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1. u. 2. Die beiden Türme des B r ü c k e n t o r e s. Ihre Erbauung
wird mit dem vorerwähnten Brückenbau Dietrichs von Altenburg
zusammengehangen haben. Bemerkenswert ist die Anlage von zwei Toren, also
die Vorsorge für Richtungsverkehr bei starkem Wagenverkehr. Im Grundriß
sind die Türme kreisförmig, mit Abplattung auf der Landseite, die runde
Form kommt auch an den Türmen der von demselben Hochmeister begonnenen
Burg Schwetz vor, die auf der Landzunge zwischen Schwarzwasser und
Weichsel liegt.
Vielleicht sollte dadurch eine größere Widerstandskraft gegen den
Eisgang bei Hochwasser erzielt werden. Durch zwei Strebepfeiler in der
Mitte wird eine Mauerkreuzung gebildet, auf ihr ruht vermittels
Ecküberkragungen ein rundes Türmchen mit Zinnenkranz. Die beiden großen
Türme sind oben durch einen Wehrgang verbunden, der mitten durch das Türmchen geht. So
entsteht eine mehrfach gegliederte Baugruppe, die in dieser Form nur
einmal vorkommt. Die Überwölbung der Bogenzwickel findet sich
sonst auch bei Kuppeln über viereckigem Grundriß, ähnlich hat
sich hier der Baumeister die Standfläche für das runde Türmchen
geschaffen. Derartige Mauertürme am Grafenturm in Gent, begonnen
1180, haben vielleicht das Vorbild abgegeben. Die südliche
Toröffnung wurde schon im 15. Jahrhundert vermauert, und blieb
so bis Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1896 wurden die
Türme durch Steinbrecht wieder hergestellt.
D i e N o g a t b r ü c k e wurde von dem
Hochmeister Dietrich von Altenburg (1335-1341), vergl. die ältere Olivaer
Chronik, Script. rer. Pruss. 1, 1717, erbaut. Sie muß schon früh von
Eisgängen beschädigt worden sein, denn der Hm. Winrich von Kniprode
verleiht den Bürgern die Fährgerechtigkeit, falls ,,dy brücke obir den
Nogathen vorginge«. Die älteste Erwähnung in den Amtsbüchern hat das
Marienburger Konventsbuch S.7 zum Jahre 1399 ,,die brucke obir dem Nogut«.
1405 erfolgte eine größere Instandsetzung, nachdem 1405 das Holz aus der
Masau (Masovien) und von Neidenburg herangekauft war. Nidas Fyerobund
führte den Bau aus. 1407 wurde die Instandsetzung wieder aufgenommen und
es wurden allein für 200 damalige MarkHolz gekauft (Treßlerbuch).
Bei der Verteidigung von 1410 ließ Heinrich
von Plauen die Brücke abbauen, Plauen hat auch als Hochmeister 1412 den
Neubau vorbereitet, der 1413 zur Ausführung kam; die Pfähle
und Balken wurden aus Böhnhof, aus Berendt und Lindposch (=
Lippusch) im Gebiete Bütow angekauft. 134 eiserne Schuhe in
Danzig angefertigt. Meister Johan, der uns 1411 als
Mühlenbaumeister begegnet,
hatte 1412 das Holz begutachtet und leitete wohl 1413 den Bau, den
der Hauskomtur abrechnete. In der Hauptbauzeit waren 24 Arbeiter aus
dem Dorfe Blumstein an der Ramme beschäftigt. In den nachfolgenden 3
Jahrhunderten wurde die Brücke oft durch Eisgang beschädigt, die Stadt
hatte das hauptsächlichste Interesse an der Instandsetzung der Brücke
und erhielt dazu die Bewilligung der polnischen Könige. Hieraus
entwickelte sich allmählich das Eigentumsrecht der Stadt an der Brücke.
