatz durchaus noch zum taktischen Instrumentarium gehörte und im weiträumigen Bewegungskrieg die operative Aufklärung berittener Divisionen ihre Rolle zu spielen begann.
Die Infanterie In Preußen bestand ohnehin in jeder Einheit das jeweilige dritte Glied aus den gewandtesten und besten Schützen und war speziell für das Feuergefecht vorgesehen. Mit allgemeiner Einführung gezogener Läufe glichen sich die Leistungen der Gewehre an; größere Treffähigkeit und Schußweite erzwangen eine verbesserte 5chießausbildung. Für die Rekrutenausbildunlg war in Preußen stets der Kompaniechef verantwortlich. Dieser übertrug die Aufgabe einem jungen Offizier, der auch selber lernen sollte. Die Ausgabe der frühen Zündnadelwaffen brachte einen wesentlichen Wandel mit sich. In Preußen erhielten die ersten Füsilier-Bataillone die neuen Gewehre bereits Ende 1848, die letzten erst 1853. Zwei Jahre später war die Waffe in der Hand der gesamten Garde-Infanterie, die Linie mußte noch viel länger warten. Ein weitaus größeres Gewicht als in der Vergangenheit erhielt eine geregelte Schießausbildung: »Je vollkommener die Feuerwaffe, desto größere Bedeutung gewinnt der Schütze selbst«. Verstärkend trat hinzu, daß das bisher gegen Linie und Kolonne so wirksame Massenfeuer durch die zunehmende Anwendung des zerstreuten Gefechtes zurücktrat. Ein Schütze bot im Gelände nur ein kleines Ziel; um ihn zu treffen, war die Qualität des Einzelschusses, das »Feinfeuer« gefordert. In Preußen hatte man schon seit 1817 das Einzelschießen für alle Kompanieoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften normiert; sie alle schossen nach Scheiben (1,85 m hoch und 1,25 m breit) auf Entfernungen von 50, 100, 150 und 200 Schritt. Die Scheiben trugen vier von der Mitte aus aufgemalte Kreise, der innerste schwarz gehalten, sowie einen dicken senkrechten Mittelstrich. Auf jede Entfernung waren drei Schuß vorgesehen; erst nach Erfüllung der Bedingungen ging es zum nächstweiteren Abstand. Neben dem Schießen auf dem Stand schossen Tirailleure auch im Gelände auf Scheiben. Alle Ergebnisse erscheinen in Schießlisten, gute Schützen erhielten besondere Prämien. Als übliche Schußentfernung für das Tiraillieren galten 150 bis 200 m.
Die Grundaufstellung geschah in Linie zu drei Gliedern, jedem Mann der Platz vorgeschrieben. Meist wurde nach der Größe geordnet; in manchen Armeen, wie auch in Preußen, kamen die gewandtesten Leute und besten Schützen in das dritte Glied. Anderswo faßte man solche Leute in eigenen Kompanien zusammen. Meist war die Kompanie in zwei Züge geteilt, diese wiederum in Sektionen zu 4 bis 6, in unserem Beispiel 5 Rotten. Beim Abmarsch aus der Linie zur Bildung der Marschkolonne schwenkten sie in die befohlene Richtung und setzten sich hintereinander; ein Verfahren, das sich in allen Armeen ähnelte. Auch die Plätze der Offiziere und Unteroffiziere waren genau bestimmt. In der Grundaufstellung bildete der Großteil der Unteroffiziere ein schließendes 4. Glied. Die taktische Grundformation der Infanterie bildete immer noch das Bataillon. Ursprünglich sollte es ja soviel Soldaten haben, wie sich noch gemeinsam mit der menschlichen Stimme kommandieren ließen. In einer Kolonne zusammengefaßt konnten es dann bis 1200 Mann sein. Im Hinblick auf die immer stärker einsetzende Entwicklung zum zerstreuten Gefecht hin erwies sich das als unpraktisch. So hatten nun die Bataillone in Friedenszeiten je nach den Armeeverhältnissen 400 bis 650 Mann, als Kriegesstärken aber bis an die 1000. In Preußen oder Rußland, doch auch in vielen anderen Heeren waren es 4 Kompanien. In der Grundaufstellung standen die Kompanien des Bataillons