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      1. u. 2. Die beiden Türme des B r ü c k e n t o r e s. Ihre Erbauung
      wird mit dem vorerwähnten Brückenbau Dietrichs von Altenburg
      zusammengehangen haben. Bemerkenswert ist die Anlage von zwei Toren, also
      die Vorsorge für Richtungsverkehr bei starkem Wagenverkehr. Im Grundriß
      sind die Türme kreisförmig, mit Abplattung auf der Landseite, die runde
      Form kommt auch an den Türmen der von demselben Hochmeister begonnenen
      Burg Schwetz vor, die auf der Landzunge zwischen Schwarzwasser und
      Weichsel liegt. 
      
       Vielleicht sollte dadurch eine größere Widerstandskraft gegen den
      Eisgang bei Hochwasser erzielt werden. Durch zwei Strebepfeiler in der
      Mitte wird eine Mauerkreuzung gebildet,  auf ihr ruht vermittels
      Ecküberkragungen ein rundes Türmchen mit Zinnenkranz. Die beiden großen
      Türme sind oben durch einen Wehrgang verbunden, der mitten durch das Türmchen  geht. So
      entsteht eine mehrfach gegliederte Baugruppe, die in dieser Form nur
      einmal vorkommt. Die Überwölbung  der Bogenzwickel findet sich
      sonst auch bei Kuppeln  über viereckigem Grundriß, ähnlich hat
      sich hier der  Baumeister die Standfläche für das runde Türmchen
      geschaffen.  Derartige Mauertürme am Grafenturm in Gent, begonnen
      1180,  haben vielleicht das Vorbild abgegeben. Die südliche
      Toröffnung  wurde schon im 15. Jahrhundert vermauert, und blieb
      so  bis Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1896 wurden die 
      Türme durch Steinbrecht wieder hergestellt. 
       
      D i e N o g a t b r ü c k e wurde von dem
      Hochmeister Dietrich von Altenburg (1335-1341), vergl. die ältere Olivaer
      Chronik, Script. rer. Pruss. 1, 1717, erbaut. Sie muß schon früh von
      Eisgängen beschädigt worden sein, denn der Hm. Winrich von Kniprode
      verleiht den Bürgern die Fährgerechtigkeit, falls ,,dy brücke obir den
      Nogathen vorginge«. Die älteste Erwähnung in den Amtsbüchern hat das
      Marienburger Konventsbuch S.7 zum Jahre 1399 ,,die brucke obir dem Nogut«.
      1405 erfolgte eine größere Instandsetzung, nachdem 1405 das Holz aus der
      Masau (Masovien) und von Neidenburg herangekauft war. Nidas Fyerobund
      führte den Bau aus. 1407 wurde die Instandsetzung wieder aufgenommen und
      es wurden allein für 200 damalige MarkHolz gekauft (Treßlerbuch).
       
      Bei der Verteidigung von 1410 ließ Heinrich
      von Plauen die Brücke abbauen, Plauen hat auch als Hochmeister 1412 den
      Neubau vorbereitet, der 1413  zur Ausführung kam; die Pfähle 
      und Balken wurden aus Böhnhof, aus Berendt und Lindposch  (=
      Lippusch) im Gebiete Bütow  angekauft. 134 eiserne Schuhe  in
      Danzig angefertigt. Meister Johan,  der uns 1411 als
      Mühlenbaumeister begegnet,  
      hatte 1412 das Holz begutachtet  und leitete wohl 1413 den Bau, den
      der Hauskomtur abrechnete.  In der Hauptbauzeit waren 24 Arbeiter aus
      dem Dorfe Blumstein an der Ramme beschäftigt. In den nachfolgenden 3
      Jahrhunderten wurde die Brücke oft durch Eisgang beschädigt, die Stadt
      hatte das hauptsächlichste Interesse an der Instandsetzung der Brücke
      und erhielt dazu die Bewilligung der polnischen Könige. Hieraus
      entwickelte sich allmählich das Eigentumsrecht der Stadt an der Brücke.
      Die Einzelheiten stellte der aktenkundige Bürgermeister Samuel Wilhelmi
      in seiner Chronik 1714 zusammen. 
        
