Ordensburgen

 

 

Die ersten Ordensritter überschritten im Frühjahr 1231, nachdem dem Orden 1230 das Kulmer Land zugesprochen wurde, von ihrem Waffenplatz Vogelsang bei Nessau aus die Weichsel und errichteten bei Alt Thorn die erste Burg. In den nächsten beiden Jahren entstand je eine neue Burg in Thorn und in Kulm. Es wurden hier gleich städtische Siedlungen errichtet. Als nächstes wurde die Stadt Marienwerder gegründet. Weiterhin wurde Elbing gegründet, um einen Hafen für die Nachschubverbindung zum Reich (Bremen, Lübeck) zu bekommen. Gegenüber der Einfahrt in das Frische Haff entstand die Burg Balga. Weitere Gründungen in Küstennähe waren Christburg, Brandenburg und Königsberg. Von der Küste aus wurden fächerförmig in das Landesinnere weitere Burgen angelegt.

 

 
  Seitdem der Ritterorden an der Weichsel im Jahre 1231 Fuß gefaßt hatte, ergab sich für ihn die Notwendigkeit, zum Schutz gegen die Preußen Burgen zu errichten. In den ersten Jahren behalf man sich mit den landesüblichen Befestigungen, bestehend aus Graben, Wall und Holzplanken. Sobald aber längere Atempausen in den Kämpfen eintraten, ging man zum Bau von festen Stützpunkten in Stein über, die für die Preußen und ihre Nachbarn uneinnehmbar waren.

 
 

1260-73 war es nur dem Vorhandensein fester Burgen zu verdanken, daß der Orden sich im Lande behaupten konnte. Sonst wären alle Züge nach Preußen umsonst gewesen. Burgen aus Stein baute man in Preußen schon seit etwa 1240. Thorn, Elbing, Marienwerder, Königsberg bezeichnen solche Stellen.

Als man die Marienburg erbaute, besaß man schon eine erhebliche Erfahrung im Ziegelbau. Der Orden baute rasch. Er richtete einen umfangreichen Baubetrieb ein. Da jede Arbeit mit der Hand ohne maschinelle Hilfe ausgeführt werden mußte, war eine gewaltige Zahl von Arbeitskräften einzusetzen, ob es sich um die Herstellung und Anfuhr von Baustoffen oder die Ausführung von Bauarbeiten handelte.

Ihrem Grundriß nach entspricht die Ordensburg ihrer dreifachen Bestimmung als Festung, Verwaltungsmittelpunkt und Wohnung des Brüderkonvents. Dieser hat seinen Sitz im Haupthaus, das einen quadratischen Grundriß hat und einen von ein- oder zweistöckigen Kreuzgängen umgebenen Innenhof aufweist. Im Gegensatz zum schmucklosen Äußeren, weist dieser einfallsreiches Maßwerk, Mauerblenden, Friese, Profile und figürliche Darstellungen auf. In dieses Quadrat ist auch die Kapelle eingebaut und ist durch Ecktürme und einen beherrschenden Bergfried gesichert. Die Burgen besaßen eine zentrale Luft- (Fußboden-) heizung.

 

 
 

Hochschloß der Marienburg

Die ältesten Ordensburgen müssen wir uns als Feldbefestigungen, Erdwerke mit einem Blockhaus vorstellen. Solche Anlagen sind noch in Wöklitz, Landkreis Elbing und in Alt-Christburg, Krs. Mohrungen (vor 1237) erhalten.

In Alt-Christburg sind auch schon Ziegel kleineren Formates gefunden worden,die auf einen früheren Massivbau eines Hauses hindeuten. Die ältesten massiven Burgen bewahren das Kulmer Land und die Gegend um das Frische Haff. Sie haben Ringmauern in unregelmäßigem Viereck, mit einem einflüge- ligen Hause, das alle Unterkunftsräume enthielt, so in Thorn und Engelsburg oder in Balga am Frischen Half (1239 besetzt). In dieser Zeit erhalten die Vorschn.ften der Ordensverfassung eine den seit der Gründung (1198) veränderten Verhältnissen entsprechende neue Fassung; die Ordensregel wurde bald nach 1244 in neue Form gebracht, die Ordensgesetze entstanden z.T. nach 1235 und dann zwischen 1244 und 1251.

 

 
 

 

Das Jahrzehnt zwischen dem Friedensschluß von 1249 und dem Beginn des Aufstandes von 1260 ermöglichte die Aufnahme der Verwaltungsarbeit zum Aufbau des Staates und die Durchführung ,des vorgeschriebenen Konventslebens. Jeder Konvent sollte unter dem Befehl des Komturs zwölf Ordensbrüder enthalten, in der Mehrzahl Ritterbrüder, und dazu etwa zwei Priesterbrüder. Die mannigfachen Amtspflichten sind in den Gesetzen ausführlich behandelt, die Ordensbrüder werden ausdrücklich als Amtmann oder als Amtsleute bezeichnet. Damit beginnt auch die reichere Gliederung der Häuser in mehrere Räume, das einflügelige Haus wird mehrflügelig. Anregungen für die Planung der Ordensburgen boten die Burgen Italiens oder die Kreuzfahrerburgen in Syrien, auch die Klöster, es findet sich aber kein unmittelbares Vorbild. Die Baumeister, die wir z.T. in den Reihen der Ordensbrüder selbst zu suchen haben, brachten die Entwicklung des Grundrisses aus eigener Schaffenskraft zustande. Die wehrbaulichen Einzelheiten, die freien Wehrmauern und die Wehrgänge, die Türme, die Tore und die sonstigen Sicherungsanlagen entsprachen allerdings den gleichartigen Anlagen an den deutschen Burgen der Rheinlande und Frankens.