Die Einzelheiten stellte der aktenkundige Bürgermeister Samuel Wilhelmi
in seiner Chronik 1714 zusammen.
Schwere Beschädigungen erfolgten 1714 und 1717. Beim Eisgang von 1735
wurde die Pfahlbrücke vollständig zerstört und dann nicht wieder
aufgebaut. Jetzt erhielt die Stadt 1741 die Erlaubnis eine Schiffbrücke
zu bauen, deren Kähne im Herbst vor Eintritt des Herbstes ausgefahren
wurden, dieser Zustand dauerte bis zum Nogatabschluß 1915. Die neue
Brücke liegt 150 m unterhalb von der Ordensbrücke. Fortan konnten die
Pontons auch im Winter im Wasser bleiben, weil die Nogat jetzt nicht mehr
einen gefährlichen Eisgang hat. 1924 wurde hier eine schmale Pfahlbrücke
für Fußgänger gerammt und damit hörte hier der Fahrverkehr auf.
Am linken Nogatufer war ebenfalls ein Tor, das nach den Zeichnungen im
Pufendorfschen Werke auch zwei Türme hatte. 1696 stürzte die Hälfte
eines Turmes beim Eisgang ein, jetzt ist nichts mehr davon vorhanden. Der
Abbruch begann wohl bald nach der Zerstörung der Brücke von 1735.
3a. D a s B a d, ein jetzt völlig verschwundener Turm an der Nogatmauer
neben der Tränke, 1565 hieß er auch die Warte, es wohnten hier
Kriegsknechte, vom Dach heißt es ,,ruinum minatur«. Der Turm wird 1607
schon nicht mehr erwähnt und 1629 in dem brandenburgischen Schloßplan
nicht gezeichnet, dagegen haben ihn noch die Pufendorfschen Pläne zu den
Jahren 1656 und 1659. Es ist fraglich, ob dieser Turm ordenszeitlich war.
3. Der B u t t e r m i l c h t u r m. An der Nordwestecke, oder genau
gesagt an der Nordspitze der Burg, auch er hat kreisrunden Durchmesser von
8,68 m, das sind zwei kulmische Ruten. Urkundlich tritt er uns 1412 zuerst
entgegen als »Schibelichter Turm" d.h. der scheibenförmige Turm,
obwohl das Tertium comparationis des Namens nicht recht verständlich ist.
Damals wurde das Mauerwerk ausgebessert. Der Nidus Kint erhielt dann den
Auftrag, diesen Turm abzurichten, d.h. rot zu färben, was völlige
Berüstung voraussetzt. 1413 wurde der Turmhelm neu gerichtet und dann von
Nidus Kint gedeckt. An den Zimmerarbeiten war Nidus Unefrau beteiligt.
August 1414 wurde der Turm gesöllert, und die inneren Treppen gezimmert,
zuletzt rein gemacht. Die Höhe betrug 28,8 m, nach kulmischem Maße ist
er also genau 2 Ruten stark und 100 Fuß hoch.
Die Bauzeit liegt erheblich früher, etwa um 1335-1340. Simon Gronau nennt
ihn den "Lichtenauer Turm«, d.h. wohl den Turm, der nach
Groß-Lichtenau hin liegt. 1565 heißt er der ,,Blusthin«, also wohl der
blaue Turm oder auch der Turm nach dem Dorfe Blumstein hin. Hennenberger
nennt ihn 1595 den Butterturm, wohl wegen seiner Ahnlichkeit mit einem
Butterfaß.
A. v. Cohausen berichtet über die runden Türme, die von einem Zinnengang
gekrönt werden und dahinter mit einem niedrigeren Rundturme mit kleinerem
Durchmesser. ,,Diese Turmform verglich man mit einem Butterfasse und
benannte danach diese Türme.« Daher erhielt wohl dieser runde Turm den
Namen Buttermilchturm und hiermit verbanden sich die Erinnerungen an die
von Simon Grunau berichteten Sagen und Schwänke der übermütigen Bauern
von Groß-Lichtenau. Nach chemischer Untersuchung sind keine tierischen
Substanzen im Kalkmörtel, Grunaus Erzählungen sind eben nur Sage.