      
      Schwere Beschädigungen erfolgten 1714 und 1717. Beim Eisgang von 1735
      wurde die Pfahlbrücke vollständig zerstört und dann nicht wieder
      aufgebaut. Jetzt erhielt die Stadt 1741 die Erlaubnis eine Schiffbrücke
      zu bauen, deren Kähne im Herbst vor Eintritt des Herbstes ausgefahren
      wurden, dieser Zustand dauerte bis zum Nogatabschluß 1915. Die neue
      Brücke liegt 150 m unterhalb von der Ordensbrücke. Fortan konnten die
      Pontons auch im Winter im Wasser bleiben, weil die Nogat jetzt nicht mehr
      einen gefährlichen Eisgang hat. 1924 wurde hier eine schmale Pfahlbrücke
      für Fußgänger gerammt und damit hörte hier der Fahrverkehr auf. 
       
      Am linken Nogatufer war ebenfalls ein Tor, das nach den Zeichnungen im
      Pufendorfschen Werke auch zwei Türme hatte. 1696 stürzte die Hälfte
      eines Turmes beim Eisgang ein, jetzt ist nichts mehr davon vorhanden. Der
      Abbruch begann wohl bald nach der Zerstörung der Brücke von 1735. 
      
      3a. D a s B a d, ein jetzt völlig verschwundener Turm an der Nogatmauer
      neben der Tränke, 1565 hieß er auch die Warte, es wohnten hier
      Kriegsknechte, vom Dach heißt es ,,ruinum minatur«. Der Turm wird 1607
      schon nicht mehr erwähnt und 1629 in dem brandenburgischen Schloßplan
      nicht gezeichnet, dagegen haben ihn noch die Pufendorfschen Pläne zu den
      Jahren 1656 und 1659. Es ist fraglich, ob dieser Turm ordenszeitlich war. 
       
      3. Der B u t t e r m i l c h t u r m. An der Nordwestecke, oder genau
      gesagt an der Nordspitze der Burg, auch er hat kreisrunden Durchmesser von
      8,68 m, das sind zwei kulmische Ruten. Urkundlich tritt er uns 1412 zuerst
      entgegen als »Schibelichter Turm" d.h. der scheibenförmige Turm,
      obwohl das Tertium comparationis des Namens nicht recht verständlich ist.
      Damals wurde das Mauerwerk ausgebessert. Der Nidus Kint erhielt dann den
      Auftrag, diesen Turm abzurichten, d.h. rot zu färben, was völlige
      Berüstung voraussetzt. 1413 wurde der Turmhelm neu gerichtet und dann von
      Nidus Kint gedeckt. An den Zimmerarbeiten war Nidus Unefrau beteiligt.
      August 1414 wurde der Turm gesöllert, und die inneren Treppen gezimmert,
      zuletzt rein gemacht. Die Höhe betrug 28,8 m, nach kulmischem Maße ist
      er also genau 2 Ruten stark und 100 Fuß hoch. 
       
      Die Bauzeit liegt erheblich früher, etwa um 1335-1340. Simon Gronau nennt
      ihn den "Lichtenauer Turm«, d.h. wohl den Turm, der nach
      Groß-Lichtenau hin liegt. 1565 heißt er der ,,Blusthin«, also wohl der
      blaue Turm oder auch der Turm nach dem Dorfe Blumstein hin. Hennenberger
      nennt ihn 1595 den Butterturm, wohl wegen seiner Ahnlichkeit mit einem
      Butterfaß. 
       
      A. v. Cohausen berichtet über die runden Türme, die von einem Zinnengang
      gekrönt werden und dahinter mit einem niedrigeren Rundturme mit kleinerem
      Durchmesser. ,,Diese Turmform verglich man mit einem Butterfasse und
      benannte danach diese Türme.« Daher erhielt wohl dieser runde Turm den
      Namen Buttermilchturm und hiermit verbanden sich die Erinnerungen an die
      von Simon Grunau berichteten Sagen und Schwänke der übermütigen Bauern
      von Groß-Lichtenau. Nach chemischer Untersuchung sind keine tierischen
      Substanzen im Kalkmörtel, Grunaus Erzählungen sind eben nur Sage. 
       
