Marienburg

 
 

Geschichte

 
 

Die Marienburg ist die Perle der Ordensburgen in Preussen. Sie ist die größte aus Backstein gebaute Burg in Europa. Sitz des Hochmeisters des Dt. Ordens von 1309 bis 1457, der dann nach Königsberg verlegt wurde. Das Gebiet um Marienburg fiel an die polnische Krone und war Sitz polnischer Palatinate (Gebietsverwaltungen). In den nordischen Kriegen (mit Polen) 1626-29 und 1656 - 60 wurde die Marienburg von Schweden besetzt. 1629-35 stand sie unter kurbrandenburgischer Treuhandverwaltung. Erst 1772, nach der ersten polnischen Teilung, fiel sie wieder an Preussen und wurde als Kaserne genutzt. 1803 veröffentlichte Max von Schenkendorf seinen Protest gegen die Verwahrlosung der Marienburg, was zur Folge hatte, daß König Friedrich Wilhelm III von Preussen die Erhaltung der Burg befahl. 1806 begannen die Wiederherstellungsarbeiten, die, unterbrochen durch die Napoleonischen Kriege, 1817 wieder aufgenommen und bis 1945 fortgeführt wurden. In der Märzoffensive der Russen 1945 wurde die Landseite der Burg schwer beschädigt, da sie zur Festung erklärt wurde. Seit 1959 haben die Polen mit der Wiederherstellung begonnen, was bis heute zu guten Resultaten geführt hat. 

Die Marienburg war jedoch nicht von Anfang an als Sitz des Hochmeisters geplant. Um 1250 hatte der Orden die Burg Z a n t i r an der Montauer Spitze erworben und mit einem Konvent von Rittern besetzt. Sie war die wichtigste Burg in der Landschaft.

 
 
Umgebung der Marienburg zur Zeit der Gründung. Die Werder lagen größtenteils unter Wasser.

Dem damaligen Landmeister von Preußen, Theoderich von Gatirsiebe, und dem Komtur von Christburg, Hermann von Schönenberg, ist wohl der Plan zuzuschreiben, in Alyem zwischen Fischau und Zantir eine neue Burg zu bauen, die besser imstande war, diese Landschaft zu schützen. Man wählte hierzu einen Platz am rechten Nogatufer, der noch hochwasserfrei war aber doch bequemen Flußübergang ermöglichte. - Zantir hatte als Nachteile, daß es nicht hochwasserfrei lag, im Walde versteckt und abseits von einer großen Straße.

Nördlich von Zantir fand der Orden einen Platz, der alle diese Forderungen erfüllte und dazu an der alten Handelsstraße von Pommern über Danzig nach Truso lag. Der erste Entschluß zur Erbauung der Marienburg wird wohl noch im Jahre 1271 gefaßt worden sein. Etwa 1272 begannen die technischen Vorarbeiten, 1274 der Bau der Burg selbst.

 

Da die Kämpfe unweit Marienburgs, so z. B. bei Elbing, noch immer weitergingen, mußte zuerst eine behelfsmäßige Verteidigungsanlage mit Wall und Graben geschaffen werden, die außer der Hauptburg auch die Vorburg, das spätere Mittelschloß, umfaßt haben muß. Dann waren Unterkünfte für die Ordensbrüder, die Kreuzfahrer und die Bauleute, unter denen sich wohl schon die ersten Ansiedler befanden, zu schaffen, ebenso eine Kirche, alles zunächst behelfsmäßig. Es handelte sich hierbei um Holzhäuser - Fachwerk- und Blockbauten - die sich durchaus wohnlich und dauerhaft erstellen, später abbrechen und anderswo neu aufbauen ließen.

 

Die Niederlassung der deutschen Kaufleute, Handwerker und Gastwirte erhielt am 27. April 1276 vom Landmeister Konrad von Tyrberch Stadtrecht zu kulmischem  Rechte, die sog. Handfeste. Damals bestand schon die Burg "Sencte Marienburch" als einfache Verteidigungsanlage, und es war ein Konvent vorhanden von welchem der Komtur Heinrich von Wilnowe und sieben Ordensbrüder genannt werden. Die ersten Ansiedler kamen aus Schlesien.

