Marienburg

 
 

Das Mittelschoß

 

 
 

Die erste Anlage um 1300

 
 


Nach allgemeiner Annahme war es zuerst als Vorburg angelegt; sichere Überlieferungen hierüber haben wir kaum. Wenn aber 1295 ein Karwans-Meister genannt wird, so kann man annehmen, daß dieser Karwan in der nächsten Nähe des Hauses, d.h. des Hochschlosses gelegen hat. Es kommt hierbei auf die Frage an: wann entstand der Plan, den Amtssitz des Hochmeisters nach Preußen, insbesondere nach Marienburg zu verlegen? Die günstige Verkehrslage von Marienburg ist sicher schon früh erkannt worden, und dann mag der Verlust von Akkon 1291 zuerst den Entschluß, nach Preußen zu gehen, gezeitigt haben. Es muß andererseits bemerkt werden, daß das Mittelschloß in Notariats-Urkunden der Hochmeisterzeit mehrfach als "suburbium" bezeichnet wird. 

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Die Namen Hochschloß und Mittelschloß finden sich nie zur Ordenszeit, sondern zuerst in der amtlichen Baubeschreibung von 1565, sie entsprechen dem Abfall des Burghügels nach Norden hin. Aus dem Bestande des Mittelschlosses schälen sich folgende Mauern als älteste Teile heraus.

 

 

 
  Zunächst vier Ecktürme:  
  1.

an der Südecke, vor den späteren Gastkammern: hier ist nur der Fundamentsklotz ausgeführt und die Vorlage an der Außenfront; eine Vollendung ist anscheinend nie erfolgt.

 
  2.

An der Ostecke vor der Großkomturei. Dieser Turm ist fertig geworden und auf allen älteren Plänen zu sehen; abgebrochen im 18. Jahrhundert, spätestens beim Magazinbau 1799-1803; die Fundamente wurden 1906 von Steinbrecht vorgefunden und auf ihnen der Turm wieder aufgebaut.

 
  3.

An der Nordecke der Firmarie; die Fundamente wurden durch Grabung noch ermittelt. Bei Erweitung dieses Flügels für den Bau der Firmarie und des Großen Remters mußte man ihn abbrechen.

 
  4.

An der Westecke, vor dem späteren Palaste, als Fundamentklotz und als Mauervorlage noch erhalten; außen jetzt verdeckt durch eine später eingezogene Grabensperrmauer. Bei Instandsetzung dieser Mauer zeigte sich die alte Außenfront des Turmes, die von unten auf mit zwei Blenden geschmückt war. Im ganzen war die Anlage also ein unregelmäßiges Viereck. Die Außenmauern müssen dann auch vorhanden gewesen sein. Zwei Bauwerke sind weiterhin zu erkennen:

 
  5.

Am Südende des Westflügels ein Kellerraum mit fünf rechteckigen Kreuzgewölben auf Rippen; Zugang auf einer Treppe vom Hofe her. Größe 7,2 : 27,5 m.

 
  6.

Am Südende der sog. Gastkammer in der östlichen Außenfront Fenster und Wehrgangsluken eines Baues, der 1,0 m niedriger als der jetzige ist; auch dieser 32 m lange Bau hatte 5 Achsen, außen mit Strebepfeilern besetzt. Im Fenstergewände Formsteine früher Art. Der zu dieser Frontmauer gehörige Raum ist nicht mehr erhalten. Schließlich gehört hierzu noch

 
  7.

der Torturm, mindestens im vierseitigen Unterbau, nach Osten hin durch eine stehende Fuge als älteren Bau deutlich abgesetzt. Ob die übrigen Teile der Ringmauern unbebaut oder mit Schuppen in leichterer Bauart besetzt waren, ist jetzt nicht mehr zu entscheiden. Die beiden unter 5 und 6 beschriebenen Reste können im Erdgeschoß und gegebenenfalls auch im Obergeschoß nur monumentale Remter, oder Gruppen von kleineren, aber gewölbten Räumen gehabt haben. Man kann hierbei an ein Gemach für den Landmeister, oder an eine Firmarie denken, es ist aber auch möglich, daß man schon früh Räume für den Hochmeister schaffen wollte. Dieser Bau kann nur nach der ersten Fertigstellung des Konventshauses, also um 1300 ausgeführt sein.

 

 
  Der Vorläufer des Hochmeisterpalastes 1309-1324  
 


Die Ankunft des Hochmeisters 1309 wurde zunächst der Anlaß, das Hochschloß weiter auszubauen. Man brauchte mindestens zwei Gebietigerräume, für den Hochmeister und den Großkomtur, und hierzu würden sich zunächst diese beiden stattlichen Bauteile im "suburbium" geeignet haben. Der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen starb schon am 5. März 1311. Sein Nachfolger Karl von Trier, erwählt im August 1311, wurde 1317 abgesetzt und verließ dann Marienburg; 1318 wurde er zwar wieder als Meister anerkannt, kehrte aber nicht mehr nach Preußen zurück.

Die Ordensregierung wurde von 1318 bis zu Karls Tode 1324 von dem Landmeister Friedrich von Wildenberg geleitet. Großkomture waren damals

1312-1314 Heinrich von Gera,
1314-1324 Werner von Orseln.

 

 
  Westflügel  
 


In diese Zeit fällt der monumentale Ausbau des Westflügels, und zwar gehört dazu ursprünglich die gesamte Länge vom Palast an bis zur nördlichen Außenmauer der Firmarie. Die geplante Raumfolge ist im unteren Kellergeschoß noch am besten zu erkennen. Obwohl der Nordteil etwas breiter angelegt ist, zum Anschluß an den Nordflügel; so gehören die Grundmauern doch noch zum Westflügel. Es liegen hier, von Norden beginnend.

Zwei quadratische Räume; mit Kreuzgewölbe auf je 1 Granitsäule gewölbt, die Keller unter den Firmarieremtern. Die Rippen sind Mauerziegel von 9,5 :19 26 cm Größe. Davor

 
 

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1a.

ein schmaler Treppenraum mit Tonnengewölbe (Firmariekeller).

2.

Ein 4,25 m breiter Raum mit Balkendecke unter der Speisekammer.

3.

Ein 7,20 m breiter Raum mit einem langen Mauerpfeiler von 1,85 : 5,25 m Größe und Balkendecke (Küchenkeller). Hieran hat sich

4.

ein größerer Raum ,mit drei runden Freisäulen von Granit angeschlossen, die auch zunächst aufgeführt werden. Diese drei Granitsäulen entsprechen den drei Säulen des Großen Remters. Der Raum war mit Kreuzgewölben überdeckt.

 
 

Den Abschluß dieses Baues nach Norden hin sollte der später auch ausgeführte große Giebel bilden (der Firmariegiebel).

Für diesen Bau wurde die schon im 13. Jahrh. angelegte Außenmauer nebst dem NW-Eckturm abgebrochen und vier Meter davor im Graben eine neue Mauer errichtet; die Fundamente der älteren Mauer fanden sich bei Nachgrabungen. Wenn man die Breite des fünfachsigen Südkellers als altes Profil des ganzen Flügels annimmt (=11,0) dann wurde auch die Hofmauer beseitigt bzw. vorgeschoben. Vom NW-Eckturm hat sich eine Außenseite in der Nordfront erhalten.

