16. - 19. Oktober 1813 |
Der französische GeneralangriffSchon zeigen sich am Defilee von Cröbern die Spitzen der österreichischen Reservereiterei, und der Kaiser mußte befürchten, daß auch Infanteriekorps heranrückten, um die Linien der Gegner zu verstärken. So gab er denn, ohne Marmont abzuwarten, den Befehl zum Vorbruch auf der ganzen Linie. Es war gegen 2 Uhr, als die Kolonnen des Herzogs von Belluno, verstärkt durch die des Herzogs von Reggio, in der Richtung auf die Schäferei Auenhain und das Defilee von Cröbern vorbrachen. Zugleich ging der Marquis Lauriston, an der Spitze der Division des Generals Maison, rechts von Liebertwolkwitz auf Güldengossa vor. Der Herzog von Treviso mit seinen zwei Divisionen Junger Garde warf sich auf Gortschakow und die aus Liebertwolkwitz verdrängten österreichischen Truppen, während der Herzog von Tarent seine Vorteile am Kolmberg gegen Seifertshain hin verfolgte. Schon vorher hatte der Kaiser den Herzog von Castiglione zur Unterstützung des Fürsten Poniatowski abgeschickt. Auf dem ganzen sich vorwärtsdrängenden Halbbogen unterstützte eine wütende Kanonade mit Nachdruck den Angriff. General Drouot hatte alles, was an Artillerie irgend zur Hand war, vorgenommen, um der Infanterie Bahn zu brechen. Es war ungefähr um dieselbe Zeit, als diese ganze Gewaltmasse vorbrach, daß Graf Nostitz, der Führer der österreichischen Kavallerie, mit dem Vortrab an dem höchst wichtigen Defilee von Cröbern anlangte.
Regimenter Lothringen Herzog Albert warfen sich sofort auf die französische Reiterei, die eben daran war, den russischen Lewaschowkürassieren den Garaus machen. Die französische Gardereiterei wurde geworfen und an Kolonnen der Jungen Garde Oudinots entlang gejagt. So heftig war der Anprall, daß einige Bataillone französischen Fußvolks überritten wurden. Aber die österreichischen Kürassiere gerieten bald in ein lebhaftes Infanteriefeuer, daß sie weichen mußten und auf ihre Reserven zurückgeworfen wurden. Inzwischen waren noch zwei Kürassierregimenter der Division bei Cröbern angekommen, und es gelang den Regimentern, obgleich sie ohne Infanterieunterstützung waren und eine ihrer Batterien bereits zusammengeschossen war, im starken französischen Geschützfeuer standzuhalten und das Defilee zu retten. Gleichzeitig hatten sich die Somarivakürassiere auf die Cheveauleger-Lanziers und Italiener der Division Berkheim geworfen. Es entstand ein wildes Handgemenge. Die Franzosen weichen gegen Probstheida zurück. In diesem Augenblick reitet das sächsische Regiment Zastrow heran. Als General Berkheim die Sachsen anreiten sieht, rafft er zusammen, was er hat und wirft sich von neuem gegen die Russen. Die Sachsen werden jedoch gegen Wachau und gegen Probstheida zurückgeworfen. Es geht alles so schnell, daß der Kaiser Napoleon sich in ein Gardeviereck rettet. Da greift französische Infanterie ein und ihre Kugeln lichten die Reihen der Somarivakürassiere so sehr, daß sie hart verfolgt zurück müssen, hinter sich Zastrow und Berkheim, die ihnen zum Schluß noch 80 Gefangene abnehmen.