 
Baugeschichte

Bei dem endgültigen Bau der Ordensburgen errichtete man in der Regel zuerst die Wehrmauern mit Gräben, Toren und Türmen, dann kam die Kapelle und zuletzt die Räume für die Ordensbrüder und die Burgbesatzung an die Reihe.Z9.gif (10343 Byte) Der erste Steinbau der Marienburg bis 1280 umfaßte außer den Wehranlagen den Nordflügel der Hauptburg mit der Kapelle und dem Kapitelsaal und vom Westflügel sehr wahrscheinlich die Treppe, die Küche und den Dansker, sowie die Außenmauern der übrigen Flügel bis zu einer verteidigungsfähigen Höhe. Nach der Vorbereitungszeit erstreckte sich die eigentliche Bauzeit über etwa 7 Jahre von 1274-1280, wobei die Jahre1274-75 auf die Wehrmauern, die Zeit von 1276-79 auf die Hauptburg entfielen und die letzten 1-2 Jahre vorwiegend mit den Gewölben und dem inneren Ausbau, der künstlerischen Gestaltung und der Ausstattung mit den notwendigen Geräten ausgefüllt war. Die angegebenen Zeitabschnitte erheben keinen Anspruch auf völlige Genauigkeit.

Die nächste Baunotiz bringt der 1326 schreibende Ordenschronist Peter von Dusburg: »Im Jahre 1280 wurde die Burg Zantir mit Änderung des Namens und Ortes dorthingelegt, wo sie jetzt noch ist, und es wurde ihr Name Meryenburgk genannt, d.h. Burg der hl. Maria, zu deren Lob und Ruhm diese Verlegung geschah.« Hiernach stellt sich der Bauvorgang so da, daß das Hochschloß zu einem Teil 1276 schon für einen Konvent bewohnbar war, und daß 1280 der Bau zu einem gewissen Abschluß gebracht war, so daß der Konvent seine Verwaltungsarbeit an Stelle der aufgelösten Konventur von Zantir übernehmen konnte. 

Als man die Marienburg erbaute, besaß man schon eine erhebliche Erfahrung im Ziegelbau. Der Orden baute rasch. Er richtete einen umfangreichen Baubetrieb ein. Da jede Arbeit mit der Hand ohne maschinelle Hilfe ausgeführt werden mußte, war eine gewaltige Zahl von Arbeitskräften einzusetzen, ob es sich um die Herstellung und Anfuhr von Baustoffen oder die Ausführung von Bauarbeiten handelte.

Besonders wichtig war die Herstellung der Ziegel oder Backsteine, die den Hauptbaustoff bei den Ordensbauten bildeten, da sich von natürlichen Baustoffen nur Feldsteine vorfanden. Zur Ziegelher- stellung mußten die Rohstoffe Ton und Lehm gewonnen und aufbereitet werden, was hier an Ort und Stelle erfolgen konnte. Zugleich ging man an die Errichtung von »Ziegelscheunen«, d.h. von Schuppen zum Streichen, Formen und Trocknen der Ziegelsteine. Dann wurden Ziegelöfen in größerer Anzahl erbaut und große Mengen von Brennholz, die sogenannten »Brennrohnen«, teilweise von weither herangefahren. Diese Vorbereitungen nahmen etwa die Jahre 1272 und 1273 in Anspruch.

Der Bedarf an Ziegeln war sehr groß. Man muß annehmen, daß acht Öfen in Betrieb waren, in denen jeweils 40 000 Ziegel gebrannt werden konnten. Bei zwei Bränden im Jahr ergab das eine Jahresherstellung von 640 000 Steinen. Der Bedarf für die Wehrmauern beläuft sich auf etwa 1,28 Mio. Ziegel.
Ihre Erbauung würde somit in die Jahre 1274 und 1275 fallen. Für den 1276-80 errichteten Teil der Hauptburg, das spätere Hochschloß, waren rd. 3,2 Mio. Ziegelsteine erforderlich, was fünf Jahres- produktionen zu je 640 000 Stück einschl. der Dachziegel ergäbe. Die Herstellung dieser insgesamt rd. 4,5 Millionen Ziegel im »Klosterformat« von 9 x 15 x 32 cm Größe ist bei der damaligen primitiven Arbeitsweise und den erwähnten Schwierigkeiten als eine ganz außerordentliche technische Leistung anzuerkennen.

Der Baukalk wurde gleichfalls in eigener Regie gebrannt. Ungebrannter Kalk mußte beschafft, Kalköfen errichtet und Kalkscheunen erbaut werden, in denen der fertige Kalk gelagert wurde. - Die Feldsteine für die Fundamente wurden herangefahren.