Während des Umbaues müssen aber Änderungen des Planes eingetreten sein; erstens: man fügte die Heizung des Großen Remters ein und brach die oben zu Nr.4 genannten Kreuzgewölbe ab, doch so, daß man an den Wänden noch Kappenreste auf den Schildbögen sitzen ließ. Sodann fügte man den großen Mauerklotz für die Heizung ein und ummauerte eine runde Granitsäule von etwa 40 cm Durchmesser mit einem aus Ziegeln scheckig gemauerten Pfeiler von 80 cm Durchmesser. Man begnügte sich jetzt im unteren Kellergeschoß Nr.2, 3 und 4 mit Balkendecken.

 

 
  Meisters Großer Remter  
 


An sich hindert nichts, im Keller engere, und oben weitere Stützenstellungen zu bauen, so ist z. B. auch der Palastbaumeister verfahren. Der Remterbaumeister von etwa 1315 wollte schon die Keller weiträumig und möglichst stützenfrei haben, daher der Abbruch der kleineren Kreuzgewölbe. Eine Spannung von 7 m schien dem Baumeister für Kreuzgewölbe zu groß zu sein, daher zerlegte er die Kappen der Kreuzgewölbe durch je einen Rippendreistrahl, so daß im Remterkeller und im Palastkeller Sterngewölbe entstanden: diese wurden auch in den Kappen auf Schalung gewölbt. B47.jpg (43574 Byte) Die Beobachtung aller Gewölbe führt zu dem Ergebnis: E i n Baumeister ist nach 1309 etwa 15 Jahre hier tätig. Zuerst baut er den Kapitelsaal um, um 1310-1312; die Herstellung der sorgfältig vorbereiteten Gewölbeanfänger-Blöcke aus gebranntem Ton erforderte schon eine mehrjährige Bauzeit, für die Konstruktion dieses Gewölbes gab unter anderem die Briefkapelle zu Lübeck von 1310 das Vorbild ab.

Zugleich beginnt er den Umbau des Westflügels im Mittelschloß, und läßt nur den Südteil über den fünf Kreuzgewölben zunächst ungestört. Dieser Umbau nahm gut ein Jahrzehnt in Anspruch. Sterngewölbe im Keller und oben die Remtergewölbe, sie alle verraten denselben Meister, der in der Raumgestaltung und Gewölbekonstruktion schöpferisch vorging. Die Vollendung erfolgte, als Friedrich von Wildenberg noch Landmeister war (1318 bis 6. Juli 1324) und sein Siegelbild in den Schlußstein setzte. Zum Remterbau gehört auch die erste Palastkapelle mit polygonalem Chorschluß nach drei Seiten des Achtecks. Dieser Remterbaumeister führte noch eine Neuerung ein: die rechteckigen Fenster mit steinernen Fensterkreuzen in Meisters Küche.

Der Nordteil des Westflügels ist wohl nach Beendigung des unteren Kellers einige Jahre liegen geblieben; als man den Bau fortsetzte und damit den ganzen Nordflügel in seiner. Westhälfte bis zum Tor hin, tritt eine andere Formensprache auf. Zwar werden die steinernen Fensterkreuze auch hier noch im Hauptgeschoß verwandt. Neu ist aber die Gewölberippe mit zwei Kehlungen, die fortan im Mittelschloß verwandt wird. Neu ist vor allem außen, an der Nordfront, die Gliederung mit Strebepfeilern und das Vorkragen des Wehrgeschosses. Das Kapitäl des Firmarieflures ist noch erhalten und für die Stilbeurteilung wertvoll; hierin wie auch in dem großen Giebel zeigen sich reich entwickelte Maßwerke. Die Fertigstellung könnte vor dem Baubeginn der Annen-Kapelle, also spätestens 1330 erfolgt sein. Vielleicht war hier noch ein jüngerer Mitarbeiter des Remterbaumeisters tätig.

 

 
Ostflügel


Es beginnt 1331 der Bau an der Schloßkirche, der bis 1344 dauert. In dieser Zeit wird wohl wenig am Mittelschloß gebaut, und daher mag der Bau des Ostflügels noch in das Jahrzehnt von 1320 bis 1330 fallen. Hierfür spricht auch folgende Erwägung:

1897 wurden die altvermauerten Wehrgangsluken der ersten Bauzeit geöffnet, im Südteil der Außenfront. Dabei fand sich auf den Leibungen ein roter Anstrich mit aufgemalten weißen Fugen in alter Frische vor, diese Färbung kann nur wenige Jahre im Wetter gestanden haben. Wenn sie um 1300 erstanden war, so wäre der erhöhte Umbau wie er jetzt steht, spätestens in das Jahrgebiet von 1320-1330 zu setzen, vielleicht unmittelbar nach dem Remterbau. Man fing im Süden an, und baute zuletzt den Ostteil des Nordflügels bis heran an den damals freistehenden Torturm; die stehende Fuge am Torturm zeigt diese Baufolge an. Außerlich setzen Gastkammern und Großkomturei das Architektursystem der Firmarie fort, die Strebepfeiler und die Vorkragung des Wehrganges.B14.jpg (38404 Byte)

Im Erdgeschoß waren nach Funden die bei der Firmarie erwähnten Rippen mit doppelter Kehlung. Ich möchte hier aber doch einen neue Baumeister annehmen, er verläßt die rechteckigen Fenster und baut wieder Spitzbogenfenster. Dann aber gliedert er die Hoffront der Gastkammern mit zwölf großen Arkaden, einem Motiv, das dem Remterbaumeister fremd ist.

Die Bartholomäus-Kapelle, von der sich die architektonische Gliederung erhalten hat, fällt ungefähr in dieselbe Zeit, in der Meisters Kapelle gebaut wurde.

 

Der Hochmeisterpalast


Von allen Teilen der Marienburg hat der Hochmeisterpalast am frühesten und am stärksten die Anteilnahme der Besucher und der gelehrten Forscher herausgefordert. Schon 1749 veröffentlichte Gottsched im "neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften und freien Künste" einen Aufsatz Hanovs über den »großen Saal" d. h. den Sommerremter, und gab auch Abbildungen bei. Die erste Baugeschichte des Schlosses schrieb 1802 Konrad Levezow, »Fragmente einer Geschichte des Schlosses Marienburg in Preußen«. Hier sagt er, daß Siegfried von Feuchtwangen mehrere neue Gebäude anlegen ließ, in welchen sich außer den Wohnzimmern des Hochmeisters ein besonderer großer Saal für die Kapitelversammlungen und ein großes Refektorium bestand. Mit anderen Worten also der Palast und der große Remter, erbaut 1309-1311.

B41.jpg (23775 Byte)Dieser Zeitbestimmung folgen Büsching 1823 und Johann Voigt 1824. - Ferdinand von Quast hat dann das ganze Schloß als erster gründlich untersucht und erkannte im Mittelschloß eine ältere Baugruppe mit dem Großen Remter und eine jüngere, dem eigentlichen Palast; jenen schrieb er der Zeit des Dietrich von Altenburg zu, diesen der Regierung Winrichs von Kniprode.

Steinbrecht hat 1891 in der ersten Auflage seines Führers durch das Schloß den älteren Palastbau in die Zeiten Werners von Orseln und Luthers von Braunschweig, also 1324-1335 hinaufrückt, hielt aber bei dem jüngeren Palast an einer Bauzeit unter Winrich von Kniprode fest. Neben erneuter Durchforschung der Archivalien wurden auch verwandte Burgbauten am Rhein untersucht, 1899 Zons, später seit 1902 auch Zülpich, Linz, Hülchrath, Andernach u. a. Die Formenverwandtschaft der beiden Marienburger Palasterker, der Fenster u. a. mit den Einzelheiten der rheinischen Burgen erschien sehr beachtenswert; die Mehrzahl dieser Burgen entstammt der Regierungszeit des Kölner Erzbischofs Friedrich von Sarwerden (1370-1414), könnten also in den ersten Jahrzehnten desselben auf den Palastbau irgendwie eingewirkt haben.Jetzt glaubte Steinbrecht alle bisherigen Beobachtungen zu einem Ergebnis zusammenschließen und auch die Notiz in Posilges Chronik vom Bau des Treßlergemaches 1398 deuten zu können.