      Im Hauskomturbuch S.187 steht zum Jahre 1414 unmittelbar hinter einer
      Ausgabe für die Reinigung des Turmes der Vermerk ,,item II sc. vor
      gefangen czu grabe czu tragen«. Tatsache ist jedenfalls, daß im Turm
      zahlreiche Hofmarken und Namen bäuerlicher Personen in die Ziegel
      eingeritzt sind. Der Turm diente also mindestens im 15. Jahrhundert als
      Gefängnis.  
      Unmittelbar neben diesem Turm liegt in der
      Nordmauer ein Ausfalltor. Durch dieses Tor war König Kasimir 1457 in die
      Marienburg eingezogen, es wurde dann von den Polen vermauert. 
       
      4. Ein viereckiger Turm, in nur 20m Abstande vom Buttermilchturme. Er
      hatte wohl die Aufgabe das Tor zu decken. Vielleicht ist dies der Turm,
      dessen Abrichtung im Dezember 1412 an Nidus Kint verdungen wurde. König
      Kasimir von Polen ließ ihn in seinen oberen Teilen schon abbrechen und
      daher heißt er 1565 der stumpfe Turm. 1607 der kurze Turm. 1856-1857
      wurde er als Caponiere mit bombensicherem Gewölbe umgebaut. 
       
      5. Der a c h t e c k i g e U h r t u r m, später Scheibenturm genannt.
      Häbler hat ihn noch in voller Höhe gesehen, und beschreibt ihn: ,,ein
      ganz vorzüglich schöner Turm in gerader Richtung vor dem Schloßtore des
      mittleren Schlosses, wurde 1796 abgebrochen. Deutlich waren noch die
      Spuren einer ehemaligen Uhrscheibe an demselben zu erkennen.« Im Jahre
      1401 ließ der Hochmeister durch Nicze den Zeigermacher, eine neue Uhr
      bauen, die Rechnungen sind im Treßlerbuch noch erhalten, die Uhr erhielt
      auch eine Glocke von 201/2 Zentner Gewicht. Der Maler Peter bemalte die ,,Spera«,
      d. h. den Uhrzeiger und den Stern. 
       
      1412 erhielt Nidus Kint den Auftrag den achteckigen Turm abzurichten. 1565
      und 1607 hieß er der Ochsenturm, und es waren neben ihm zwei Windewerke,
      vielleicht lag hier der Stall für das Schlachtvieh. 
       
      Auch dieser Turm wurde auf seinen Fundamenten 1856-1857 Caponière. Bei
      der Schüttung des jetzigen Eisenbahndammes 1889-1890 wurde er
      vollständig verschüttet. 
       
      6. Der achteckige Ortturm, so genannt wegen seiner Lage an der Ecke. 1413
      wird er durch den Zimmermann Nidus Juncfrau das Dach des ,,Ortturmes bym
      pferde marschalk" gerichtet. Der Turm war wohl 1410 beschädigt
      worden und wurde dann 1411 niedergebrochen! 1565 heißt der Turm Sarzisz,
      worin vielleicht das Wort szary - grau steckt, auch 1607 heißt er grauer
      Turm, der Turm wäre dann abgeputzt gewesen. Hierzu paßt es, daß 1412 an
      Nidus Kint verdungen wurde, den Turm an der Ecke abzurichten, d.h. zu
      putzen. Der Abbruch muß schon im 17. Jahrhundert erfolgt sein, doch
      blieben noch Reste übrig, die 1856-1857 zur Caponière umgebaut wurden.
      In diesem Zustande befindet er sich noch heute. 
       