Bordesoulle, der die Zastrowkürassiere bereits dem General Berkheim zu Hilfe gesandt hat, verfügt noch über 18 Schwadronen, vielleicht 2000 Mann, französischer Kürassiere und sächsischer Gardereiter. Er schickt die vier Schwadronen sächsischer Reiter gegen die kleine Batterie, die nahe der Brigade Klüx steht. Er selbst wirft sich mit der Division Sopranski auf die schwere Batterie von 26 Geschützen, die Württembergs letzter Stützpunkt scheint. Hinter ihm reitet Bessières der Jüngere mit acht Schwadronen Soutien. Der gut geführte Stoß trifft die zusammengeschmolzenen russischen Bataillone des Herzogs von Württemberg. Das Bataillon Krementschug, dessen Trümmer kaum noch 200 Mann stark sind, wird auseinandergesprengt, die Batterie genommen. Inzwischen haben sich die Sachsen auf die andere Batterie geworfen. General von Klüx, der seine paar Mann fest zusammenzieht, scheint gar nicht beachtet zu werden. Die Sachsen warfen sich auf die Batterie, die gerade im Abfahren begriffen war, und verfolgten die sich ihnen entziehenden Geschütze. In seiner äußersten Not war der Herzog Eugen persönlich zurückgesprengt und hatte ein russisches Kürassierregiment herbeigeholt. In dem Handgemenge, das sich um den Besitz der eroberten Geschütze entspann, erlahmte der sächsische Angriff. Als General Bordesoulle mit seiner 1. Brigade Sopranski noch zwischen den russischen Geschützen herumarbeitet, die Kanoniere zusammenhaut und vergeblich versucht, in die Karrees der Bataillone des Fürsten Schachowski einzudringen, braust plötzlich die leichte russische Gardekavallerie von Güldengossa aus vor, Leibregimenter Seiner Majestät des Zaren: Husaren, Dragoner, Ulanen, 18 Schwadronen stark. Sie sind eben erst nach ermüdendem Ritt als Vorhut der anmarschierenden Garde auf dem Schlachtfeld eingetroffen und finden nun gleich Arbeit.
Der Zar befielt dem Grafen Orlow mit seinen paar Leuten den französischen Sturm aufzuhalten. Graf Orlow wirft sich auf die französischen Reitertrupps, die bereits mit verhängtem Zügel gegen die Anhöhe vorsprengen, aber deren Pferde natürlich vom raschen Ritt erschöpft sind. Er drängt sie gegen den Teich zurück, in den Teich hinein und gewinnt, seinen Kosaken voransetzend, den schmalen Damm zurück. Jenseits des Teichs läßt Graf Orlow aufmarschieren und wirft sich gegen den linken Flügel Kürassiere Bessières. Nunmehr fuhren zwei Batterien fast an die Teichufer heran und kartätschten in die französischen Reihen hinein. Zugleich gingen preußische Kavallerieregimenter: neumärkische Dragoner, schlesische Ulanen und Kürassiere in das Handgemenge ein. So wurde Bordesoulle zurückgetrieben gegen die eigenen Kanonen, mit welchen General Drouot rücksichtlos auf Freund und Feind feuerte. Kleinpösna und Seifertshain So sehnsüchtig wie der Kaiser auf Marmont und Souham, warteten auch die verbündeten Monarchen auf das Eintreffen der Reserven. Um 4 Uhr nachmittags stand der Infanteriekampf verzweifelt und man konnte nicht wissen, daß der Kaiser sich bis auf seine Garden ausgegeben hatte. Macdonald hatte mit großem Nachdruck, obgleich er wegen Mangels an Truppen die Flankierung nicht ausführen konnte, die ihm zugewiesene Aufgabe gelöst. General Gérard nahm Kleinpösna und drang alsbald über das Dorf gegen Seifertshain vor. Zwei österreichische Bataillone haben die Straße verrammelt. Gérard, mit gezogenem Degen, führt seine Truppen in das Dorf und treibt die Osterreicher hinaus, da wirft sich der Generalmajor Ritter von Schäffer mit seinem letzten Bataillon des Regiments Zach in das Dorf, und das Bajonett spricht; General Gérard wird im Handgemenge verwundet. Die Italiener Gérards halten den Stoß nicht aus, die Weißröcke treiben sie aus Gärten und Hecken, das Dorf wird leergefegt. Der Herzog von Tarent nimmt jetzt, was er zur Hand hat: Franzosen der Brigade Fressinet, westfälische Garde und Linie und die erschütterten Reste Gérards rafft er zusammen und führt sie gemeinsam mit dem General Ledru des Essarts persönlich gegen das Dorf. Nach einem wütenden Straßenkampf gelingt es dem Marschall, das Dorf von neuem zu nehmen, — aber nicht zu halten. Von Großpösna her rast preußische Artillerie heran, protzt ab und donnert in das Dorf. Von Fuchshain her läßt Klenau frische Bataillone vorgehen. Der Herzog von Tarent muß das Dorf nach schweren Verlusten aufgeben, Kleinpösna und den Kolmberg hält er. Güldengossa Marschall Mortier mit seinen Jungen Garden unterstützt von der Division Charpentier, gingen gegen Gortschakow vor. Die aus Liebertwolkwitz hinausgeworfene österreichische Brigade Mohr wurde langsam durch das Niederholz zurückgedrängt.