Im Tätigkeitsbericht der Schloßbauverwaltung 1916-1920 hat Steinbrecht diese Gedanken weiter entwickelt, auch durch zeichnerische Beigaben der Bauten in Zons und Andernach. K. H. Clasen stimmte 1924 der späten Entstehungszeit des Palastes zu, versah die Beteiligung Fellensteins allerdings mit einem Fragezeichen; französische Vorbilder stellte er als die bedeutungsvolleren hier gegenüber den rheinischen. Das Wichtigste ist, daß die Bauzeit des zweiten Palastes in den beiden letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts nunmehr als gesichert gelten darf. Hiernach stellt sich die Baugeschichte des Hochmeisterpalastes etwa folgendermaßen: Wir können zwei Abschnitte unterscheiden:

1. Den Anbau des Nogatflügels, beginnend mit der Überwölbung des Mühlengrabens, über der sich der viergeschossige Bau erhebt, mit dem W i n t e r r e m t e r, dem Sommerremter und der schönen Flurhalle neben diesen; in den drei unteren Geschossen wird der obere Grundriß folgerichtig vorbereitet.

2. Den Umbau des älteren Palastes, seine Erweiterung nach Osten, hier im Erdgeschoß die Amtsräume des T r e ß l e r s 1398. Sodann der Neubau der K a p e l l e.

Schwierigkeiten bereitet nur die Frage nach dem Beginn dieser Bauten. Der Nogatflügel hat etwa 729 Quadratmeter Grundfläche und bei 27 bis 30 Meter Höhe 21 530 Kubikmeter umbauten Raumes. Ein Bau von dieser Ausdehnung, mit schwierigen Grundbauten, mit durchgängiger Überwölbung und vielen Steinhauerarbeiten erfordert eine lange Bauzeit. Für den Baubeginn kommt daher die Amtszeit des Hochmeisters Conrad von Wallenrod (1391 bis 1393) nicht in Betracht, der eigenartige Charakter dieses Hochmeisters war auch nicht auf Palastbauten gerichtet. So muß man an einen seiner beiden Vorgänger denken.

Winrich von Kniprode (1351-82) ist seit 1334 im Orden nachweisbar, 1338 wurde er Komtur von Danzig, 1343 oberster Marschall und seit 1346 residierte er schon als Großkomtur in Marienburg. Als er am 24. Juni 1382 starb, hatte er eine nachweisbare Amtstätigkeit von 48 Jahren hinter sich, der sicherlich eine mehrjährige Dienstzeit als einfacher Ordensritter vorausgegangen war. 1382 war er wohl schon im 79. Lebensjahre: in diesem hohen Alter läßt das Repräsentationsbedürfnis nach und man unternimmt nicht mehr große Bauten. Conrad Zöllner von R o t e n s t e i n (1382-1390) war schätzungsweise zwanzig Jahre jünger als Winrich, und noch in voller Rüstigkeit. In den Litauerkämpfen war er häufig an der Front; wir lernen ihn als einen klugen Staatsmann und vornehmen Charakter kennen; der Plan einer Universität in KuIm verrät geistige Interessen. Häufige Besuche von Fürsten und Kreuzfahrern zwangen ihn in Marienburg zu repräsentativer Bewirtung. In der Ordensgeschichtsschreibung des 15. Jahrhunderts wird er sehr günstig beurteilt, so von Laurentius Blumenau und in der jüngeren Hochmeisterchronik. Die Idee zur Einrichtung eines solchen Monumentalbaues ist Conrad Zöllner wohl zuzutrauen.

B38.jpg (24755 Byte)Der Nogatflügel mit den beiden Remtern steht eigentlich unorganisch vor dem Kernbau. Trotzdem fügt er sich sehr gut dem Gesamtbilde der Burg ein. Die Zusammenfassung der Remter und des Ganges zu einem einheitlichen Bau ist baukünstlerisch ein Meisterwerk. Durch die Zurücksetzung des Ganges entsteht eine Staffelung, die den Sommerremter als den vornehmsten Raum besonders hervorhebt, dem auch noch von der dritten Seite die Lichtzufuhr ermöglicht ist. Die Auflösung der Strebepfeiler in einen Kern und vorgesetzte Freisäulen, konstruktiv gedacht, wirkt hier als besonderes Schmuckmittel. Vorbilder für alle diese Eigenheiten sind bisher nicht gefunden, der Baumeister schuf aus eigenem Können heraus. Kennzeichnend ist auch, der Verzicht auf jegliches Ornament; nur glatte Gesimse und Kantenprofile werden angebracht. Die Fenster und Türen haben durchweg rechteckige Öffnungen mit steinernen Stürzen. Der Name des Baumeisters ist unbekannt, nur sein Werk steht vor uns.

Der Hochmeisterpalast ist der letzte Monumentalbau, den der Orden in der Marienburg errichtete. Bis 1410 trat nach ihm eine Ruhepause ein, und dann begannen 1412 die Wehranlagen der Ostfront.

Baubeschreibung des Hochmeisterpalastes.

1. D a s H a u p t g e s c h o ß. Für die Beurteilung der alten Raumverteilung ist die Beschreibung wichtig, die im September 1565 von 3 königlichen Kommissaren bei der Revision des Schlosses verfaßt wurde. Diese kann als zuverlässig angesehen werden. Da sie den Zustand 108 Jahre nach dem Auszug der Ordensritter schildert, ist anzunehmen, daß große Veränderungen noch nicht vorgenommen waren. Die nächste Beschreibung stammt von der Revision vom Januar 1607 und enthält Zusätze von einem bald danach ausgeführten Umbau. Vergl. die Abb. 13.

D i e T r e p p e lag seit der Erbauung 1399 in dem Eckraum 2 a. Noch 1607 wird sie dort erwähnt. Erst danach wurde sie beseitigt und eine Freitreppe zur Kapelle gebaut, die man dann zu einem Flur umwandelte.

D e r g r o ß e F l u r durchquert das ganze Gebäude. Drei verschiedenartige Teile sind erkennbar. Der westliche rd. 25 m lang, der Gang vor dem Sommerremter war mit 6 Kreuzgewölben auf Rippen überwölbt.

B34a.jpg (28283 Byte)Die inneren Strebepfeiler sind ähnlich wie an der Nogatfront durch freistehende schlanke Granitpfeiler ersetzt, und 1 Pfeiler über dem Waschbecken ist sogar oben durch einen Kragstein abgefangen. Diese außerordentlich kühne Konstruktion ist noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Alt ist auch die Brunnenanlage, die eine Wasserförderung aus einem Brunnenschacht im Keller ermöglichte. Der mittlere Teil des Flures hat 4 scharfgratige Kreuzgewölbe auf achteckiger roter Granitsäule und einen länglich viereckigen Granitpfeiler mit abgeschrägten Ecken als östliche Mittelstütze. Dieser Raum gehört noch zur älteren Palastanlage, ist aber Ende des 14. Jahrhunderts neu gewölbt.