      7. Der S e c h s e c k i g e T u r m, im Grundriß ein Viereck, dessen
      vordere Ecken abgeschrägt sind. Er wird 1607 Turm mit 3 Wänden genannt,
      1856 wurde aber auf seinen Grundmauern ebenfalls eine Caponiere errichtet.
      Der leitende Ingenieur-Offizier, Hauptmann von Gayl, hat das Verdienst,
      daß er die Reste aller Türme schonte und sie nur umbaute, dadurch ist
      uns das alte Verteidigungssystem erhalten geblieben. 1905 durch
      Steinbrecht wiederaufgebaut. 
       
      8. D e r P u l v e r - T u r m, er ist auf viereckigem Grundriß errichtet
      und in voller Höhe mit alten Mauerwerk und dem Dachstuhl des 14.
      Jahrhunderts erhalten. Der Name Pulverturm taucht erst in polnischer Zeit
      auf, zuerst 1607. Im Jahre 1907 von Steinbrecht das Zeltdach umgedeckt.
      Unmittelbar neben diesem Turme liegt in der Ringmauer ein Grabentor. Das
      Tor bei ,,Paul Turm« wird 1414 erwähnt. Vielleicht hieß er in alter
      Zeit Herrn Pauls Turm, Paul war 1411-1412 Pferdemarschall des
      Hochmeisters. 
       
       
      9. und 10. D i e T ü r m e  a m H a u p t t o r der Vorburg und des
      Schlosses überhaupt, beide viereckig, der eine 7,10 m der andere 11,50 m
      = 40 Fuß groß. Es kommt im Hauskomturbuche auch die Bezeichnung
      Schnitzturm und Großer Turm vor. Sie gehören zur ältesten Anlage der
      Vorburgmauer. 1565 heißt es etwa ungenau: der Turm hat z w e i Dächer,
      1636 führt diese Baugruppe den Namen Zwothurm. 
       
      1607 heißt der kleinere der Vogtsturm, der
      große der Turm des Unterstarosten, dazwischen lag das Sandtor. - 
      Die älteste Ansicht dieser beiden Türme findet sich auf der Zeichnung
      von Anton Möller 1587. Leider wurde der kleinere Turm noch im Jahre 1812
      abgebrochen, entgegen der Kabinetts. Order vom August 1804. Nur das
      Erdgeschoß blieb stehen, es wurde 1857 zur Caponiere umgebaut. 1912 durch
      Steinbrecht wieder aufgebaut.  Die Tordurchfahrt mit 2 Torbogen ist
      im Erdgeschoß alt, das  Obergeschoß wurde ebenfalls 1912
      aufgesetzt. Im Torwege jetzt eine Gedenktafel für den Hauptmann von Gayl,
      der 1854-1861  den Festungsbau in Marienburg leitete. Der Große Turm
      hat im Erdgeschoß ein schönes Sterngewölbe, vielleicht als Wachtstube
      für die Knechte des Tormeisters. 
       
      11. Dieser und die
      nächstfolgenden Türme haben in der Ordenszeit wenig archivalische Spuren
      hinterlassen. Vielleicht ist Nr. 11 der 1413 erwähnte Turm im
      Firmariegarten. 1565 heißt dieser: der   A n f a n g s t u r m
      in einer bis zum Danzker reichenden Reihe. Vielleicht ist dies der Turm
      beim alten Schnitzhause. Der Turm hat einen merkwürdigen unregelmäßigen
      Grundriß, vorn mit 3 regelmäßigen Achteckseiten, hinten nur kurz auf
      1,5 m abgeschrägt, und zugleich ohne hintere Abschlußwand. Die hieraus
      sich ergebende Dachlösung zeichnet übereinstimmend der Maler des
      Danziger Artushof-Gemälde von 1481 und Anton Möller 1587. Im Jahre 1607
      gehörte er auch dem Unter-Starosten. Der Abbruch der oberen Hälfte
      erfolgte wohl zur Zeit des brandenburgischen Sequesters 1629-1635, auf den
      Antrag des Oberstleutnants Streiff von Lauenstein. Dann wurde von den
      Polen der Turmstumpf vollends abgebrochen und die Turmfläche in das alte
      Schnitzhaus, damals Pferdestall, mit einbezogen. Die Grundmauern und ein
      Stück des Tonnengewölbes im Keller offenbarten aber das Geheimnis der
      alten Turmanlage. Wiederaufbau 1933. 
       