Im Hauskomturbuch S.187 steht zum Jahre 1414 unmittelbar hinter einer
Ausgabe für die Reinigung des Turmes der Vermerk ,,item II sc. vor
gefangen czu grabe czu tragen«. Tatsache ist jedenfalls, daß im Turm
zahlreiche Hofmarken und Namen bäuerlicher Personen in die Ziegel
eingeritzt sind. Der Turm diente also mindestens im 15. Jahrhundert als
Gefängnis.
Unmittelbar neben diesem Turm liegt in der
Nordmauer ein Ausfalltor. Durch dieses Tor war König Kasimir 1457 in die
Marienburg eingezogen, es wurde dann von den Polen vermauert.
4. Ein viereckiger Turm, in nur 20m Abstande vom Buttermilchturme. Er
hatte wohl die Aufgabe das Tor zu decken. Vielleicht ist dies der Turm,
dessen Abrichtung im Dezember 1412 an Nidus Kint verdungen wurde. König
Kasimir von Polen ließ ihn in seinen oberen Teilen schon abbrechen und
daher heißt er 1565 der stumpfe Turm. 1607 der kurze Turm. 1856-1857
wurde er als Caponiere mit bombensicherem Gewölbe umgebaut.
5. Der a c h t e c k i g e U h r t u r m, später Scheibenturm genannt.
Häbler hat ihn noch in voller Höhe gesehen, und beschreibt ihn: ,,ein
ganz vorzüglich schöner Turm in gerader Richtung vor dem Schloßtore des
mittleren Schlosses, wurde 1796 abgebrochen. Deutlich waren noch die
Spuren einer ehemaligen Uhrscheibe an demselben zu erkennen.« Im Jahre
1401 ließ der Hochmeister durch Nicze den Zeigermacher, eine neue Uhr
bauen, die Rechnungen sind im Treßlerbuch noch erhalten, die Uhr erhielt
auch eine Glocke von 201/2 Zentner Gewicht. Der Maler Peter bemalte die ,,Spera«,
d. h. den Uhrzeiger und den Stern.
1412 erhielt Nidus Kint den Auftrag den achteckigen Turm abzurichten. 1565
und 1607 hieß er der Ochsenturm, und es waren neben ihm zwei Windewerke,
vielleicht lag hier der Stall für das Schlachtvieh.
Auch dieser Turm wurde auf seinen Fundamenten 1856-1857 Caponière. Bei
der Schüttung des jetzigen Eisenbahndammes 1889-1890 wurde er
vollständig verschüttet.
6. Der achteckige Ortturm, so genannt wegen seiner Lage an der Ecke. 1413
wird er durch den Zimmermann Nidus Juncfrau das Dach des ,,Ortturmes bym
pferde marschalk" gerichtet. Der Turm war wohl 1410 beschädigt
worden und wurde dann 1411 niedergebrochen! 1565 heißt der Turm Sarzisz,
worin vielleicht das Wort szary - grau steckt, auch 1607 heißt er grauer
Turm, der Turm wäre dann abgeputzt gewesen. Hierzu paßt es, daß 1412 an
Nidus Kint verdungen wurde, den Turm an der Ecke abzurichten, d.h. zu
putzen. Der Abbruch muß schon im 17. Jahrhundert erfolgt sein, doch
blieben noch Reste übrig, die 1856-1857 zur Caponière umgebaut wurden.
In diesem Zustande befindet er sich noch heute.
7. Der S e c h s e c k i g e T u r m, im Grundriß ein Viereck, dessen
vordere Ecken abgeschrägt sind. Er wird 1607 Turm mit 3 Wänden genannt,
1856 wurde aber auf seinen Grundmauern ebenfalls eine Caponiere errichtet.