Der östliche Teil wurde durch die nach 1772 erfolgten Umbauten sehr verändert. Er wies jedenfalls bei der ersten Wiederherstellung 1823 starke Zerstörungen an den Decken auf, die aber z. T. auf frühere Zeiten zurückgehen mögen. Dieser Teil des großen Flures führte 1565 den Namen "Kreuzbau" mit dem Zusatz, ,,daß er 6 kleine runde und 2 große Pfeiler enthält. In ihm befanden sich damals steinerne Bänke an den Wänden, 1 Schornstein und 1 Schenktisch. Es waren auch Tische vorhanden. In diesem Bau saßen vordem Kreuzritter. Er war kreuzförmigen Baues«. Dieser ,,Kreuzbau" umfaßte die Räume 2 a, 2 b und 3. Die Ende des 14. Jahrhunderts zweifellos vorhanden gewesenen Gewölbe können in dem Raum 2 b bei der Belagerung von 1410 zerstört und durch eine Holzbalkendecke ersetzt worden sein, zu deren Unterstützung die erwähnten 6 kleinen Pfeiler dienten. Die beiden erwähnten 2 großen Pfeiler gehörten dann zu dem gewölbten Raum 3. Rechnet man zu dieser Raumgruppe noch die Vorhalle zur Kapelle hinzu, so kann man ungefähr von einem kreuzförmigen Grundriß sprechen. Dieser ganze Flur diente zur Ordenszeit als Warte- und Empfangshalle für die Besucher des Hochmeisters. Gleichzeitig dürfte sich hier die Wache aufgehalten haben, die den Zugang zu den Räumen des Hochmeisters regelte, die oben genannten Kreuzritter.

Hochmeisters Gemach. Nach der Beschreibung von 1607 waren die Räume 4 und 5 zu einem Bau vereinigt, die Decke war aus Holz. Hierzu tritt ergänzend der Bericht des Marienburger Predigers Häbler über den Befund vom Jahre 1823: ,,Die Wände waren sehr zerhackt, nur an der Seitenmauer nach dem ,Kleinen (d.h. Winter-)Remter und an der Fensterwand zeigten sich Spuren ehemaliger Gewölbe, die aber vermuten ließen, daß Gewölbe nebeneinander und das eine nach dem Remter hin niedriger als das andere, hier 2 Stuben nebeneinander gedeckt haben." Die Wiederherstellung 1823 schuf dennoch ein einheitliches Zimmer mit Verwendung einer anderswo gefundenen Granitsäule. Hiernach müssen wir die zwei kleineren Räume 4 und 5 von 1565/1607 als den ursprünglichen Zustand betrachten. Diese beiden Räume, die in polnischer Zeit als ,,Gemach des Königs" bezeichnet werden, gehörten also vorher wohl zum ,,Gemach des Hochmeisters", sie waren vielleicht seine Amtsräume.

Zu den Gemächern des Hochmeisters gehören noch folgende Räume:

M e i s t e r s K a p e l l e erreicht man vom großen Flur durch eine Vorhalle. Sie hatte in der älteren Gestalt, um 1320, zwei schmale Kreuzgewölbe auf Rippen und einen polygonalen Chor, mit fünf Seiten des Achtecks geschlossen, und öffnete sich nach Westen in einem Gurtbogen nach einem Gange, der längs durch den damaligen Palast hindurchzog. Der Meister des Umbaues am Ende des 14. Jahrh. brach das Chorpolygon ab, baute an der Hofseite eine Giebelwand mit drei spitzbogigen Fenstern, schloß auch den Gurtbogen durch eine Stellwand und schuf so einen quadratischen Grundriß von rd. 5,8 m Seitenlänge; er überdeckte den Raum mit einem scharfgratigen Sterngewölbe. Die Umbauarbeiten wurden 1399 vollendet.

Aus der älteren Kapelle stammen die Gewölbekragsteine, zierliche Steinhauerarbeiten aus Gotländer Kalkstein, ferner die Reste einer alten Wandbemalung. Unten ist ein Maßwerkmuster nach Art einer Fliesenverkleidung aufgemalt, darüber waren Apostelfiguren gemalt, von denen zwei, Thomas und Petrus, noch vorhanden sind, ausgezeichnete, monumental aufgefaßte Gemälde, gut erhalten. Das zweiteilige Fenster der Nordseite, das vor 1400 vermauert worden war, wurde 1817 wieder entdeckt, und hiernach ist das Maßwerk neu gearbeitet.

Die Wiederherstellung 1817-1823 gab der Kapelle ungefähr die Raumform, die sie durch den Umbau vor 1400 erhalten hatte. Das Sterngewölbe behielt man bei:

Vom Kreuzbau führt aber auch eine Tür nach einigen kleinen Räumen, und über dieser Tür ist, jetzt halb erloschen, das Wappen eines der beiden Hochmeister Jungingen gemalt, vermutlich des Konrad, zu dessen Amtszeit dieser Bau ausgeführt wurde. Der westliche Raum war wohl das S c h l a f g e m a c h des Hochmeisters, der östliche der Raum für die Bedienung. Hierauf folgt westlich von der Kapelle ein größerer Raum (V), wohl das Wo h n g e m a c h des Hochmeisters. Meisters Kammer -Schlafraum - und Meisters Stübchen - Wohnraum - werden zwischen 1401 und 1419 wiederholt im Treßler- und im Hauskomtursbuch genannt. - 1914 deckte man die alte Bemalung auf, im ersten Raum ein zierliches Rankenmuster, grün und rot auf hellem Grund, auf den unteren Wandflächen Vorhänge. Die Nordwand hat in den Bogenfeldern die halb lebensgroßen Gestalten der hl. Katharina, Barbara, Dorothea und Margaretha, gut erhaltene künstlerisch wertvolle Gemälde, wohl von Peters Hand.   Der Raum besaß eine Fußbodenheizung.

Der als Wohngemach angesprochene Raum ist größer und mit zwei scharfgratigen Kreuzgewölben überdeckt. Eine Fußbodenheizung, ein Eckkamin und vier große Mauernischen für Wandschränke deuten auf einstige Bewohnbarkeit des Raumes. Die Bemalung der Wände und Gewölbe ist ähnlich wie in dem vorigen Raum, jedoch ohne figürliche Gemälde.

Hinter diesem Raum liegt ein 15 m langer tonnengewölbter Raum, der den ganzen Bau durchquert. Heizung und Malerei fehlen, in der Außenmauer ist ein Dansk. Die Wände haben auch hier 4 große Wandschränke und 1 kleines verschließbares Gewölbe für Silbergerät. In diesem Raum, der 1417 als Meisters H i n t e r k a m m e r erwähnt wird, war auch die Schlafbank des Silberwäschers.

m31.jpg (22645 Byte)Nun folgen die beiden im Anbau liegenden Remter. Der W i n t e r r e m t e r, 12 :12 m groß, 7,8 m hoch, hat Fußbodenheizung durch einen im Untergeschoß liegenden Ofen; der zum Heizbetriebe für die Entlüftung nötige Kamin ist schon frühzeitig zerstört worden. Vielleicht stand hier seit dem Ende des 15. Jahrhunderts ein Kachelofen. Die Gewölbe sind alt, 1820 instand gesetzt und haben, wie im Sommerremter, die Form einer ringförmigen Tonne mit Stichkappen. An den Wänden sind einige Hochmeisterbildnisse freigelegt, wohl die Gemälde, die Maler Peter 1402 und 1407 ausführte. Der Fliesenbelag ist 1933 erneuert.