vom rechten Flügel aus nach ihrerer Numerierung nebeneinander. So bestand in einem Regiment aus 3 Bataillonen das 1. aus der 1. bis 4. Kompanie, das II. aus der 5. bis 8. und das III. aus der 9. bis 12. Innerhalb eines jeden Bataillons wurden die einzelnen Züge von 1 bis 8 durchgezählt und behielten ihre Nummer dann grundsätzlich bei allen Veränderungen und Evolutionen. In die Mitte der Bataillonsfront trat die Fahne mit ihrer Begleitung ein, so daß die beiden davon rechts stehenden Kompanien mit den Zügen 1 bis 4 »über der Fahne«, die beiden links stehenden mit den Zügen 5 bis 8 »unter der Fahne« hießen. Das sollte auch später bei der Bildung von Kompaniekolonnen Bedeutung haben. Bei den Kompanien »über der Fahne« rückten die Leute des ersten Zuges hinter den zweiten und formierten 3 zweigliedrig hintereinanderstehende Züge, wovon der letzte als »Schützenzug« aus den ursprünglichen dritten Gliedern der beiden vorderen Zügen bestand. Von den Kompanien »unter der Fahne« geschah dieses entsprechend seitenverkehrt, also hinter den Leuten des ersten Zuges. Als Ausgangsformation des Bataillons zum Gefecht galt die Kolonne nach der Mitte (Angriffskolonne). Diese entstanden dadurch, daß die beiden mittleren Züge (4 und 5) mit der Fahnengruppe stehen blieben und die Flügelzüge dahinterrückten.
Im eigentlichen Gefecht sollten tunlichst alle Waffen zur Wirkung kommen können, was aber nur in Linie, die eine große Feuerstärke ergab, mit allen damit verbundenen Nachteilen möglich war. Deshalb in durchschnittenem Gelände der Versuch, auch die Kompanie als taktische Einheit zu verwenden. Zunächst sollte die Aufteilung in Kompaniekolonnen dem Bataillon die Möglichkeit geben, seine ganze Kraft zu entfalten. Es lagen Erfahrungen vor, wonach die 4 Schützenzüge eines Bataillons, erst einmal aufgelöst, kaum mehr lenkbar waren und der zurückbleibende schwache Rest dadurch isoliert stand. Weil daneben auch das Bedürfnis nach einem noch genaueren Abwägen der Kräfte vorherrschte, kam es 1847 zur reglementarischen Einführung der Kompaniekolonne. Für das einleitende Feuergefecht waren zunächst die Schützenzüge vorgesehen, in der Kompaniekolonne der neugebildete dritte Zug. In der Bataillonskolonne traten die dritten Glieder seitwärts hinaus und formierten die Schützenzüge I bis IV. Zur Bildung der Feuerlinie rückte zunächst die Hälfte der Schützen, bei der Kompanie ein halber Zug, beim Bataillon 2 Züge etwa 100 Schritt vor die Kolonne und sandten auf das Kommando: »Schwärmen!« ein oder zwei Sektionen nochmals 150 Schritt (1 Schritt = 75cm) vor. Damit entstand anfänglich eine lange Schützenkette, bei der die beiden Leute, die in der geschlossenen Ordnung eng miteinander verbunden eine Rotte bildeten, zusammenwirken sollten und einer den anderen mit fertiggemachter Waffe während des Ladens zu decken hatte. Die Schützen sollten die dahinter stehende Kolonne nach Möglichkeit abdecken. Mit den größeren Schußweiten der gezogenen Gewehre wurden für alle geltende Zielangaben und Visiereinstellungen eine Beobachtung der Feuerwirkung notwendig, und die zu einer Sektion gehörenden Schützen hatten ihrem Führer nahe zu bleiben. Daher fand zur Verstärkung der Feuerlinie nun nicht mehr ein gleichmäßiges Verteilen, sondern entweder ein Einschieben oder Verlängern durch ganze Gruppen unter ihrem Führer statt. Alle Mann waren angewiesen, die Deckungsmöglichkeiten zu nutzen. Mit dem Zündnadelgewehr als Hinterlader sollten die Schützen im Knieen, Sitzen, ja im Liegen laden und schießen können und dabei jeden geeigneten Gegenstand als Gewehrauflage nehmen. Wenn weitere Sektionen zur Verstärkung in die Linie nachrückten.