Der leitende Ingenieur-Offizier, Hauptmann von Gayl, hat das Verdienst,
daß er die Reste aller Türme schonte und sie nur umbaute, dadurch ist
uns das alte Verteidigungssystem erhalten geblieben. 1905 durch
Steinbrecht wiederaufgebaut.
8. D e r P u l v e r - T u r m, er ist auf viereckigem Grundriß errichtet
und in voller Höhe mit alten Mauerwerk und dem Dachstuhl des 14.
Jahrhunderts erhalten. Der Name Pulverturm taucht erst in polnischer Zeit
auf, zuerst 1607. Im Jahre 1907 von Steinbrecht das Zeltdach umgedeckt.
Unmittelbar neben diesem Turme liegt in der Ringmauer ein Grabentor. Das
Tor bei ,,Paul Turm« wird 1414 erwähnt. Vielleicht hieß er in alter
Zeit Herrn Pauls Turm, Paul war 1411-1412 Pferdemarschall des
Hochmeisters.
9. und 10. D i e T ü r m e a m H a u p t t o r der Vorburg und des
Schlosses überhaupt, beide viereckig, der eine 7,10 m der andere 11,50 m
= 40 Fuß groß. Es kommt im Hauskomturbuche auch die Bezeichnung
Schnitzturm und Großer Turm vor. Sie gehören zur ältesten Anlage der
Vorburgmauer. 1565 heißt es etwa ungenau: der Turm hat z w e i Dächer,
1636 führt diese Baugruppe den Namen Zwothurm.
1607 heißt der kleinere der Vogtsturm, der
große der Turm des Unterstarosten, dazwischen lag das Sandtor. -
Die älteste Ansicht dieser beiden Türme findet sich auf der Zeichnung
von Anton Möller 1587. Leider wurde der kleinere Turm noch im Jahre 1812
abgebrochen, entgegen der Kabinetts. Order vom August 1804. Nur das
Erdgeschoß blieb stehen, es wurde 1857 zur Caponiere umgebaut. 1912 durch
Steinbrecht wieder aufgebaut. Die Tordurchfahrt mit 2 Torbogen ist
im Erdgeschoß alt, das Obergeschoß wurde ebenfalls 1912
aufgesetzt. Im Torwege jetzt eine Gedenktafel für den Hauptmann von Gayl,
der 1854-1861 den Festungsbau in Marienburg leitete. Der Große Turm
hat im Erdgeschoß ein schönes Sterngewölbe, vielleicht als Wachtstube
für die Knechte des Tormeisters.
11. Dieser und die
nächstfolgenden Türme haben in der Ordenszeit wenig archivalische Spuren
hinterlassen. Vielleicht ist Nr. 11 der 1413 erwähnte Turm im
Firmariegarten. 1565 heißt dieser: der A n f a n g s t u r m
in einer bis zum Danzker reichenden Reihe. Vielleicht ist dies der Turm
beim alten Schnitzhause. Der Turm hat einen merkwürdigen unregelmäßigen
Grundriß, vorn mit 3 regelmäßigen Achteckseiten, hinten nur kurz auf
1,5 m abgeschrägt, und zugleich ohne hintere Abschlußwand. Die hieraus
sich ergebende Dachlösung zeichnet übereinstimmend der Maler des
Danziger Artushof-Gemälde von 1481 und Anton Möller 1587. Im Jahre 1607
gehörte er auch dem Unter-Starosten. Der Abbruch der oberen Hälfte
erfolgte wohl zur Zeit des brandenburgischen Sequesters 1629-1635, auf den
Antrag des Oberstleutnants Streiff von Lauenstein. Dann wurde von den
Polen der Turmstumpf vollends abgebrochen und die Turmfläche in das alte
Schnitzhaus, damals Pferdestall, mit einbezogen. Die Grundmauern und ein
Stück des Tonnengewölbes im Keller offenbarten aber das Geheimnis der
alten Turmanlage. Wiederaufbau 1933.