Der S o m m e r r e m t er, 14 :14 m groß und 9,7 m hoch, wurde 1818-1819 wiederhergestellt. Sein Gewölbe ist das alte; in ihm zeigt sich die organische Weiterbildung der älteren Remtergewölbe. Vier Tonnengewölbe, deren Scheiteirippen ein Quadrat von 7 m Länge bilden, umziehen den Mittelpfeiler. Nach innen senken sich die Gewölbeflächen trichterförmig zur Mittelstütze herab, an den Wänden sind sie von je vier Stichkappen durchbrochen. Das Rippenprofil mit Birnstab ähnelt dem der älteren Gewölbe; kennzeichnend für den Meister dieses Baues ist aber das Fortlassen jeglichen Schmuckes. Nur architektonische Profilierungen sind angebracht, dort wo konstruktive Bauglieder besonders hervorgehoben werden müssen. Daher waren hier auch keine eigentlichen Wandgemälde vorhanden. Man hatte sich begnügt, die Wände rot zu tünchen und die Gewölbe weiß zu halten. Die Innenwand hatte aber zu beiden Seiten der Schenkbank und des Kamines Wappen und Inschriften. Ferner lief eine Inschrift in der Höhe des Gewölbekämpfers rings um den Saal. Das wenige, was man vorfand, wurde aber 1819 übertüncht. Dagegen wurde die in älteren Chroniken überlieferte Reiminschrift unter der Polenkugel schon 1817 nicht mehr vorgefunden.

Sie lautete: Als man zelet m cccc x iar
Dieß sag ich euch allen fürwar
Der stein wart geschossen in die want
Hie sal er bleiben czu einem ewigen pfant.

 

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Nach der Überlieferung sollte während der Belagerung der Marienburg durch die Polen 1410 bei einer Versammlung der Ordensgebietiger im Sommerremter durch Verrat mit einer Geschützkugel die einzige tragende Säule getroffen und das Gewölbe so zum Einsturz gebracht werden. Die Kugel ging jedoch dicht an dem Pfeiler vorbei und blieb in der Wand stecken, wo sie noch heute zu sehen ist.

m29a.jpg (28839 Byte)In den oberen Fenstern fanden sich Überreste der aus Stuck geformten Vierpässe, dagegen sind sie in den unteren Fenstern eine Zutat der ersten Wiederherstellung. Die farbige Verglasung wurde von den Mitgliedern der königlichen Familie von Preußen gestiftet. Oben sind zehn Vorgänge aus der Ordensgeschichte dargestellt, unten die Stifterwappen. Schinkel hatte die Oberleitung. Alte Glasmalereien waren hier nicht nachweisbar, man glaubte bei der Wiederherstellung, 1828, solche einsetzen zu müssen, da man in den Rechnungsbüchern des Ordens Hinweise auf farbige Fenster gefunden hatte. Die Kunst der Glasmalerei war damals verlorengegangen. Es ist das Verdienst des Leiters des Baues, des Bauinspektors Gersdorff, das Geheimnis, farbige Gläser zu brennen, durch lange Versuche wieder entdeckt zu haben.

m30a.jpg (31942 Byte)Die oberen Wandblenden erhielten 1855-1856 zehn gemalte Idealbildnisse von 8 Hochmeistern und 2 Landmeistern in Preußen. Am wertvollsten sind das fünfte und sechste Bild, die Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen und Luther von Braunschweig darstellend. Adolf Menzel hat sie vom 1. bis 12. August 1855 gemalt. Sie überragen die anderen Bilder bei weitem.

Vom Sommerremter führt zum Flurgange eine breite Tür mit profiliertem Kalksteingewände. Die Türnische ist in der dicken Mauer als Vorhalle ausgebildet, deren eigenartige Architektur überrascht: schlanke Stempfosten ohne Sockel und Kapitäl als Stützen und waagerechte Steinbalken über ihnen, nur die Betonung konstruktiver Gedanken als würdige Vorbereitung zu der großartigen Raumschöpfung des Remters.

2. Das Erdgeschoß und das Untergeschoß. Der mit vielen Wappen geschmückte Raum unter Meisters Kammer war der "Kumpane Stübchen". Der Raum hat 50 qm Grundfläche, der Ausdruck Stübchen würde nach unserm Sprachgebrauch nicht mehr zutreffen. 1413 wurde hier ein Kachelofen gesetzt. - Unter dem Sommerremter liegen in zwei Geschossen je ein Vorraum und drei Stuben, alle mit scharfgratigen Kreuzgewölben auf je einer Mittelsäule gewölbt. Diese sehr gut belichteten Räume, zum Teil mit 4 Fensterplätzen, sind vor allem als Schreibstuben für den Treßler und für die Schreiber in der Kapellanei anzusprechen. Vielleicht war oben das Treßlerrevier, unten die Kapellanei). Der obere Dreipfeilersaal - unter dem Winterremter - war die Gebietigerratsstube. Die Eintragung im Hauskomturbuch zu 1411: "der gebittiger gemach wurde des meisters gemach« würde bedeuten, daß die Gebietigerratsstube vom Hauptgeschoß in das Erdgeschoß verlegt wurde. -Die vier Räume, die im 19. Jahrhundert Dienstwohnung des Schloßwarts waren, können nur Schlafkammern der Schreiber gewesen sein. Unbestimmbar ist noch die Kammer hinter dem Kumpanstübchen. Hier könnten der Kämmerer, der Kellermeister oder auch die Diener des Hochmeisters gehaust haben. Die Kammer und das Stübchen des Kellermeisters werden mehrfach genannt. Im Winkel zwischen der Kapelle und dem Großen Remter war ein Anbau, der einen Flur in Verlängerung der Hinterkammer und zwei Stuben enthielt. Wahrscheinlich war er dreigeschossig. Hierneben dem Brunnen wohnten des Kapellans Schüler.

Vielleicht war hier auch die Kammer des Meisters Kapellans selbst, falls er nicht einen der Räume unter dem Sommerremter innehatte. Über dem Erdgeschoß wurden an der nördlichen Außenwand der Kapelle beim Abbruch des Anbaues "alte Malereien, selbst mit untermischter Vergoldung" gefunden, die nicht etwa äußere Fassadenmalerei gewesen waren. Es muß der Anbau also mindestens zweigeschossig gewesen sein und unten ein vornehmer ausgestalteter Raum, etwa die Stube von Mei- sters Capellan, enthalten haben.

Bei dieser Raumverteilung ist zu berücksichtigen, daß nach dem Tode des Erbauers, Conrad von Jungingen, 1407, hier noch 6 Hochmeister gewohnt haben. Namentlich nach der Beschießung 1410 und den umfangreichen Reparaturen 1411 kann schon ein Wechsel in der Benutzung der einzelnen Räume eingetreten sein.

b44a.jpg (13303 Byte)3. Meisters Großer Remter. Der Raum hat 15,0 zu 30,0m Grundrißmaße, nach Kulmischem Maße etwa 52 zu 104 Fuß, also etwas weniger als 31/2 zu 7 Ruthen. Dieses einfache Zahlenverhältnis 1 zu 2 und die Einteilung in 8 quadratische Gewölbejoche sind bewußt gewählt (Taf. 57). Die Breite des erweiterten Querschnitts war vielleicht durch die örtlichen Verhältnisse begrenzt, die Längenausdehnung stand aber im Belieben des Baumeisters, muß also wegen dieses Maßverhältnisses gewählt sein. Keiner von den älteren Bauten im Kulmerlande oder an der Haffküste hat Remter von diesen Ausmaßen, auch der Kapitelsaal des Hochschlosses nicht (9 zu 24 m). Bauherr und Baumeister haben hier einen Gedanken von unerhörter Kühnheit verwirklicht. Zum ersten und vielleicht einzigen Male wurde hier keine Laubenhalle oder Kreuzgang vor den Bau gelegt, die Fenster der Hofseite stehen frei, und damit hat der Bau von zwei Seiten volles Tageslicht, vormittags bis etwa 10 Uhr und nachmittags von 17 Uhr an.

