Marienburg |
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Das Konventshaus (Hochschloß)
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Der Südflügel |
Dagegen haben die hellen und sonnigen Räume des Obergeschosses volle Eignung zum Speisesaal, Tagesraum oder Versammlungsraum. Die Bezeichnung Remter ist hier durchaus zutreffend, doch ist es uns verborgen, wie man den Dreipfeilersaal und den Siebenpfeilersaal einstmals unterschieden hat. Die vor diesen beiden Räumen liegende obere Kreuzganghalle ist ein ausgezeichneter Anrichteraum. Ein schneller Verkehr von der Conventsküche nach dem Siebenpfeilersaal ist durch zwei Wandtreppen in der Nordwand des Südflügels möglich, so daß die Benutzung für Mahlzeiten durchführbar ist.
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Der Ostflügel |
Der Ausbau des Konventshauses bis 1344 |
Erweiterung der Schloßkapelle |
Die Westwand mit Empore |
Die goldene Pforte |
Die Eingangstür von der goldenen Pforte her stammt noch aus der Ordenszeit, vermutlich aus der 1344 abgeschlossenen Bauperiode. Sie besteht aus 4,2 cm starken Eichenbohlen, mit aufgenagelten Rahmenleisten; die kleinen Felder sind 11:16 cm groß. In dem einen Hauptflügel vor der ganzen Öffnung ist eine Schlupftür von 0,83 :1,76 cm Größe eingeschnitten. Auffallend sind die schwachen und schmucklosen Eisenbänder. Der Fußboden hatte im 16. oder 17. Jahrhundert einen Belag von Gotländer Kalksteinplatten erhalten, daneben lagen aber noch Reste der ordenszeitlichen Tonfliesen. Die g o l d e n e P f o r t e, mit diesem Namen schon 1417 im Hauskomtursbuche bezeichnet. Das Gewände ist von vier Halbsäulen eingefaßt, über denen sich im Bogen zwei Hohlkehlen und zwei Rundstäbe fortsetzen. Die friesartig angeordneten Kapitäle über den Säulen und Zwischenpfeilern zeigen Laubwerk und darin unreine Tiere und Fabelwesen. Über dem Kämpfer stehen beiderseits je fünf kluge und fünf törichte Jungfrauen, etwa 60 cm hoch, von denen die 2. und 3. der klugen, von außen gesehen, 1883 neu angefertigt wurden. Darüber im inneren Rundstabbogen rechts, d.h. von der im Schlußstein thronendem Christusfigur aus gerechnet, die Kirche, links die Synagoge; in den Hohlkehlen sehr schönes, durchbrochenes Laubwerk, innen Wein (vitis vinifera), außen Mohn (papaver argemone), und hier im Scheitel die kleine Figur eines Mannes. Die Seitenwände der Portalnische haben Sitzbänke, in der aufgehenden Wand glasierte Tierbilder in Friesstreifen, und im westlichen Bogenfelde (drei Reliefbildwerke), oben der zwölfjährige Jesus lehrt im Tempel, unten Maria und Joseph gehen aus, den Sohn zu suchen und dann die Heimkehr mit dem Sohne. Im Schlußstein Christus in der Mandelglorie thronend. Alle diese Bildwerke sind aus lufttrockenem Ton gebrannt. Das Marienbild im Kirchenchor Außen ist im Chorhaupt statt des Ostfensters eine hohe Nische mit dem 8 m hohen Liebfrauenbilde angelegt. Die nahezu vollplastische Stuckfigur ist an die Rückwand angelehnt und ebenso wie die Nischenwände mit Mosaik überzogen. Die alten Farben sind dunkelrot und Gold für den Mantel, graublaue Steine für die Nische und kleingeschlagene Kalkgallen, weiß und graugrün für die Fleischteile und den Schleier. Andere Farben wurden erst im 19. Jahrhundert eingefügt. Die geschlossene Komposition, mit dicht an den Körper gelehnten Armen wurde durch die Enge der Nische bedingt. In der Gesamtauffassung und im Faltenwurf des Gewandes ist die Verwandtschaft mit Marienfiguren an der Kapellenkirche zu Gmünd und an einem Augsburger Domportal unverkennbar. Man hat die Entstehung früher in die Zeit um 1380 verlegt, weil die Jahreszahl 1381 - übrigens in schlecht beglaubigter Form auf einem Mosaikgemälde über der südlichen Domtür in Marienwerder herausgelesen wurde. Dann hätte die Marienburger Kirche vier Jahrzehnte lang ohne diesen Schmuck kahl dagestanden, und man hätte nochmals das über 30 m hohe Arbeitsgerüst aufschlagen müssen. Das Natürlichste ist es, daß dieses Bild schon im Plan des ersten Baumeisters lag, und daß man um 1340 von den Baugerüsten der Kirche aus das Bildwerk antrug und mit Mosaik überzog. Diese Zeit paßt auch zum Stil der genannten schwäbischen Figuren.