Der nun immer bedeutsamer werdende Einsatz der gezogenen Infanteriewaffen führte dazu, daß die praktische Entwicklung der Taktik oft den bestehenden Reglements vorausging. Die neuen Feuerwaffen forderten geradezu den verstärkten Einsatz aufgelöster Kräfte nach dem Ermessen des jeweiligen Führers, wobei Selbsttätigkeit, Entschlußfähigkeit und Handeln nach eigener Verantwortung gefördert werden mußte. Doch herrschte allgemein das Bestreben, die Reglements mit den taktischen Erfordernissen in Einklang zu bringen. Das offensive Element, das seit der Einführung gezogener Gewehre etwas gelitten hatte, kam wieder zur Geltung. So wurde der Angriff im Laufschritt vorgesehen und mehr Schützen als bisher sollten sich auflösen. In Preußen arbeitete man jedoch auch gleichzeitig die Stärken des Hinterladers heraus: das waren neben dem feinen und sicheren Schießen vor allem das gut gerichtete schnelle Massenfeuer. Wenn auch in ungeübten Truppen die Gefahr des Verschießens bestand, zeigte es sich doch, daß diese durch richtige Feuertaktik und Feuerdisziplin zu beherrschen war. Die Überlegenheit über die Minié-Waffen lag nicht in Schußweiten oder Treffsicherheit, sondern in der Möglichkeit, bei Bedarf dreimal schneller zu feuern und auch im Liegen zu laden. Angesichts der neuen Infanteriebewaffnung war Moltke schon 1858 für eine notwendige Änderung der Taktik durch Angriff in Kompaniekolonnen und der Entscheidungssuche im Feuerkampf sowie die Einführung gezogener Hinterladungsgeschütze eingetreten. Im Jahre 1865 stellte er dann fest, daß jede Verbesserung der Schußwaffen in erster Linie der taktischen Verteidigung zugute kommen muß. Bei der »wirksamen Entfernung« sei die Effektivität des Infanteriefeuers so, daß jedes Vorgehen zum Angriff Erfolg verspreche, wenn es gelingt, diesen Abstand zu erreichen. Das heißt: die Verluste des Gegners würden ihn vermutlich bewegen, den Angriff nicht anzunehmen. Die Aufgabe wäre dann das Heranführen der Infanterie unter Ausnutzung des Geländes auf wirksame Entfernung und mit Artillerieunterstützung.
Die Ausnutzung der Feuerwirkung in rechter Verbindung mit dem Vorgehen trug wesentlich zu den preußischen Erfolgen bei; man fand in der Praxis, recht frei vom bestehenden Reglement, instinktmäßig die richtigen Mittel. Die Gefechtsrelationen zeigen, daß das Feuer gewöhnlich auf etwa 225 m eröffnet und die Wirkung größer wurde, je geringer der Abstand war. Die Angriffe der Österreicher scheiterten meist zwischen 80 und 120 m vor den preußischen Linien. Häufig konnten die kleinen preußischen Kompaniekolonnen durch Einschwenken ein recht wirksames Flankenfeuer gegen die feindliche Masse abgeben. Das Ausland sah die preußische Überlegenheit über die Österreicher vorwiegend in der Bewaffnung und der Infanterietaktik. Frankreich beschloß noch im gleichen Jahr die Einführung eines modernen Hinterladers und suchte dafür eine neue Taktik zu finden. Das Hauptbestreben ging dahin, mehr als in der Vergangenheit die Schützenmassen in der Hand zu behalten sowie die Überlegenheit der neuen Waffe, die gegenüber dem alten preußischen Gewehr auf das Doppelte gesteigerte Reichweite, auszunutzen. Doch klammerte man sich dabei an die Defensive und eröffnete schon auf große Entfernungen das Massenfeuer. Ein Verfahren, das in den ersten Kriegswochen auf deutscher Seite viele unnötige Opfer forderte, weil auch dort die neuen Forderungen noch kein Allgemeingut waren. Dann aber lösten die Deutschen schon auf größere Entfernungen ihre Kompaniekolonnen auf und suchten in Schützenschwärmen auf Schußweite an den Gegner heranzukommen, wo dann die bessere Schießausbildung ihre Früchte trug. Größere Entscheidungen führten aber nur Umfassungen und flankierendes Feuer herbei, direkte Bajonettangriffe gelangen fast nie. Die Brigade bestand aus 6 Bataillonen, also 2 Regimentern. Während der Versammlung standen jeweils 3 Bataillone in geschlossener Zugkolonne oder in Angriffskolonne in 2 Treffen hintereinander, ihr Abstand betrug 30 Schritt, der Bataillonszwischenraum 20 Schritt. Im zweiten Treffen befand sich das ältere Regiment, die Fahnen der hintereinander stehenden Bataillone sollten in einer Richtung stehen. Bei Brigaden, die zusammen den Großverband einer Divisionsformation bildeten, mußten sich die Füsilierbataillone auf die Außenflügel stellen.