12. Der z w e i t e T u r m dieser Reihe, war ebenso wie der vorige
gestaltet nach Ausweis der unteren Mauern und der Möllerschen Zeichnung
von 1587. Im Jahre 1607 hatte er noch 4 Stockwerke. Zerstörung wohl im
18. Jahrhundert. Erst 1928 wurden die Grundmauern wieder aufgedeckt.
13. D e r d r i t t e Tu r m ,,c zu r S t a d w e r t s« wird 1413
ausgebessert. Diese Bezeichnung paßt nur auf den nun folgenden südlichen
Eckturm der Ostfront. Die Reste seiner Grundmauern sind jetzt völlig
verschüttet. Dorothea Philippi zeichnet ihn noch 1756, er ist dann wohl
nach 1772 bei Anlage des Neuen Weges abgebrochen.
14. Der nächste Tu r m dieser Reihe, schon in der Südmauer, 1607 hatte
er ein Gewölbe und darüber 3 Stockwerke. Es stehen aber noch sichtbar
Mauerreste von ihm.
15. Ein Turm, 1565 als vierter dieser Reihe beschrieben, führte damals
den Namen ,,Pforte«, denn unter ihm ist eine Brücke aus dem Hochschloß
zur Stadt. Er bestand noch im 18. Jahrhundert, muß dann aber bei Anlage
des preußischen Magazindammes abgebrochen sein. Steinbrecht hat lange
vergeblich nach seinen Fundamenten gesucht, erst 1930 nach völliger
Ausräumung des Südgrabens kamen sie zum Vorschein, und dabei ergab sich
die überraschende Tatsache, daß die Fundament-Unterkante über der alten
Grabensohle liegt und daß die etwas nachlässige Mauertechnik nicht mehr
der Ordenszeit angehört. Diese Brücke, eigentlich nur ein Laufsteg, war
der schwache Punkt in den Wehranlagen des Schlosses. Deshalb ließen die
Polen hier einen Turm bauen, der die Brücke gegen Handstreich schützte.
1585 wird der Turm ohne Hinweis auf sein Alter beschrieben, muß damals
also schon längere Zeit bestanden haben. Vielleicht ist er noch im 15.
Jahrhundert, bald nach dem 2. Thorner Frieden erbaut. Im Turm waren 1562
ein kleiner Flur, ein Stübchen und zwei Kammern, doch wohl in zwei
Geschossen, die Brücke war mit Pfannen gedeckt, der Verkehr ging durch
den Turm, daher hieß dieser ,,die Pforte".
16.S p e r l i n g s - T u r m. Dieser Turm liegt am Westende der
ältesten Südgrabenmauer, dort wo zugleich rechtwinkelig zu dieset die
westliche Sperrmauer des Südgrabens abzweigt. Bei Anlage der Nogatmauer
und bei Ausschachtung des äußeren Südgrabens baute man etwa 1330 diesen
Turm, der sowohl das Burgtor nach der Stadt hin - an das Schuhtor der
heutigen Schuhgasse - flankierte, wie auch den äußeren Südgraben
bestrich. Aus dieser nachträglichen Einfügung erklärt sich auch der
unregelmäßige, fünfeckige Grundriß. In der Benennung des Turmes wird
stets der bestimmte Artikel ausgelassen, sie muß also von einem
Personennamen entstanden sein. Tilo Sperling aus Heilsberg, seit 1342
nachweisbar, 1346 notarius publicus am bischöflichen Hofe in Wormditt,
stand 1350-1355 im Dienste des Bischofs Johannes 1. von Ermland; nach
dessen Tode, am 30. Juli 1355 oder erst 1356 nach dem Eintreffen des neuen
Bischofs Johannes II., trat er in den Dienst des Hochmeisters Winrich von
Kniprode als Notar, und die damals gebrauchte Benennung dann an dem Turme
haften. Das alte Mauerwerk hat Ziegel von 8 1/2:15:30/31 cm Größe und
10,5 cm Schichtenhöhe.