      12. Der z w e i t e T u r m dieser Reihe, war ebenso wie der vorige
      gestaltet nach Ausweis der unteren Mauern und der Möllerschen Zeichnung
      von 1587. Im Jahre 1607 hatte er noch 4 Stockwerke. Zerstörung wohl im
      18. Jahrhundert. Erst 1928 wurden die Grundmauern wieder aufgedeckt. 
       
      13. D e r d r i t t e Tu r m ,,c zu r S t a d w e r t s« wird 1413
      ausgebessert. Diese Bezeichnung paßt nur auf den nun folgenden südlichen
      Eckturm der Ostfront. Die Reste seiner Grundmauern sind jetzt völlig
      verschüttet. Dorothea Philippi zeichnet ihn noch 1756, er ist dann wohl
      nach 1772 bei Anlage des Neuen Weges abgebrochen. 
       
      14. Der nächste Tu r m dieser Reihe, schon in der Südmauer, 1607 hatte
      er ein Gewölbe und darüber 3 Stockwerke. Es stehen aber noch sichtbar
      Mauerreste von ihm.  
       
      15. Ein Turm, 1565 als vierter dieser Reihe beschrieben, führte damals
      den Namen ,,Pforte«, denn unter ihm ist eine Brücke aus dem Hochschloß
      zur Stadt. Er bestand noch im 18. Jahrhundert, muß dann aber bei Anlage
      des preußischen Magazindammes abgebrochen sein. Steinbrecht hat lange
      vergeblich nach seinen Fundamenten gesucht, erst 1930 nach völliger
      Ausräumung des Südgrabens kamen sie zum Vorschein, und dabei ergab sich
      die überraschende Tatsache, daß die Fundament-Unterkante über der alten
      Grabensohle liegt und daß die etwas nachlässige Mauertechnik nicht mehr
      der Ordenszeit angehört. Diese Brücke, eigentlich nur ein Laufsteg, war
      der schwache Punkt in den Wehranlagen des Schlosses. Deshalb ließen die
      Polen hier einen Turm bauen, der die Brücke gegen Handstreich schützte.
      1585 wird der Turm ohne Hinweis auf sein Alter beschrieben, muß damals
      also schon längere Zeit bestanden haben. Vielleicht ist er noch im 15.
      Jahrhundert, bald nach dem 2. Thorner Frieden erbaut. Im Turm waren 1562
      ein kleiner Flur, ein Stübchen und zwei Kammern, doch wohl in zwei
      Geschossen, die Brücke war mit Pfannen gedeckt, der Verkehr ging durch
      den Turm, daher hieß dieser ,,die Pforte". 
       
      16.S p e r l i n g s - T u r m. Dieser Turm liegt am Westende der
      ältesten Südgrabenmauer, dort wo zugleich rechtwinkelig zu dieset die
      westliche Sperrmauer des Südgrabens abzweigt. Bei Anlage der Nogatmauer
      und bei Ausschachtung des äußeren Südgrabens baute man etwa 1330 diesen
      Turm, der sowohl das Burgtor nach der Stadt hin - an das Schuhtor der
      heutigen Schuhgasse - flankierte, wie auch den äußeren Südgraben
      bestrich. Aus dieser nachträglichen Einfügung erklärt sich auch der
      unregelmäßige, fünfeckige Grundriß. In der Benennung des Turmes wird
      stets der bestimmte Artikel ausgelassen, sie muß also von einem
      Personennamen entstanden sein. Tilo Sperling aus Heilsberg, seit 1342
      nachweisbar, 1346 notarius publicus am bischöflichen Hofe in Wormditt,
      stand 1350-1355 im Dienste des Bischofs Johannes 1. von Ermland; nach
      dessen Tode, am 30. Juli 1355 oder erst 1356 nach dem Eintreffen des neuen
      Bischofs Johannes II., trat er in den Dienst des Hochmeisters Winrich von
      Kniprode als Notar, und die damals gebrauchte Benennung dann an dem Turme
      haften. Das alte Mauerwerk hat Ziegel von 8 1/2:15:30/31 cm Größe und
      10,5 cm Schichtenhöhe.  
       