Schloß Birgelau um 1260 und Graudenz etwa 1265 haben schon das unregelmäßige Viereck, Graudenz mit vier voll ausgebauten Flügeln. Nach 1270 entsteht am Frischen Half eine neue Burgengruppe mit einem regelmäßigen, auf allen Seiten ausgebauten Viereck. Brandenburg, etwa 1272 begonnen, ist hier die älteste Burg. Gleichzeitig oder wenig später beginnt der Bau der Marienburg und 1275 der von Lochstedt. Die Übereinstimmung ist so groß, daß man hier eine gemeinsame Bauleitung annehmen muß. Der Konventshaustyp ist entstanden. - Die Marienburg ist nächst Brandenburg das größte der erhaltenen Konventshäuser. Vielleicht sollte sie eine größere Bedeutung für den Westen bekommen und Brandenburg für den Osten.

 

 
 

Die Vorburg ist rechteckig und umfaßt Gast- und Wirtschafts- gebäude, bisweilen auch eine Mühle. Stellenweise trifft man mehrere solcher Vorhöfe. Eine Besonderheit ist der Danzker, die Abortanlage der Burg. Auf einen mächtigen Bogen zum Fluß hinausgebaut, boten sie in kluger Voraussicht Schutz  vor Seuchengefahren, dienten aber auch als Wehrturm zur Flankendeckung. Doppelte Ringmauern um die Burg, Parcham genannt, bildeten einen Zwinger. 

 
 

Ringsherum lag ein tiefer breiter Graben, meist ein abgeleiteter Fluß- oder Seearm. Die Innenräume mit ihren schlanken Pfeilern und Sterngewölben beweisen ein sicheres Raumgefühl.

Bei dem endgültigen Bau der Ordensburgen errichtete man in der Regel zuerst die Wehrmauern mit Gräben, Toren und Türmen, dann kam die Kapelle und zuletzt die Räume für die Ordensbrüder und die Burgbesatzung an die Reihe.

Für die Anlage der Städte wird, sofern es die Lage gestattete, ein Schachbrettmuster aus gitterförmigen, sich rechtwinklig schneidenden Straßen gewählt. Das Ordenshaus lag meist an einer Ecke oder Kante eines solchen Grundrisses. 

Die Königin der Ordensburgen ist natürlich der Sitz des Hochmeisters, die Marienburg, die nach den Zerstörungen im 2. Weltkrieg, zum größten Teil wieder renoviert ist.

 

 
 

Allenstein Burg

Es sind aber noch weitere Burgen, zumeist das Hauptschloß, erhalten. So zum Beispiel in Allenstein, das heute als Museum genutzt wird. Hier wirkte auch Nikolaus Kopernikus im 16. Jh. Die Burg zeigt sich als Dreiflügelanlage und liegt am Rande der Altstadt. Von dieser getrennt durch einen Graben.

Rhein Ordensschloß

 
 


Rhein (Ryn)

In Rhein ist ebenfalls noch das Ordensschloß erhalten, aber im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehrfach umgebaut. Es ist eine Vierflügelanlage mit rechteckigem Grundriß und liegt auf einer Anhöhe über der Stadt.

 

 
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Osterode (Ostroda)

In Osterode besteht noch die Vierflügelanlage bei der der Kreuzgang abgerissen wurde, erkennbar an den Gebälklöchern im Mauerwerk. Die Burg wird heute Freilichtbühne und als Übungsstätte für Musikgruppen genutzt.

 

 
 

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Rössel (Reszel)

In Rössel ist die Anlage noch hinsichtlich des Ordenschlosses noch gut erhalten. Es existiert noch der Bergfried und die Ordenskapelle.

 Im Innenhof mit dem Brunnen wurde leider der Kreuz- und der Arkadengang durch ein Mauerwerk geschlossen. Das Schloß ist zum Teil Museum und wird von Künstlern genutzt.

 

 
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Mewe (Gniew)

Mewe liegt auf einem Höhenrücken am westlichen Weichselufer und damit in Pommerellen. Es war die erste größere Erwerbung des Ordens am linken Weichselufer in Jahre 1282. Die Burg wurde durch eine künstliche Schlucht von der Stadt getrennt.

 

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Sie entspricht in vielem dem Ideal einer Ordensburg. Quadratischer Grundriß mit vier Ecktürmen und eingebauter Kapelle.

Fünfgeschossig liegt sie oberhalb der Weichsel auf einem Hügel, von dem aus der Fluß überwacht werden konnte.

Im Innenhof mit dem Brunnen ist leider der  Kreuzgang abgerissen worden.
Die Burg dient als Freilichtbühne (Ritter-
spektakel) und wird von Künstlern genutzt.

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