1411 ließ der Hochmeister Heinrich von Plauen ihn
niedriger machen, er wurde "neddir gebrochen", 1412 wurden die
Ziegel abgeputzt und dann arbeitete eine starke Zimmerer-Kolonne 7 Wochen
lang an Sperlings Turm. Die Leute bauen ein Bohlwerk auf dem Turm, also
ähnlich wie die Galerie am Schlosse Allenstein, und ferner eine Wehr auf
der Grabenmauer, damit erhielt der Turm oben eine hölzerne
Verteidigungsanlage vermutlich für die Verwendung von Hakenbüchsen.
1457 während der Verteidigung der Stadt Marienburg durch Bartholomäus
Blume wurde der Sperlingsturm von der Bürgerschaft abgeschossen und das
Tor daneben, das Schuhtor, von ihr mit einem Bollwerk verrammelt. Nach dem
Friedensschluß 1466 muß dann eine Wiederherstellung des alten Zustandes
erfolgt sein, denn Anton Möller zeichnet 1587 den Turm mit einem
Fachwerks- Obergeschoß. 1565 werden nur die Keller des Turmes erwähnt.
1607 aber eine Wohnung mit 1 kleinem Zimmer. Der Zugang war immer von der
Grabenmauer aus, am 18. Juli 1626 wurden Stadt und Schloß von
schwedischen Truppen besetzt. Etwa 1628 bauten die Schweden einen 300 Fuß
langen Minenstollen vom Schloßgraben nach dem Markt, um im Falle eines
Sturmangriffes auf das Schloß das Vorgelände zu rasieren. Diese Mine
nahm ihren Anfang unter dem Sperlingsturm. Nach dem Waffenstillstand von
Altmark (26. September 1629) wurde Marienburg im November 1629 von
kurbrandenburgischen Truppen besetzt und nahezu 6 Jahre lang durch einen
brandenburgischen Gouverneur verwaltet. Von diesem haben wir einen Bericht
über den Verteidigungszustand des Schlosses vom 6. Juni 1630, der die
Mine am Turm ausführlich beschreibt, auch die Grabenmauer zum Turm wird
noch erwähnt. Am 21. Juni 1635 wurde Marienburg den Schweden
zurückgegeben, nach dem Waffenstillstand von Stuhmsdorf, 15. September
1635, kam Marienburg wieder unter polnische Herrschaft. Das Protokoll der
1636 vorgenommenen Baurevision erwähnt die Mine unter dem Turm. 1649
heißt es schon ,,der Turm ist ruiniert«. Damals begannen also schon
Einstürze und Abbrüche. 1745 war der Turm im Privatbesitz. 1799 als
wüste Baustelle bezeichnet - 1888 kaufte der preußische Schloßfiskus
die Turmruine nebst dem angrenzenden Grundstück 488 zurück. Im Frühjahr
1939 begann die Wiederherstellung, die aber unvollendet blieb.
Auf dem Glacis vor der Vorburg-Ringmauer muß an der Nord- und Ostseite
schon vor 1410 ein Niederwall mit Palisaden bestanden haben; der
Hochmeister Heinrich von Plauen ließ das Bohlwerk 1411 ausbessern und vom
Mai bis September 1413 eine Strecke Bohlwerk ganz umbauen. Sein Nachfolger
Michael Küchmeister sicherte diese Verteidigungslinie durch zwei
Torbauten mit Rundtürmen.