Die drei achteckigen Säulen sind aus rotem Granit gehauen, sie haben 38 cm Durchmesser und 3,30 m Höhe. Die Stärke ist also ein zwanzigstel der Lichtweite. Sockel und Kapitäle sind aus Kalkstein gehauen.

Das Kapitäl der mittleren Säule hat nur Laubschmuck, das südliche Kapitäl hat tanzende Männergestalten, das nördliche die Geschichte des ersten Menschenpaares:

Firmarie

D i e F i r m a r i e, auch Herrenfirmarie genannt, nimmt die Westhälfte des Nordflügels ein. Als offenbar ältester Teil schält sich die Westhälfte mit den beiden Remtern heraus. Der Zusammenhang mit dem Westflügel ist unverkennbar. Er zeigt sich insbesondere in den Granitsäulen des unteren Kellers oder in den steinernen Fensterkreuzen von Meisters Küche und den beiden Firmarieremtern. Der Grundriß wiederholt sich in drei Geschossen, dem Erdgeschoß und zwei Kellergeschossen. Die Treppenanlage ist sehr geschickt entworfen, nur der Eingang wird durch den etwas späteren Bau der Speisekammer neben Meisters Küche gestört. Man gelangt so zu der zeitlichen Reihenfolge: Zuerst die große Außenwand der Westfront, dann die Firmarie mit Kreuzgewölben, dann der große Remter mit ähnlichen Kellergewölben, die aber schon sehr früh umgeändert wurden, zuletzt der Ausbau von Meisters Küche und Speisekammer, alles aber in ganz kurzen Zeitabschnitten, schnell hintereinander gebaut.

m38a.jpg (40898 Byte)Hinter dem Firmarieflur liegt die kleine Firmariekapelle. Der größte Raum ist mit seinen Grundrißabmessungen von 11 :13 m die östlich anschließende Halle, der Baderaum. Über ihm liegen die Kammern der Insassen, der alten und siechen Ritter. Zugänglich war die Badstube vom Hof und vom Flur vor der Kapelle. Die Größe dieses Raumes deutet auf eine starke Benutzung durch die Ritterbrüder hin. Es gab Dampf- und Wannenbäder und wahrscheinlich noch andere Behandlungen. Über die Einrichtung der Badestube wird im Zusammenhang mit den anderen Badstuben berichtet. - Die Firmarieküche war im Untergeschoß gelegen.

Über den beiden Remtern erhebt sich der reiche Giebel der z. T. noch erhalten war. Unverkennbar ist die Abhängigkeit von der Steinarchitektur des Westens.

Torbau

D e r To r b a u hängt äußerlich mit der Firmane eng zusammen, kennzeichnet sich aber innen als selbständiger Bau. Über der Tordurchfahrt ist ein Turm von 8,8 :15,2 m Größe errichtet, der die Mauerkrone des benachbarten Schloßflügels überragt. Die Kunde vom Vorhandensein dieses Turmes war völlig verlorengegangen, er ist spätestens Anfang des 18. Jahrhunderts bei den Dachbauten Augusts II. beseitigt, vielleicht aber schon früher.

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Bei der Untersuchung des Baues im Jahre 1900 fanden sich in den Ecken der Nordfront Bögen, die nur Sinn hatten, wenn sie eine starke Mauer trugen. Daraus ergab sich hier der Abschluß mit drei Seiten des Achteckes. Jedenfalls wollte man hier die Möglichkeit zur Aufstellung von Bliden haben, vielleicht aber auch ein Seitenstück zu dem stattlichen Firmariegiebel schaffen. Dieser Turmbau hat über der gewölbten Tordurchfahrt drei gewölbte Obergeschosse und dann die mit Balken gedeckte Wehr; die gewölbten Räume sind nur auf der Hofseite gut belichtet. Westlich schließt sich im Firmarieflügel eine Baulichkeit von 3,5 m lichter Weite an, die im Erdgeschoß die gewölbte Torwart-Zelle hat, darüber 2 Räume mit Balkendecken, als behagliche Wachstuben, und darüber im Wehrgangsgeschoß wieder einen gewölbten Raum. Die Durchfahrt hat drei einflügelige Torverschlüsse, davor einen Zwinger. Das Haupttor wird durch ein Fallgitter gesichert, für das eine hohe Nische angeordnet ist, wie an den beiden städtischen Toren. In der Brücke wird die Torklappe von Ketten an Schwungruten gehalten. Diese Tor-Bauweise weicht von der des Hochschlosses völlig ab, gleicht aber dem Schnitztor der Marienburg und dem Burgtor von Stuhm. Die Profile an den Portalwänden und den Seitennischen sind ebenfalls selbständig. Die Ostfront muß längere Zeit frei gestanden haben, denn hier ist eine stehende Fuge sichtbar.

Die Großkomturei

Sie füllt den Raum zwischen dem Torbau und der Ostfront aus. Hier waren die Umbauten am häufigsten erfolgt, die Veränderungen sehr groß. Zur polnischen Zeit waren hier die Kanzlei und der königliche Schatz, also auch die Wohnung des Schatzmeisters, so wird die Baulichkeit 1565 beschrieben. Johann Kostka, seit 1555 Schatzmeister von Marienburg und Unterschatzmeister von Preußen, hat die Wohnung umbauen lassen; er starb 1581. Seit 1569 war er Ökonom und seit 1574 auch Starost von Marienburg. Diese Zusammenlegung von Ämtern hatte zur Folge, daß hier 1607 bei der Kanzlei der Unterstarost wohnte; 1626-1635 wohnten im Schlosse der schwedische Kommandant und dann der kurbrandenburgische Gouverneur. In der Beschreibung von 1636 war hier die Starostei und blieb es bis 1772. Dann war hier zunächst eine Offizierswohnung, später die Wohnung des Magazinbeamten, schließlich die des Bezirksadjutanten. Die Schloßbauverwaltung übernahm 1892 Räume mit Balkendecken und in neuzeitlicher Einteilung.

m39.jpg (13302 Byte)Die Untersuchung ergab am Ostende einen ungefähr quadratischen Raum von 10,25 :11,10 m Grundfläche, und dann nach Westen hin zwei Räume mit zwei eng nebeneinander stehenden Fenstern auf der Hofseite und einen schmaleren Raum mit einem Fenster. Diese 5 Hoffenster waren im Grunde gut erhalten. Im Erdgeschoß war 1565 eine Bäckerei, wohl der Ofen für die obere Luftheizung. Hiernach ergab sich die alte Raumeinteilung. Kennzeichnend für diesen Bauteil sind die Gewölbesteine von 20 : 25 cm, die sich auch als Fliesen verwenden lassen, und die breiten Rippen der unteren Gewölbe mit beiderseitiger Kehlung, die sich allerdings auch in der Firmane finden, aber nicht im Keller vor Meisters Großem Remter. Der Zugang war durch die Treppe im Winkel zwischen dem Nordilügel und Ostflügel, über den Gang vor den Kammern. Eine zweite, erst nach völliger Ausräumung des Baues gefundene Wandtreppe liegt in der Tormauer und führt vom Hof bis zum Wehrgangs-Speicher des Nordflügels.