Es galt ferner, Wege zu bauen und das Wasser von weither mittels Gräben heranzuführen. Ein Damm wurde zur Anlage eines Mühlenteiches geschüttet. Zieht man noch in Betracht, daß neben dem in raschem Tempo vorangetriebenen Burgbau gleichzeitig die Stadt Marienburg gegründet wurde, so kann man dieser gewaltigen, in einem fremden, unkultivierten Lande vollbrachten Leistung die Bewunderung nicht versagen.

 

 


Hochschloß mit Burgturm (M) und Danzker (l), Südseite


Das Konventshaus (Hochschloß)

 

Der Nordflügel und der Westflügel

Das Konventshaus der Marienburg, zur Ordenszeit schlechthin »das Haus« genannt, seit dem 16. Jh. das Hochschloß, ist im Grundriß ein Rechteck von 51,6 : 60,7 m Seitenlänge. Der Chor der Kirche ist später angebaut. Zur ältesten Bauanlage von 1274-1280 gehören: die Fundamente und der Feldsteinsockel der vier Außenmauern und das aufgehende Ziegelmauerwerk des Nordflügels. Hier lagen im 1. Obergeschoß die Haupträume, die 19,8 m lange Kirche, ein 5,1 m breiter Mittelraum und ein 18,3 m langer Saal.

Das Erdgeschoß hat unter der Kirche einen auf drei Mauerpfeilern mit acht scharfgratigen Kreuzgewölben gewölbten Saal, der vier schmale Fenster hat, dann unter dem oberen Mittelraum einen gleichartigen, der mit Tonne und Stichkappen gewölbt ist, und am Westende den schrägen Torweg nebst einigen Wachtstuben. Im oberen Geschoß befindet sich über dem Saal ein langer Raum mit Balkendecke, während die Kirche bis zur Sohle des Wehrganggeschosses reichte. Ein Kreuzgang und die heutige Treppenhalle müssen von Anfang an vorhanden gewesen sein, da Wandtreppen vom Hofe her fehlen. Vom Hauptgeschoß führen drei Treppen nach oben: 1.in der Westwand zum Westspeicher, und von da eine offene Stiege zum oberen Nordsaal, 2. vom Saal auf 54 Stufen unmittelbar zum Wehrgang und 3. von der Kirche in einen vorgelegten Treppenturm ebenfalls zum Wehrgang. Hier ist der Austritt beim Umbau 1331-1344 verändert. Bezüglich der Raumbenutzung ist folgendes zu sagen.

 

 

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Hauptgeschoß des Hochschlosses um 1302. Der Nordflügel zeigt die bei den Ordensburgen bestehende Dreiteilung: Kapelle, Kapitelsaal und Mitteilraum.
Der Ostflügel ist noch nicht ausgebaut

 

1.

Die Kirche hat ihre Lage nie verändert, sie war mit zwei Jochen Kreuzgewölben auf schweren Birnstabrippen von etwa 30 cm Breite überwölbt. Am Ostende war ein polygonaler Abschluß, mit 5 Seiten des Achtecks gewölbt. Von den alten Fenstern ist in der Nordwand eins noch offen, ein zweites im 14. Jahrhundert innen vermauert. Die inneren Wandarkaden und das Ambon der Westwand gehören noch dieser ersten Bauzeit an, die Goldene Pforte ist im ersten Bau angelegt, aber wohl erst nach 1280 mit Bildwerk ausgestattet.

2.

Der mit drei Kreuzgewölben überdeckte einachsige Raum zwischen Saal und Kirche findet sich in allen älteren Ordenshäusern, z. B. auch in Mewe, Lochstedt und Rheden, und zwar als Archiv oder Schreibstube (Kanzlei).

3.

Der Saal im Hauptgeschoß. Die Ordenssprache kennt in den Urkunden und Amtsbüchern des 14. Jahrhunderts nur das Wort Remter, lateinisch: refectorium.  In den Amtsbüchern von 1399-1420 kommt nur die Bezeichnung Remter vor, zuweilen mit einem erläuternden Beiwort. Wir müssen annehmen, daß dieser Raum neben der Kirche Remter, oder Conventsremter genannt wurde. Die heutige Benennung Kapitel-Saal ist sachlich berechtigt und mag deshalb beibehalten werden, sie entspricht aber nicht dem Sprachgebrauch der Ordenszeit. Dieser ältere Saal hatte zwei Granitsäulen und 6 Kreuzgewölbe. Erhalten sind nur die Fenster der Nord- und die zwei Fenster der Westfront und wahrscheinlich das Portal. In der ältesten Zeit kann dieser Saal sowohl für die Conventsversammlungen, die Kapitel, wie für die Mahlzeiten gedient haben.