17. Der Turm hinter dem schibelichten Turme oder, wie wir heute sagen
würden, hinter dem Buttermilch-Turm. Er ist 1417 erbaut und erhielt 1418
das Dach durch Nidus Juncfraw. Der Turm sollte den Zwinger vor dem Nordtor
decken. 1656 war hier die Wohnung für einen Zehntner, der Turm hieß
damals der nach Kaminke hin gelegene Turm, weil am anderen Nogatufer das
Dorf Kaminke liegt. Um 1600 war er schadhaft, wurde dann aber vor 1607
noch ausgebessert. Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde er dann
wohl abgebrochen bis auf den jetzt noch stehenden Rest.
18. Der neue Turm auf dem Sande, erbaut vom Mai bis zum August 1418. Das
Dach wurde 1419 aufgebracht. Alte Abbildungen zeigen das
Marienburg-Gemälde im Danziger Artushofe und eine Zeichnung des
Königlichen Ingenieurs Claus Janson von 1629 im Kriegsarchiv zu
Stockholm. Hiernach war er im Obergeschoß mit einem Kranze von Blenden
geschmückt. Wahrscheinlich wurde er bald nach 1630 auf die Hälfte
abgebrochen und vollends im Verlaufe des 18. Jahrhunderts. Steinbrecht
ließ ihn 1917 freigraben und entdeckte dabei das Grabengeschoß mit altem
Kuppelgewölbe. 1927-1929 wurden die Obergeschosse wieder aufgebaut. Durch
Königliche Kabinetts-Order vom 5. Mai 1918 wurde dem dabei gelegenen Tore
der Name Hindenburgtor gegeben und damit erhielt dieser Turm den Namen
Hindenburgturm. Der 80. Geburtstag des Reichspräsidenten am 2. Oktober
1927 wurde der Anlaß, daß nunmehr Reichsmittel für den Wiederaufbau des
Turmes überwiesen wurden.
19.-24. Die nächsten 6 Türme sind G e s c h ü t z t ü r m e aus der
Zeit des Hochmeisters Conrad von Erlichshausen (1441-1449). Ihnen allen
ist gemeinsam die Anlage als Batterieturm, zur Aufstellung von großen
Steinbüchsen in mehreren Geschossen. Unweit des Hindenburgtores steht
zunächst der Eckturm, vorn halbkreisförmig, hinten gerade geschlossen,
und zwischen beiden eine 1419-1420 erbaute hohe Streichwehr, deren
Abbildungen die Jansonsche Zeichnung von 1629 bringt. Der Turm hatte
damals im Wehrgangsgeschoß ausgemauertes Holz-Bindwerk, das vielleicht
noch ordenszeitlich war. Im Jahre 1565 führte er den etwas rätselhaften
Namen "Baba", das sich mit Großmutter, oder altes Weib übersetzen
läßt. Eine Nebenbedeutung ist auch die als "Napfkuchen" und vielleicht
hat die langgestreckte Grundrißform zum Vergleich mit einem hohen Topfe
geführt. 1565 war er reparaturbedürftig. 1607 waren in ihm ein
Balkenkeller und darüber zwei Zimmer und eine Kammer.
Nach den Bestimmungen des Altmarker Waffenstillstandes vom 26. September
1629 wurde dem Kurfürsten von Brandenburg, Herzog in Preußen, die Verwaltung des
Marienburger Gebiets
übertragen, mit der Montauer Spitze, Marienburg und Stuhm. Im Mai 1630
erstattete der
brandenburgische Oberst und Gouverneur zu Marienburg, Johann Streiff von
Lauenstein, einen
ausführlichen Bericht über die Beschaffenheit der 4 sequestrierten Orte
mit Vorschlägen für die
Verbesserung derselben. Darin heißt es von Marienburg. "An zweyen
Türmen inwendig der
Brücken müssen die Kappen abgebrochen und beyde verfüllet werden, damit
auf jeden zwey
Stücke gestellet ... werden müge(n)«. Damit sind die beiden
Brücktor-Türme Nr.1 und 2 gemeint. Nach Erwähnung des Turmes an der Schleuse, also des
Buttermilch-Turms, heißt es:
"dan auch, daß der Thurm so hardt am Stalle abgetragen und
ausgefüllet würde«. Das wäre der
Turm Nr. 6. Hierauf werden das andere landeinwärts gelegene Tor, also das
Schnitztor und die
vier Türme auf dem Wall in dieser Front erwähnt, also wohl Nr.18-21
"von diesen vier Thürmen
kann man einen abnehmen, und hoch ausfüllen lassen, dann gute Battereyen
darauf zu machen".