Das Hauskomtursbuch nennt 1419 des Großkomturs Gemach und 1411 des Großkomturs Kammern, 1383 und 1387 wird das umfangreiche Inventar seiner Kammer verzeichnet. Sein Personal wird öfter genannt. Er brauchte also mehrere Räume, und das führt zu der Annahme, hier seine Wohnung zu suchen. Dafür spricht auch, daß hier später ein hoher polnischer Beamter wohnte, wie im Hochmeisterpalast der König. Der Großkomtur hatte Obliegenheiten als Schatzmeister und war Aufsichtsbeamter für die Amtsführung des Treßlers. Hier waren die polnischen Schatzmeister seine Nachfolger.

Das Erdgeschoß hat neben dem Tor eine mit Tonnengewölbe überdeckte Pförtnerstube nebst einem Vorflur, zugänglich vom Torwege aus. Hieran schlossen sich nach Osten Vorratsgewölbe und die Heizung an.

Die äußere Architektur ist an der Hofseite glatt, z.T. mit Rautenmusterung belebt. Auf der Außenseite ist die ganze Nordfront zusammengefaßt,. der Wehrgang kragt einige Schichten vor. Den Mittelpunkt der rund 83 m langen Front bildet der T o r t u r m; ihm steht gleichwertig zur Seite der große F i r m a r i e g i e b e l.

Tafel XVIII des Frick'schen Kupferwerkes gibt den alten Bestand wieder; der Giebel hat sieben senkrechte Bahnen, die mit Maßwerkblenden gefüllt und oben mit Kreisöffnungen und Giebeln abgeschlossen waren. Alt sind noch fünf, drei und zwei Blenden mit Stuckmaßwerk und in den unteren Seitenbahnen die kreisförmigen Durchbrechungen. Hiernach hat Steinbrecht die Giebel auf die übrigen fünf Felder aufgesetzt. Der Abschluß der Giebelfelder mit Wimperg und Fialen war der mittelalterlichen Baukunst geläufig. Die Gliederung durch waagerechte Gesimse ist der Anfang einer Bereicherung, doch sind die Gesimse hier noch nicht um die Pfeiler herumgeführt. Es entstand nun die Frage, wie die Nordwestecke dieser Front ausgebildet war; zuletzt hatte sie ein abgewalmtes Dach, das uns Breysig auf einem Wasserfarbenblatt von 1818 überliefert hat. Man empfand hier bei der ersten Wiederherstellung eine Lücke und setzte auf die Nordmauern einen hohen Giebel als Seitenstück zum Firmariegiebel. Die neuere Untersuchung des Baues ergab aber, daß hier und auch auf der Ostseite keine Verstärkung für den Unterbau eines Giebels war. Steinbrecht vermutete hier einen Eckturm, weil Dalberg (in Pufendorfs Werk) einen solchen zeichnet und weil häufig zwei Türme auf Wechselwirkung angeordnet sind, einer am Kernwerk, der andere - hier noch alt erhaltene - in der Parchammauer. Beim Erdaushub zum Bau dieses Eckturmes traten die Fundamente des alten Turmes zutage. Er hatte etwa 3,53 m Breite bei 0,67 m und 1,85 m Vorsprung. Dieser Eckturm gehört zur ersten Anlage des Mittelschlosses, er ist im oberen Teil wohl beim Kostkaschen Umbau, unten beim Magazinbau um 1800 abgebrochen.

Der Ostflügel

D i e G a s t k a m m e r n. Über die Benutzung der Gastkammern haben wir alte Angaben im Marienburger Treßlerbuch, die Ziesemer im Anhang zur Veröffentlichung des Ausgabebuches des Marienburger Hauskomturs für die Jahre 1410-1420 mitgeteilt hat. Es handelt sich zunächst um die Ausrichtung der Kammern zum großen Kapitel im Jahre 1404. Die Reihenfolge ist nicht örtlich bedingt, sondern durch den Rang der einzelnen Gebietiger.

m37.jpg (31361 Byte) An erster Stelle steht der Gebietiger von deutschen Landen mit seinen Begleitern; der Meister soll in der Großkomturs-Firmarie liegen, seine anderen Gebietiger in den zwei nächsten Kammern, bei ihm. Die Dienerschaft derselben kommt in die Briefjungenkammer, also schon in die Vorburg. Der Meister von Livland und drei preußische Komture werden auch in Quartiere in der Vorburg gelegt. Dann kommt aber der Komtur von Thorn in der ersten Kammer auf dem Gange, weiterhin 3 Komture in der anderen, in der dritten und in der vierten Kammer auf dem Gange und endlich die beiden Vögte von Samland in der fünften Kammer auf dem Gange. Es folgen dann wieder Quartiere in der Vorburg und in der Herren-Firmane. Hieraus geht hervor, daß die zuerst genannte Kammer dicht an der Großkomturei lag und daß im ganzen 8 Kammern belegt werden. Diese Zahl paßt genau auf den in den Nordgastkammern verfügbaren Raum. Die Südgastkammern werden nicht belegt, statt dessen werden alle möglichen Behausungen in der Vorburg herangezogen; es müssen also in den Südgastkammern Beamte des Ordens ständig und in größerer Zahl gewohnt haben. Bei der Ausrichtung des kleinen Kapitels im Jahre 1399 war der Raumbedarf nicht so groß, es fehlten vor allem die Meister von Livland und von deutschen Landen. Es werden daher nur die erste bis fünfte Kammer auf dem Gange belegt mit Komturen, Vögten und Pflegern.

Im Jahre 1565 war östlich vom Mittelschloßtor, also in der alten Großkomturei die Kanzlei und die königl. Schatzkammer. Der Eckremter wird nur sehr dürftig beschrieben, als Stube mit einem Fenster, war also damals vielleicht etwas verbaut oder man hatte einige Fenster verschlagen. Dann heißt es: »Bei dieser Stube zur Seite ist eine Kammer, die Tür an ihr ist verschließbar, und an der Kammer ist ein Bedürfnisort, die Tür an ihm mit Schloß und Klinke. Von diesem Kämmerchen ist in der Mauer eine verschließbare Tür, durch die man über eine Brücke zu einem Türmchen geht. Diese Kammer kann nur das erste Abteil der Nordkammern gewesen sein, wir hätten also ähnlich wie zur Ordenszeit die erste Kammer als Zubehör zur Großkomturei. Der Revisor von 1565 beschreibt dann die Speicherböden über den Gastkammern, dann das Erdgeschoß mit 8 Abteilungen und weiterhin mit mehreren Abteilungen im Süden, dann geht er in das Hauptgeschoß zurück und beschreibt sieben gewölbte Kammern für das Dienstpersonal im Hauptgeschoß. Dann beschreibt er einen Gang mit einem notwendigen Kämmerchen, dann wiederum sieben Kammern mit je einem Fenster und bei diesen wiederum einen Bedürfnisort. »Auf der andern Seite dieser Kammern ist eine Kirche, und es ist diesen Kammern gegenüber an dem Kirchlein ein hölzernes Gitter, durch welches man zu ihm hineinschaut. In dieser Kirche ist ein Altar und drei Fenster .. .« Hieraus geht klar hervor, daß die acht Räume der Nordgastkammern zuerst beschrieben werden, von denen einer noch zur königl. Schatzkammer gehörte, und dann folgen die sieben Räume der Südgastkammern, neben der Bartholomäuskapelle. Dieser Zustand von 1565 entspricht genau dem zur Ordenszeit, fraglich bleibt es nur, ob die Südgastkammern in diesen Zeiten zweigeschossig ausgebaut waren, wie es der Befund lehrt. An der Tatsache, daß die Nordgastkammern als gewölbt 1565 beschrieben werden, bei den Südgastkammern aber jede Angabe über die Decke fehlt, möchte ich annehmen, daß die Decken hier Balkendecken waren; dann hätte die Zwischendecke also nicht bestanden. In den oberen Kammern lag vielleicht nur Gerümpel, weshalb der Revisor dort nicht hinging. Für die Ordenszeit ergibt sich nun aber das Bild, daß in der nördlichen Hälfte eine Kammer die Firmarie des Großkomturs war und dann nur die sieben nächsten Kammern für Beherbergungszwecke zur Verfügung standen. Die jetzt sog. Südgastkammern müssen daher dauernd von Ordensbrüdern oder von Beamten des Hochmeisters bewohnt gewesen sein. Die Fenster sind verhältnismäßig klein, die Räume sind daher ziemlich dunkel, auch bei voller Morgensonne. Als Arbeitsräume für Schreiber sind sie nicht verwendbar. Dagegen sind sie durchaus geeignete Wohn- und Schlafräume. Umgekehrt haben die Räume im Erdgeschoß und im 1. Untergeschoß des Hochmeisterpalastes Fensterplätze mit sehr guter Belichtung: hier werden die Arbeitsräume für das sehr zahlreiche Kanzleipersonal zu suchen sein; die Unterkunftsräume waren dann wohl in der Südhälfte des Ostflügels. Ein Teil der Kleriker war wohl auf dem Pfaffenturm untergebracht. Daneben nennt das Ausgabenbuch des Hauskomturs 1410-1420 Kammern von Schreibern, Priesterherren und Pfarrern.