 
      1411 ließ der Hochmeister Heinrich von Plauen ihn
      niedriger machen, er wurde "neddir gebrochen", 1412 wurden die
      Ziegel abgeputzt und dann arbeitete eine starke Zimmerer-Kolonne 7 Wochen
      lang an Sperlings Turm. Die Leute bauen ein Bohlwerk auf dem Turm, also
      ähnlich wie die Galerie am Schlosse Allenstein, und ferner eine Wehr auf
      der Grabenmauer, damit erhielt der Turm oben eine hölzerne
      Verteidigungsanlage vermutlich für die Verwendung von Hakenbüchsen. 
       
      1457 während der Verteidigung der Stadt Marienburg durch Bartholomäus
      Blume wurde der Sperlingsturm von der Bürgerschaft abgeschossen und das
      Tor daneben, das Schuhtor, von ihr mit einem Bollwerk verrammelt. Nach dem
      Friedensschluß 1466 muß dann eine Wiederherstellung des alten Zustandes
      erfolgt sein, denn Anton Möller zeichnet 1587 den Turm mit einem
      Fachwerks- Obergeschoß. 1565 werden nur die Keller des Turmes erwähnt.
      1607 aber eine Wohnung mit 1 kleinem Zimmer. Der Zugang war immer von der
      Grabenmauer aus, am 18. Juli 1626 wurden Stadt und Schloß von
      schwedischen Truppen besetzt. Etwa 1628 bauten die Schweden einen 300 Fuß
      langen Minenstollen vom Schloßgraben nach dem Markt, um im Falle eines
      Sturmangriffes auf das Schloß das Vorgelände zu rasieren. Diese Mine
      nahm ihren Anfang unter dem Sperlingsturm. Nach dem Waffenstillstand von
      Altmark (26. September 1629) wurde Marienburg im November 1629 von
      kurbrandenburgischen Truppen besetzt und nahezu 6 Jahre lang durch einen
      brandenburgischen Gouverneur verwaltet. Von diesem haben wir einen Bericht
      über den Verteidigungszustand des Schlosses vom 6. Juni 1630, der die
      Mine am Turm ausführlich beschreibt, auch die Grabenmauer zum Turm wird
      noch erwähnt. Am 21. Juni 1635 wurde Marienburg den Schweden
      zurückgegeben, nach dem Waffenstillstand von Stuhmsdorf, 15. September
      1635, kam Marienburg wieder unter polnische Herrschaft. Das Protokoll der
      1636 vorgenommenen Baurevision erwähnt die Mine unter dem Turm. 1649
      heißt es schon ,,der Turm ist ruiniert«. Damals begannen also schon
      Einstürze und Abbrüche. 1745 war der Turm im Privatbesitz. 1799 als
      wüste Baustelle bezeichnet - 1888 kaufte der preußische Schloßfiskus
      die Turmruine nebst dem angrenzenden Grundstück 488 zurück. Im Frühjahr
      1939 begann die Wiederherstellung, die aber unvollendet blieb. 
       
      Auf dem Glacis vor der Vorburg-Ringmauer muß an der Nord- und Ostseite
      schon vor 1410 ein Niederwall mit Palisaden bestanden haben; der
      Hochmeister Heinrich von Plauen ließ das Bohlwerk 1411 ausbessern und vom
      Mai bis September 1413 eine Strecke Bohlwerk ganz umbauen. Sein Nachfolger
      Michael Küchmeister sicherte diese Verteidigungslinie durch zwei
      Torbauten mit Rundtürmen. 
       