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Der Schloßturm |
Über der Mauerkrone des Hochschlosses steigt der Turm in sechs Geschossen empor, die vier unteren sind durch Ecklisenen eingefaßt, die drei unteren haben noch eine mittlere Vorlage. Diese vier Geschosse haben wagerechte Gurtungen durch Bogenfriese, und jedes so gebildete Feld hat eine spitzbogige überwölbte Öffnung. Wahrscheinlich hingen in diesen Geschossen die Glocken. 1565 waren hier 7 Glocken und eine Uhrglocke. Der Guß dieser Glocken für den "Seyger" 1401 wird im Treßlerbuch abgerechnet, die Uhr selbst machte Nicze der "Zeigermacher". Die Schweden haben im ersten Erbfolgekriege (1626-1629) die beiden größten Glocken fortgenommen, 1637 hingen noch vier im Turm, die beim Schloßbrand 1644 zu Grunde gingen. Das fünfte Geschoß ist nur mit je zwei Spitzbogenblenden belegt, darüber stehen als sechstes die Wehrgangszinnen. Gilly zeichnet 1794 den Turm mit dieser Krönung mit absichtlichem Fortlassen der welschen Haube. Steinbrecht hat 1889 den Wehrgang wiederhergestellt und nach dem Vorbilde von Riesenburg und Marienwerder ein abgewalmtes Satteldach aufgesetzt. Der Turm wurde Anfang Februar 1945 in seinen vier oberen Geschossen bis zur Firsthöhe des Kirchendaches abgeschossen, verlor also den Wehrgang, das darunter liegende Blendengeschoß und zwei Geschosse mit den Schaldecken.
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Die hochmeisterliche Gruftkirche St. Annen |
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Die Hochmeistergräber |
Nur von den drei mit * bezeichneten Meistern sind Grabsteine aus grauem Gotländer Kalkstein erhalten. Der älteste hat folgende Inschrift in schön gehauenen Majuskeln:
Die Jahreszahl ist in der Sprechweise der Buchstaben zu lesen, damit acht Silben für das Versmaß herauskommen. Der zweite Grabstein zeigt in eingeritzten Linien die Figur eines Ordensritters mit Mantel und Schild. Die Rand-Umschrift in Majuskeln lautet nach Steinbrechts Lesung:
Der Dritte, jetzt an der Nordseite liegende Stein, 1,27 : 2,11 m groß hat wieder kein Bildwerk und in gehauenen Minuskeln die Umschrift:
xpi bedeutet hier wie auch im Altenburg-Stein, den in lateinischen Buchstaben übernommenen Anfang des griechischen Wortes = Christos. In den vier Ecken waren die Zeichen der Evangelisten dargestellt, anscheinend in Metall, nicht mehr erhalten. In die beiden Polygon-Schrägen sind Zellen eingebaut, die nördliche nur von außen, durch die Glöcknerstube, die südliche von innen zugänglich, als Sakristei zu benutzen. Unter dem Ostfenster befindet sich der große Ausguß-Stein des Lavacrum. Die Kapelle ist mit schmalen Stemgewölben überdeckt, deren Rippen auf schweren Kragsteinen aufsetzen. In den beiden großen Schlußsteinen sind die Hochmeisterwappen, sowie der Christuskopf dargestellt, in vier kleineren die Evangelistenzeichen. Die Bildwerke D a s N o r d p o r t a l hat in den drei Bogenfeldern Flachbildwerke aus Stuck; sie stellen dar: Die Verehrung des Christkindes durch die Magier aus dem Morgenlande, Matth. 