So konnte auch nur dieses zur Vorhut entwickelt werden, in der Regel die beiden mittleren Kompanien als Halbbataillon, die anderen seitwärts vorgezogen. Sollte mit Angriffskolonnen vorgegangen werden, wurden vor dem Antreten im ersten Treffen die Flügelkompanien vorgezogen und daraus die Schützenlinie gebildet. Die Kavallerie In Linie stand die Schwadron nur noch zweigliedrig; sie teilte sich in 4 Züge, wenn deren Rottenzahl nicht unter 10 sank. Bei der Einteilung der Leute wurden unterschiedliche Rücksichten genommen. In Preußen sollten die besten und entschlossensten Reiter in das erste Glied, an die Flügel besonders aufmerksame Leute, in den zum Flankieren bestimmten 4. Zug, aber die gewandtesten Männer und Schützen mit den ausdauerndsten Pferden genommen werden. Die größere taktische und ökonomische Einheit bildete das Regiment. Es sollte wegen zu geringer Beweglichkeit nicht zu stark, doch auch nicht zu schwach sein, weil dann die geschlossene Attacke an Wirksamkeit verlor. Weil aber während eines Feldzuges Kommandierungen und kranke Pferde den Bestand schwächten, mußten von vornherein genügend Leute ausrücken. So hatten beispielsweise zu Beginn des Feldzuges im Jahre 1866 die preußischen Schwadronen noch 17 Rotten im Zug, kaum 6 Wochen später bei nicht ins Gewicht fallenden Gefechtsverlusten nur noch 11. Zu einem Regiment gehörten 4 bis 6 Schwadronen. In der preußischen Armee standen die 4 Schwadronen des Regiments in Linie mit 4,5 m Zwischenraum nebeneinander, die Standarte auf dem rechten Flügel der 3. Schwadron. Wie die Infanterie führte auch die Kavallerie das Gefecht in der geschlossenen und zerstreuten Ordnung. Die Grundformen der geschlossenen Aufstellungen waren Linie und Kolonne. Die Linie diente zum geschlossenen Angriff, der Attacke, aber auch, um feindlicher Artillerie weniger ausgesetzt zu sein. Grundsätzlich behielt die Kavallerie zwischen ihren Abteilungen Zwischenräume, um unvorhergesehenen Hindernissen ausweichen zu können. Bewegungen geschahen meist in Kolonne. Bestand die Möglichkeit, in das Gefecht zu kommen, wurde die Zugkolonne mit der Frontbreite eines Zuges, im Regimentsverband auch mal die Schwadronskolonne eingenommen. Dann spielten die Abstände, die grundsätzlich den jeweiligen Frontbreiten entsprachen, eine wichtige Rolle, um ohne Probleme zur Linie einschwenken zu können. Die wichtigste Form war die Zugkolonne. Sie entstand für den Abmarsch nach einer Seite durch gleichzeitiges Abschwenken aller 4 Züge. Sollte geradeaus gerückt werden, behielt der 1. Zug die Direktion, die anderen schwenkten und setzten sich dann dahinter. Daneben gab es bei der preußischen Kavallerie die sogenannte Halbkolonne als Übergang von Linie in Zugkolonne und umgekehrt. Auf dem Gefechtsfeld wurde am häufigsten die »Schwadronskolonne nach der Front« gebraucht. In diesem Falle befanden sich die 4 Schwadronen in Zugkolonnen mit einem solchen Zwischenraum nebeneinander, daß aus der eingenommenen Formation sofort zur Linie aufmarschiert werden oder, zugweise geschwenkt, eine Schwadronskolonne oder mit Schwenkungen der Züge in die angegebene Richtung eine Linie nach der Flanke hin entstehen konnte.