      17. Der Turm hinter dem schibelichten Turme oder, wie wir heute sagen
      würden, hinter dem Buttermilch-Turm. Er ist 1417 erbaut und erhielt 1418
      das Dach durch Nidus Juncfraw. Der Turm sollte den Zwinger vor dem Nordtor
      decken. 1656 war hier die Wohnung für einen Zehntner, der Turm hieß
      damals der nach Kaminke hin gelegene Turm, weil am anderen Nogatufer das
      Dorf Kaminke liegt. Um 1600 war er schadhaft, wurde dann aber vor 1607
      noch ausgebessert. Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde er dann
      wohl abgebrochen bis auf den jetzt noch stehenden Rest. 
       
      18. Der neue Turm auf dem Sande, erbaut vom Mai bis zum August 1418. Das
      Dach wurde 1419 aufgebracht. Alte Abbildungen zeigen das
      Marienburg-Gemälde im Danziger Artushofe und eine Zeichnung des
      Königlichen Ingenieurs Claus Janson von 1629 im Kriegsarchiv zu
      Stockholm. Hiernach war er im Obergeschoß mit einem Kranze von Blenden
      geschmückt. Wahrscheinlich wurde er bald nach 1630 auf die Hälfte
      abgebrochen und vollends im Verlaufe des 18. Jahrhunderts. Steinbrecht
      ließ ihn 1917 freigraben und entdeckte dabei das Grabengeschoß mit altem
      Kuppelgewölbe. 1927-1929 wurden die Obergeschosse wieder aufgebaut. Durch
      Königliche Kabinetts-Order vom 5. Mai 1918 wurde dem dabei gelegenen Tore
      der Name Hindenburgtor gegeben und damit erhielt dieser Turm den Namen
      Hindenburgturm. Der 80. Geburtstag des Reichspräsidenten am 2. Oktober
      1927 wurde der Anlaß, daß nunmehr Reichsmittel für den Wiederaufbau des
      Turmes überwiesen wurden. 
       
      19.-24. Die nächsten 6 Türme sind G e s c h ü t z t ü r m e aus der
      Zeit des Hochmeisters Conrad von Erlichshausen (1441-1449). Ihnen allen
      ist gemeinsam die Anlage als Batterieturm, zur Aufstellung von großen
      Steinbüchsen in mehreren Geschossen. Unweit des Hindenburgtores steht
      zunächst der Eckturm, vorn halbkreisförmig, hinten gerade geschlossen,
      und zwischen beiden eine 1419-1420 erbaute hohe Streichwehr, deren
      Abbildungen die Jansonsche Zeichnung von 1629 bringt. Der Turm hatte
      damals im Wehrgangsgeschoß ausgemauertes Holz-Bindwerk, das vielleicht
      noch ordenszeitlich war. Im Jahre 1565 führte er den etwas rätselhaften
      Namen "Baba", das sich mit Großmutter, oder altes Weib übersetzen
      läßt. Eine Nebenbedeutung ist auch die als "Napfkuchen" und vielleicht
      hat die langgestreckte Grundrißform zum Vergleich mit einem hohen Topfe
      geführt. 1565 war er reparaturbedürftig. 1607 waren in ihm ein
      Balkenkeller und darüber zwei Zimmer und eine Kammer.  
       
      Nach den Bestimmungen des Altmarker Waffenstillstandes vom 26. September
      1629 wurde dem Kurfürsten von Brandenburg, Herzog in Preußen, die Verwaltung des
      Marienburger Gebiets
      übertragen, mit der Montauer Spitze, Marienburg und Stuhm. Im Mai 1630
      erstattete der
      brandenburgische Oberst und Gouverneur zu Marienburg, Johann Streiff von
      Lauenstein, einen
      ausführlichen Bericht über die Beschaffenheit der 4 sequestrierten Orte
      mit Vorschlägen für die
      Verbesserung derselben. Darin heißt es von Marienburg. "An zweyen
      Türmen inwendig der
      Brücken müssen die Kappen abgebrochen und beyde verfüllet werden, damit
      auf jeden zwey
      Stücke gestellet ... werden müge(n)«. Damit sind die beiden
      Brücktor-Türme Nr.1 und 2 gemeint. Nach Erwähnung des Turmes an der Schleuse, also des
      Buttermilch-Turms, heißt es:
      "dan auch, daß der Thurm so hardt am Stalle abgetragen und
      ausgefüllet würde«. Das wäre der
      Turm Nr. 6. Hierauf werden das andere landeinwärts gelegene Tor, also das
      Schnitztor und die
      vier Türme auf dem Wall in dieser Front erwähnt, also wohl Nr.18-21
      "von diesen vier Thürmen
      kann man einen abnehmen, und hoch ausfüllen lassen, dann gute Battereyen
      darauf zu machen". 
       