4.

Der obere Saal mit Balkendecke über dem Kapitelsaal, ist das älteste Dormitorium oder Schlafhaus zu vermuten

5.

Die gewölbte Erdgeschoßhalle, ein 9,20x19,60 m großer Raum mit 3 Pfeilern und 8 Kreuz- gewölben, unter der Kirche erinnert an die Dürnitz der westdeutschen Burgen, obwohl sie nicht heizbar ist. Sie kann aber doch nur einem ähnlichen Zweck, als Aufenthaltsraum für Kreuzfahrer oder für Knechte gedient haben. Zu einem Vorratsraum erscheint die Ausführung zu monumental.

6.

Unter dem ehemaligen Mittelgemach liegt ein Raum, der ein Tonnengewölbe mit Stichkappen hat. 1565 heißt er der ,,Witold«. Diese Benennung knüpft wohl an die Tatsache an, daß der Litauer Fürst Kynstut, der Vater des Witold, am 20. März 1361 im Gefecht von Eckernberg gefangengenommen wurde und dann mehrere Monate zu Marienburg in Staatshaft war. Die Volkssage hat später den Sohn für den Vater gesetzt.

7.

 Der Keller des Nordflügels hat drei Räume ursprünglich mit je einem eigenen Eingang vom Kreuzgang her, zwei kleinere von 5,0 und 3,12 m Breite und einen größeren von 14,50 m Länge und mit zwei Pfeilern. Alle drei Räume haben schmale Lichtschlitze und sind mit scharfgratigen Kreuzgewölben überdeckt. Jetzt sind die kleineren Räume nur von dem Zweipfeilerkeller aus zugänglich. Unmittelbar neben der Tordurchfahrt und unter dieser fehlen die Keller aus Verteidigungsrücksichten.

8.

Der Torweg. Er ist abweichend von allen anderen Ordensburgen früherer oder späterer Zeit schräg geführt, von der Nordwestecke des Hofes zu der gleichen Ecke der Außenfront. Diese ungewöhnliche Anlage ist wohl dadurch zu erklären, daß vor dem Bau des Mittelschlosses die Anfahrt zum Schlosse auf einer Rampe am Westhang des Burghügels angelegt war, so daß der Fußpunkt an der "Tränke" lag, dem Zugang zur Nogat, später der Schiffbrücke bzw. zuletzt der Pfahlbrücke. Die Torwart-Zellen neben dem Tor ergeben sich von selbst aus der Zweckbestimmung der Toranlage.

9.

Eine Küche ist unentbehrlich, das Erdgeschoß des Westflügels muß daher in der allerersten Bauzeit entstanden sein.

10.

Die Anfänge des Herren-Danskers, der großen Abortanlage in Form eines Wehrturmes. Auch hier geht der Verbindungsgang diagonal aus dem Schloßkörper heraus, im Grundriß wie ein Seitenstück zum Torweg. Andere Ordensburgen behalten auch hier die Rechtwinkligkeit bei. Die ungefähr gleichzeitigen Burgen Lochstedt und Mewe haben den Bergfried organisch in eine Ecke des Hauses eingebaut. Marienburg hat keinen solchen Turm innerhalb des Hauses. Die Vermutung, daß der Dansker, ähnlich wie auch in Thorn, noch die Funktion eines Bergfriedes erfüllen sollte, liegt nahe.

 

Die äußere Gestaltung

Die Architektur entnimmt von den Kastellbauten älterer Zeit die Ecktürme, hier jedoch nur Türmchen von 3,7 m Breite mit 0,24-0,46 m Vorsprung vor der Außenmauer. Der Nordwestturm ist noch erhalten, der Südostturm bis zur Oberkante des Schloßkörpers. Der Nordostturm wurde beim Anbau des Chores beseitigt und der Südwestturm ist als Anfang des Danskerganges diagonal gestellt.