Durch die weitreichenderen Infanteriewaffen verlor diese Kampfform ihre Bedeutung. Zur Schwärmattacke löste sich die ganze Schwadron bis auf einen Zug, in der Regel dem 3., bei dem dann die Standarte blieb, auf und griff in regelloser Form an. Man bediente sich dieser Fechtweise beim Angriff auf Artillerie zur Verfolgung eines fliehenden Gegners oder bloß demonstrativ, um geschlossener Infanterie das Feuer abzulocken. Die Schnelligkeit des Pferdes und die damit verbundene Wucht ließ sich nur mit der blanken Waffe ausnutzen. Daher wurde als Krönung der geschlossenen Kampfweise die Attacke betrachtet, deren letzte entscheidende Phase Chok hieß. Er mußte kraftvoll, nachdrücklich und damit unwiderstehlich wirken, was nur in geschlossener Linie und mit noch unausgepumpten Pferden zu erreichen war. Beim Anreiten sollte mit wachsender Schnelligkeit nach den ersten 400 m im Trab auf etwa 150 m in den Galopp und dann auf das Kommando: »Marsch-Marsch!« für die letzten 75 m in Karriere übergegangen werden. Dann hatten die Pferde so schnell zu laufen, wie sie es vermochten, die Reiter ihre Pallasche und Säbel in Auslage zu bringen und das erste Glied der Ulanen ihre Lanzen waagerecht zu fällen. Nur geübte Kavalleristen konnten dabei noch in geschlossener Front reiten. Am empfindlichsten waren bei einer solchen Linie die Flanken. Daher sollten sie grundsätzlich durch dahinter stehende Einheiten abgesichert bleiben. Nahm der Gegner die Attacke nicht an, war es möglich, ilm nur mit einem Teil (ein Zug der Schwadron, eine Schwadron des Regiments) durch Ausfallen verfolgen zu lassen. Die Hauptmasse rückte geschlossen im Trabe nach, denn nach jeder Attacke geriet auch siegreiche Reiterei in Unordnung und wurde dadurch hilflos. Folglich mußte, in der Regel auf die Standartenrotte hin, sofort gesammelt werden, erst dann galt die Kavallerie als wieder verwendbar. Die reglementarisch größte taktische Einheit bildete die aus 2 bis 4 Regimentern bestehende Brigade, die sich für das Gefecht in Treffen gliederte.