2, 1; das Sterbelager der Maria; die Krönung der Maria, und darunter ein Hinweis auf die letzten Dinge: ein Engel führt die klugen Jungfrauen zum Himmelstor, ein Teufel die Verdammten zum Höllenrachen. D a s S ü d p o r t a l hat in den Seitenwänden der Halle je zwei knapp lebensgroße Apostelfiguren. In dem Bogenfelde über der Tür ist in drei Reihen die Auffindung des heiligen Kreuzes durch die Kaiserin Helena, die Mutter Constantins des Großen, und die feierliche Erhöhung des Kreuzes dargestellt. Die Wahl dieses Themas wurde wohl dadurch veranlaßt, ,daß alljährlich am 14. September, dem Tag der Kreuzerhöhung, die großen Ordenskapitel in der Marienburg stattfanden. Das westliche Bogenfeld stellt die Himmelfahrt Christi dar, das östliche wieder in reihenweiser Anordnung das jüngste Gericht, oben Christus auf dem Regenbogen, darunter Maria und Johannes und dann Engel mit den Seligen und den Verdammten. Die Entstehung aller dieser Bildwerke ist in die Jahre von 1340-1343 zu setzen, im Zusammenhang mit den Apostelfiguren oben ist St. Marien. Clasen setzt sie in die Zeit um 1340 21) und weist auf eine stilistische Verwandtschaft mit Bildwerken in der Elisabethkirche in Marburg hin, insbesondere mit den Grabdenkmälern der Landgrafen Heinrich I., Otto und Johann sowie mit der Jakobusfigur, dem jüngsten Gericht und dem Blattwerk am Lettner. Zeitlich fallen die Marburger Bildhauer- arbeiten in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Da Marburg Sitz der Ballei Hessen des deutschen Ritterordens war und St. Elisabethen eine Ordenskirche, liegt eine Verbindung zur Marienburg nahe. Die alte A u s m a l u n g zeigt dunkelblaue Gewölbekappen und mehrfarbige quergemusterte Rippen. Erwähnenswert ist das große Wandbild der Westseite. Der Ritter Georg führt die bei Tannenberg, 15. Juli 1410 gefallenen Ritter, den Hochmeister Ulrich von Jungingen, den Großkomtur Kuno von Liebenstein, den Marschall Friedrich von Wallenrod usw. der Maria als Ordenspatronin zu. Die Idee ist ähnlichen Gedenkgemälden in San Giorgio bei S. Anastasia zu Verona entnommen. Der Ostparcham des Hochschlosses, neben St. Annen diente als B e g r ä b n i s s t ä t t e der Ordensbrüder, deren Gebeine 1890 hier noch vorgefunden wurden. Das Marienburg-Gemälde im Danziger Artushof von etwa 1481 zeigt hier schon Nadelhölzer, die dann in neuerer Zeit wieder angepflanzt wurden.
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Die Wehranlagen |
Die Verteidigungsfähigkeit der Häuser beruhte, wenn man von den immer erst später angelegten Außenwerken absieht, in der Anlage der Mauern, in den Toren und in der Wehr. Die Außenmauern sind glatt, ohne wagerechte Absätze und mit möglichst kleinen Fensteröffnungen aufgeführt; größere Fenster wie an den Remtern oder der Kirche, werden durch starke Gitter geschützt. Die Tore werden durch einen vorgebauten Zwinger gesichert und durch die wuchtigen, eisenbeschlagenen Torflügel, deren technische Durchbildung uns aus einer Aufnahme Rabes in dem bekannten Kupferwerke von Frick und Gilly überliefert ist. Dieser Zwinger mußte im Falle der Verteidigung besonders stark belegt werden. Die Mehrzahl der Verteidiger haben wir uns aber auf dem W e h r g a n g e zu denken, der die Mauern des Hauses unmittelbar unter dem Dache krönte. In einem amtlichen Berichte der vermutlich 1418 abgefaßt ist, wird er kurzweg die Wehr genannt. |
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