Zuerst ist die Außenwand der Nordfront hochgetrieben, sie hat Ziegel von 8x13x 30 cm Größe undm37.jpg (31361 Byte) 10,4-10,6 cm Schichtenhöhe, die Ziegel haben hier von allen vier Fronten das geringste Maß. Alle Binder haben schwarz gesinterte Köpfe, wodurch eine Farbenwirkung von unnachahmlicher Schönheit entsteht. Der Wehrgang ist etwas vorgekragt und wird daher von einem Rundbogenfries getragen. Am Portalbau tritt ein gewisser Wechsel ein, der Bogenfries wird einfacher. Die Hofseite hat den älteren Bogenfries nur über der Kirche, und fängt über dem Kapitelsaal schon mit einem spitzbogigen Fries an, der später dauernd verwandt wird. Die Kirche ist also vor dem Kapitelsaal entstanden.

m8.jpg (30764 Byte)Zur kraftvollen Gliederung der Architektur stellt der Baumeister neben dem Eckturm der NW-Ecke in 7 m Abstand noch einen zweiten Turm und entwickelt dazwischen einen Dreiblendengiebel als Abschluß des Nordflügels. Denselben Aufbau hat der Ostgiebel des Südflügels. Wie der Kirchengiebel aussah, läßt sich heute nicht mehr feststellen, vermutlich entsprach er aber dem Kapitelsaal-Giebel. Man baute in einem ersten Bauabschnitt die ganze Nordfront einschließlich des Eckturmes sowie die Hoffront der Kirche, dann kommt ein zweiter Bauabschnitt mit Spitzbogenfries: Hoffront und Westgiebel des Kapitelsaales. Das Portal liegt in einer 13,7 m hohen Blende; die diagonale Richtung der Einfahrt zwang hier zu zweifacher Drehung in der Portalflucht und in der Blendenfront. Diese hohe Portalblende hat drei Vorbilder an syrischen Bauten, auch an der Stadtbefestigung von Byzanz, ist also eine Erinnerung der Ordensbrüder an ihre älteste Geschichte im Orient. Lochstedt und Mewe haben noch nicht die Portalblende; im 14. Jahrhundert hat Rheden sie zuerst, dann wird sie in Marienwerder und an zahlreichen Stadttoren verwandt. Marienburg ist in der Anwendung dieses Motives vielleicht führend vorgegangen. Es ist hier aucä am monumentalsten von allen Ordensburgen ausgebildet.

Das Innere hatte in den Haupträumen nur Kreuzgewölbe auf Rippen, die jetzt aber nicht mehr erhalten sind.

Zu der ersten Erwähnung der Burg 1276 tritt noch eine weitere Nachricht des sehr zuverlässigenm42.jpg (34069 Byte) Canonicus Sambiensis, der das Jahr 1279 nennt, vielleicht den Hauptbausommer dieses Nordflügels, woran sich im Winter 1279-80 die Einwölbung an- geschlossen hätte. Die von Dusburg gebrachte Notiz, daß Zantir 1280 nach Marienburg verlegt sei, bedeutet dann die wohnliche Fertigstellung dieses Flügels, und damit die Verlegung der Gebietsverwaltung nach Marienburg. Damit ist aber nicht gesagt, daß der Bau nun geruht hätte, vielmehr wurde jetzt der Westflügel weitergeführt und dann mit dem Bau ringsherum um den Hof gegangen. Das Ziegelformat ist nun in den drei anderen Flügeln 9 :15-16 : 31-33, also etwas größer als zuvor, aber ziemlich gleichmäßig. Aus der Pfeiler-Vorlage für den zweiten Kapitelsaal-Turm nimmt der Baumeister die Anregung, weitere Pfeilervorlagen dieser Art zu bauen, die er durch Bögen verbindet. So entsteht die großartige Blendenarchitektur der Westfront.

 

  Die Räume des Westflügels  
 

Der Westflügel wurde im Hauptgeschoß in drei kleinere Raumgruppen eingeteilt.
Die nördliche muß nach der alten Notiz von 1400 im Treßlerbuch »die Silberkammer uf dem Husze by der treppen« als das ältere Treßlergemach angesprochen werden. Für die beiden anderen Räume sind nur Vermutungen möglich. Vielleicht lag hier 1309 das älteste Hochmeistergemach. Über diesen kleinen Wohngemächern waren drei Speicherböden, heute nur einer, ausgebaut.

 
 


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