Der Entschluß zum Angriff hing immer von einer sich augenblicklich gestaltenden und niemals lange vorherzusehenden Lage ab, die der jeweilige Reiterführer sofort ausnutzen mußte. Weil aber seine stolze Truppe während einer Attacke praktisch ganz zur Zielscheibe wurde, schienen solche Unternehmungen aus der Tiefe heraus nun hoffnungslos. Sie versprachen nur dann Erfolg, wenn sie seitwärts auf die feindliche Flanke trafen, deren Front mit anderen ebenbürtigen Kräften beschäftigt war, oder aber die eigenen Feuerfronten beim Gegner offensichtlich Wirkung zeigten. Nach ihrer beabsichtigten Verwendung waren Reiter zwei Bereichen zuzuordnen. Als sogenannte »Reservekavallerie« unterstanden sie nur der Verfügungsgewalt des Feldherrn und blieben in der Regel zu Kavalleriedivisionen zusammengefaßt. Für Entscheidungskämpfe konnten sie Großverbänden (Armeen bzw. Armeekorps) zugeteilt, hinter deren Front oder auf den Flügeln zum Masseneinsatz bereitstehen, doch auch selbständige Operationsaufgaben erhalten. Die meist in Regimentsstärke dem Befehl der einzelnen Infanteriekommandeure unterstellten Einheiten hießen Divisionskavallerie. Sie hatten in erste Linie »Auge« ihres Verbandes zu sein, also die Aufklärung und Sicherung zu übernehmen sowie die notwendigen Verbindungen aufrecht zu erhalten. Diese Aufgaben galten als vorrangig, Attacken konnten lediglich lokale Wirkungen haben. Neben der Fernaufklärung hatte die Kavallerie auch die Verbindungen des Gegners zu stören, wozu die neuen Verkehrs- und Nachrichtenmittel gehörten. Artillerie
Während die älteren glatten Rohre der Feldartillerie nur bis etwa 1000 m wirksam waren, reichten deren Schußweiten an die 1500 m. Die gezogenen Rohre, ob Vorderlader oder Hinterlader gestatteten Schüsse bis etwa 3800 m. Meist wurde erst auf 1500 m das Feuer eröffnet, auf größere Entfernungen nur, wenn wichtige Punkte oder erkannte Truppenanhäufungen beschossen werden sollten. Noch für 1866 bescheinigte ein Augenzeuge dem Feuer über 1800 m wenig Wirksamkeit. So gab es zunächst wenig Anhaltspunkte für die Verwendung der neuen Geschütze, doch ließ sich sagen, daß aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit zwischen 750 und 900 m die besten, bis zu 1800 m noch brauchbare Wirkungen zu erwarten waren. Die nun größeren Reichweiten gaben auch bei der Wahl einer Feuerstellung mehr Freiheiten. Die Geschütze beherrschten von dort größere Flächen und vermochten dadurch, ihr Feuer auf bestimmte Punkte zu vereinen. Im böhmischen Feldzug standen auf österreichischer Seite mit 776 gezogenen Feldgeschützen 474 gezogene und 318 glatte Rohre der Preußen gegenüber. Im Mainfeldzug führten die verbündeten Süddeutschen 174 gezogene und 172 glatte gegen 42 gezogene und 36 glatte der Preußen ins Feld. Man glaubte, daß die glatten Rohre noch wenigstens eine Rolle bei der Reitenden Artillerie oder im Nahkampf übernehmen könnten. Als Ergebnis zeigte sich jedoch eine gänzliche Ohnmacht der glatten im Kampf mit gezogenen Geschützen.
Zu ihrer Bildung wurde es teilweise nötig, weitere Kräfte in die Geschützlinie einzufahren. Das brachte, wenn diese nicht gerade batterieweise verlängert wurde, gewisse Probleme durch Zerreißung von Einheiten, Damit die Artillerie schon in der ersten Gefechtsphase wirken konnte, kam hinter das vordere Bataillon der Vorhut eine Batterie, der Rest der Divisionsartillerie hinter das erste Bataillon der Hauptmacht (Gros). Auch die Korpsartillerie hatte nun beim Gros zu sein; unter allen Umständen vor der Infanteriereserve, weil sie unbedingt früher ins Gefecht eintreten mußte als diese. Demnach sollte die Avantgardeartillerie den Artilleriekampf eröffnen, und sofort durch die Divisonsartillerie verstärkt werden. Mußte das Gros eingreifen, sollte wiederum die Korpsartillerie frühzeitig zur Verstärkung der Divisionsartillerie vorgezogen werden. Die Richtigkeit dieser Überlegungen erwies sich dann schlagend im Kriege von 1870/71. In der Praxis hat die deutsche Artillerie auch schon auf Entfernungen über 2250 m geschossen, die eigentlichen Gefechtentfernungen blieben aber zwischen 1100 und 1900 m. Dabei wurde häufig schon feindliche Artillerie und Infanterie zum Abzug gezwungen oder feindliche Vorstöße abgewiesen. Die Entscheidungen erfolgten jedoch meist zwischen 600 und 1500 m. Unerschütterlich ausharrend, wo sie einmal stand, bildete sie gewissermaßen das Baugerüst der Schlachtordnung, während die französischen Batterien im allgemeinen nur als leicht ersetzbare Streben erschienen.
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