      Wahrscheinlich sind damals, 1630-1635 mehrere Türme in dieser Art
      verkürzt. Weitere Schäden brachte die 1656-1660 von den Schweden
      ausgeführte Bastionär-Befestigung dieser Ostfront, an beiden Ecken neben
      der Baba und vor Turm 22 wurden auf Erdanschüttungen große Bastionen
      angelegt. Die Schloßansicht im Gesangbuche von 1756 zeichnet diese Türme
      gleichmäßig niedrig. Die Bastionen wurden 1807 von französischen
      Ingenieuren instandgesetzt und dabei gingen die Ecktürme wohl zu Grunde. 
       
      Das Hauskomturbuch enthält noch Angaben über zahlreiche Türme, deren
      Lage sich aber nicht ermitteln läßt, obwohl sie sich unter den oben
      aufgeführten befinden müssen. 
       
      A. Turm beim Marschall 1411-1414 erwähnt, er wird auch einmal der
      eckichte genannt, 1411 niedergebrochen, d.h. in der Höhe verkürzt.
      Vielleicht der Turm Nr.7. 
       
      B. Der Turm des Mühlmeisters, er wird 1414 sechs Wochen lang bewacht, als
      der Hochmeister in Thorn war. Vielleicht in Begleitung des Mühlmeisters.
      Die Lage läßt sich nicht bestimmen. 
       
      C. ,,Der Capplan Thorm«, 1413, vielleicht ein anderer Name für den
      Pfaffenturm. 
       
      D. Pauls Turm: ,,1414 item 1/2 m vor czwee slos bey Pauwels torme czum
      tore«. Dieses könnte der Pulverturm Nr.8 sein, da unmittelbar neben ihm
      ein Tor liegt. 
       
      E. S t h u m e r s To r. Hannus Sthumer war im Jahre 1402 noch Bauer in
      Mielenz, (Konventsbuch S.92). In demselben Jahre wurde er Bürger von
      Marienburg, erscheint aber im August 1402 schon als Beamter des
      Hochmeisters (Treßlerbuch, S.179), alljährlich empfing er 1 Firdung
      Opfergeld. Später scheint er in die Burg gezogen zu sein, 1413 und 1414
      wird seine Kammer genannt, die neu gedeckt wurde, 1413 und 1415 ,,Hans
      Sthumers thorm«. Es fehlt aber jeder Hinweis auf die Lage des Turmes. 
       
      1416 wird Hans Stumer, ,,der des hochmeisters pherde wartet« erwähnt
      (Hauskomturbuch S.233), er hatte also die Aufsicht im Marstall des
      Hochmeisters, war aber nicht Pferdemarschall, die Pferdeknechte waren ihm
      unterstellt. Sein Jahreslohn betrug 3 mr. 
       
      F. Turm des Herrn Niklos Terguwisch. 1413 und 1414 werden Schlösser an
      seinem Turm gemacht, der Dansk an seiner Behausung wird erwähnt. Dieser
      Landesritter wird schon 1409 im Treßlerbuch erwähnt, als er 20 mr
      Beihilfe zum Hengste erhielt, sein Gut T. lag im Kreise Löbau. In
      Marienburg hatte er vielleicht eine ähnliche Stellung, wie Dietrich von
      Logendorf, als Rat des Hochmeisters. 
       
      Alle diese Türme B-F müssen bewohnbare Räume mit Ofenheizung gehabt
      haben, vom großen Schnitzturm ist dies ausdrücklich überliefert, so
      wird es auch bei den anderen Türmen gewesen sein. 
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