Das Treßlerbuch erwähnt eine Werkstatt für Anfertigung von Handschriften: all diese Leute waren hier vielleicht untergebracht. Es kämen auch der Kellermeister des Hochmeisters, ein Graumänteler, in Frage und die Kämmerer, die keineswegs zum niederen Gesinde gehörten. 1413 hat der Erzbischof von Riga, Joh. von Wallenrodt, eine Kammer im Schloß (Hauskomturbuch). 1405 wohnte er in Marienburg mit 60 Pferden in der Herberge (Treßlerbuch S.357). Nach dem Stadtbrande von 1410 war das wohl nicht mehr möglich und er erhält für sich eine Kammer in der Marienburg.

Die Schäfferei

Über die Baulichkeit der Schäfferei fehlt es uns an genaueren Angaben. Die 1887 von C. Sattler veröffentlichten Rechnungsbücher des Großschäffers von Marienburg von 1399 und 1404-1418 erwähnen nicht die Räume und enthalten nur Handelsrechnungen. Die Amtsbücher des Hochmeisters und des Konventes haben keine Baurechnungen für die Schäfferei, vermutlich, weil der Großschäffer in eigener Geldwirtschaft stand. Im Hauskomtursbuch findet sich aber S.73 eine Notiz zum Jahre 1412 »item 1/2 m deme Kleynsmede vor 2 sios, ichlich slos hot slossel, die meysters dyner vorere Kamer under der scheffery". Aus dieser beiläufigen Erwähnung - kann man auf die Lage der Schäfferei schließen. Meisters Diener werden nicht in der Vorburg, weitab von ihrem Herren gewohnt haben. Im Palast ist kein Platz für die Schäfferei. So kommt man zu der Annahme, daß die Schäfferei im Südteil des Ostflügels im Obergeschoß lag, und darunter im Hauptgeschoß wohnten in einer Kammer Meisters Diener.

In der äußeren Architektur geht der Baumeister eigene Wege, wie sie vor und nach ihm kein Ordensbaumeister beschritten hat.

1. Die Hofmauer ist mit 11 großen Blendarkaden gegliedert, und dadurch kommt ein großer Maßstab in dieses an sich nicht sehr hohe Bauwerk; man empfindet es auch nicht, daß der Mauerfuß um 3,5 m ansteigt. Bei der Wiederherstellung 1879 war die Sicherung der Pfeiler das erste, dann ließ sich das Zwischenfeld leichter abfangen. Mühe machte nur ein Pfeiler, dessen Unterteil gänzlich morsch war; hier mußte der ganze Pfeiler auf einem Tisch abgefangen und dann in voller Stärke unterfangen werden.

2. Die 1,40 m starke Außenmauer ist im älteren südlichen Teil mit Strebepfeilern von 1,14 m Breite und 0,63 m Vorsprung regelmäßig besetzt, im nördlichen mit solchen vom 0,78 :1,32 m. Es bestand hier wohl die Absicht, Material zu sparen. Künstlerisch treten diese Strebpfeiler fast gar nicht in Erscheinung, da sie von der Parchammauer verdeckt werden.

3. Notwendiges Zubehör wird in Anbauten verlegt. Die Bartholomäuskapelle springt 5,20 m in den Hof hinein, und dadurch wird die Hoffront beiderseits eingerahmt. Auf der Feldseite sind zwei Danzken auf die Parchammauer gesetzt. Vom Mitteldanzk war noch der westliche Kämpfer des Brückenbogens erhalten, von dem anderen der Unterbau der Parcham-Sperrmauer. Der Baumeister hat also das Bestreben, keine geschlossene Baumasse zu schaffen und bereichert dadurch die äußere Erscheinung.

Die Bartholomäus-Kapelle

Sie ist im Zusammenhang mit dem Ostflügel des Mittelschlosses erbaut und dient zugleich als vornehmer Eingang zu den dort eingerichteten Wohnungen; die Grundmaße sind 5 X 7,5 m. Sie wird 1394 mit ihren Kirchengeräten zuerst erwähnt, zum Glockamt gehörig. Aus dem reichen Bestande ist zu erwähnen eine hölzerne Tafel mit Heiligtum, wohl die Altartafel; 1437 werden außerdem noch ein Bernsteinbild und ein hölzernes ,,Jorgebilde« mit Heiligtum genannt. Vielleicht war dies eine ähnliche Georgenfigur wie die Altmünsterberger, die jetzt in der Lorenzkapelle steht. 1417 wurde der bisherige Chorcapellan Oswald Pfarrer zu St. Bartholomäus, ein Glöckner wird 1418 genannt. 1565 stand in dieser Kirche noch ein Altar; der Zugang von dem langen Gange war durch ein hölzernes Gitter verschlossen; sie diente jetzt als Vorratskammer. 1607 hatte sie noch den Titel des St. Bartholomäus; während der schwedischen Besetzung 1626-1629 muß hier eine Veränderung erfolgt sein, denn 1649 führte sie einen anderen Titel, nach dem Apostel der Preußen St. Adalbert; der steinerne Altartisch war bereits leer, 1675 war sie anscheinend wieder benutzungsfähig. Im nordischen Kriege wurde die Kapelle von den Schweden durch die Lagerung von Proviantvorräten profaniert, daher wird sie 1724 als wüst und unbenutzt beschrieben, ohne Altaraufsatz, und blieb so bis 1772. Beim Magazinbau 1799-1803 wurde der vorspringende Teil abgebrochen, so daß nur der in der Verlängerung des Ganges liegende Teil stehen blieb und durch eine Stellwand geschlossen wurde; der Kapellenkeller blieb aber vollständig erhalten. Rabe konnte noch den alten Grundriß richtig zeichnen. Für die Wiederherstellung enthielt die Südwand noch ein vermauertes Fenster und die Gewölbeanfänger. Von der fensterlosen Nordwand waren in der einen Nische noch Teile der alten Bemalung erhalten, in einer Renaissancearchitektur ein Heiliger, grau auf blau gemalt.

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Hochmeister
Albrecht von Brandenburg, Ulrich von Jungingen, Winrich von Kniprode, Hermann von Salza