Wahrscheinlich sind damals, 1630-1635 mehrere Türme in dieser Art
verkürzt. Weitere Schäden brachte die 1656-1660 von den Schweden
ausgeführte Bastionär-Befestigung dieser Ostfront, an beiden Ecken neben
der Baba und vor Turm 22 wurden auf Erdanschüttungen große Bastionen
angelegt. Die Schloßansicht im Gesangbuche von 1756 zeichnet diese Türme
gleichmäßig niedrig. Die Bastionen wurden 1807 von französischen
Ingenieuren instandgesetzt und dabei gingen die Ecktürme wohl zu Grunde.
Das Hauskomturbuch enthält noch Angaben über zahlreiche Türme, deren
Lage sich aber nicht ermitteln läßt, obwohl sie sich unter den oben
aufgeführten befinden müssen.
A. Turm beim Marschall 1411-1414 erwähnt, er wird auch einmal der
eckichte genannt, 1411 niedergebrochen, d.h. in der Höhe verkürzt.
Vielleicht der Turm Nr.7.
B. Der Turm des Mühlmeisters, er wird 1414 sechs Wochen lang bewacht, als
der Hochmeister in Thorn war. Vielleicht in Begleitung des Mühlmeisters.
Die Lage läßt sich nicht bestimmen.
C. ,,Der Capplan Thorm«, 1413, vielleicht ein anderer Name für den
Pfaffenturm.
D. Pauls Turm: ,,1414 item 1/2 m vor czwee slos bey Pauwels torme czum
tore«. Dieses könnte der Pulverturm Nr.8 sein, da unmittelbar neben ihm
ein Tor liegt.
E. S t h u m e r s To r. Hannus Sthumer war im Jahre 1402 noch Bauer in
Mielenz, (Konventsbuch S.92). In demselben Jahre wurde er Bürger von
Marienburg, erscheint aber im August 1402 schon als Beamter des
Hochmeisters (Treßlerbuch, S.179), alljährlich empfing er 1 Firdung
Opfergeld. Später scheint er in die Burg gezogen zu sein, 1413 und 1414
wird seine Kammer genannt, die neu gedeckt wurde, 1413 und 1415 ,,Hans
Sthumers thorm«. Es fehlt aber jeder Hinweis auf die Lage des Turmes.
1416 wird Hans Stumer, ,,der des hochmeisters pherde wartet« erwähnt
(Hauskomturbuch S.233), er hatte also die Aufsicht im Marstall des
Hochmeisters, war aber nicht Pferdemarschall, die Pferdeknechte waren ihm
unterstellt. Sein Jahreslohn betrug 3 mr.
F. Turm des Herrn Niklos Terguwisch. 1413 und 1414 werden Schlösser an
seinem Turm gemacht, der Dansk an seiner Behausung wird erwähnt. Dieser
Landesritter wird schon 1409 im Treßlerbuch erwähnt, als er 20 mr
Beihilfe zum Hengste erhielt, sein Gut T. lag im Kreise Löbau. In
Marienburg hatte er vielleicht eine ähnliche Stellung, wie Dietrich von
Logendorf, als Rat des Hochmeisters.
Alle diese Türme B-F müssen bewohnbare Räume mit Ofenheizung gehabt
haben, vom großen Schnitzturm ist dies ausdrücklich überliefert, so
wird es auch bei den anderen Türmen gewesen sein.
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