Das Dorf war nur schwach besetzt. Man hatte, als man die Absicht Napoleons auf die Eroberung Güldengossas erkannte, schleunigst drei preußische Bataillone der Brigade Pirch hineingeworfen und eine russische Batterie von sechs Geschützen an den Eingang postiert. General Maison führte selbst seine Sturmkolonne. Er warf die Tirailleurs aus den Gärten und Hecken zurück, stürmte die Batterie, die kaum noch Zeit hatte, abzufahren, und war schon in der Mitte des Dorfes, als Oberst von Jagow, der die Brigade kommandierte, persönlich noch ein Bataillon heranführte. Mit gefälltem Bajonett drangen jetzt die Preußen — auch die Weichenden hatten sich gesammelt — auf die Franzosen ein und säubetten das Dorf. Aber Maison ließ nicht locker. Er ließ seine Batterien spielen, und unter ihrem Schutz drang die Division Maison von neuem gegen das Dorf vor. Aber schon waren zwei russische Jägerbataillone von der Garde zur Stelle. Gleichzeitig ließ Graf Pahlen seine reitende Batterie auffahren und nahm die französischen Sturmkolonnen unter ein wirkungsvolles Feuer. General Maison wird das Pferd unter dem Leib erschossen, er selbst im Getümmel durch einen Bajonettstich schwer verletzt. Mit Mühe gelingt es ihm, ein frisches Pferd, das sein Reitknecht herbeigeführt hat, zu besteigen und zu entkommen. General Danville, der den Befehl übernimmt, versucht seine Leute zusammenzuhalten und weiter zu bringen. Aber schon pirscht sich der Vortrab der preußischen Garden, das Gardejägerbataillon, heran. Ein guter Schütze nimmt den französischen General aufs Korn und Danville sinkt erschossen aus dem Sattel. »Hätten wir Kavallerie zur Hand gehabt«, schreibt General von Pirch, » so hätten wir mehrere tausend Gefangene machen können, da die feindlichen Massen sich gänzlich auflösten und in der größten Unordnung zurückwichen.« Inzwischen waren so starke Reserven eingetroffen, daß an einen erneuten Angriff für die Franzosen nicht zu denken war. Der Schlüssel des Zentrums, Güldengossa, blieb in den Händen der Verbündeten. Auenhain Als Marschall Victor mit seinen Kolonnen, gefolgt von Marschall Oudinot mit seiner jungen Gardedivision, aus Wachau vorbrach, mußte die Brigade Klüx, die sich in ihrer Terrainfalte gegenüber Wachau gehalten hatte, notgedrungen zurück. Die Reste der russischen Division Püschnitzki schlossen sich ihr an. Zäh fechtend zogen sich Preußen und Russen auf die Schäferei Auenhain zurück. Die Russen besetzten die Gebäude der Schäferei, während die Brigade Klüx rechts davon Aufstellung nahm. So erwartete man von neuem das Andringen Victors.
Rajewski läßt seinen Bataillone sofort angreifen und wirft die Division Dufour mit dem Bajonett zurück, dann läßt er Auenhain angreifen. Vergeblich! General Dubreton hat die Schäferei mit Kanonen gespickt. Er wirft den angreifenden russischen Grenadieren einen solchen Kugelhagel entgegen, daß der Angriff zurückgeschmettert wird. Ein zweiter, ein dritter Angriff wird zurückgeschmettert. Die Schäferei Auenhain ist eine harte Nuß, an der sich selbst ein Rajewski die Zähne ausbeißt. Cröbern — Markkleeberg Noch hielt sich in den letzten Gehöften von Markkleeberg ein Rest der Truppen Kleists, der auch nicht wich, als Marschall Oudinot mit seinen Garden das Gros der Kleistschen Brigade gegen Cröbern zurückdrängte. Da nahten von Cröbern her im Augenblick der Entscheidung die österreichischen Reserven. Es war das Verdienst des Feldmarschalleutnants Baron Bianchi, seine Regimenter zur rechten Zeit noch auf das Schlachtfeld gebracht zu haben. Unter größter Mühsal hatte man bei Großdeuben die Pleiße und ihre Nebengewässer überschritten. Sumpf, der brückenlose angeschwollene Fluß mit seinen Morastufern und jenseits des Flusses sumpfiges, dichtes Unterholz — es war wahrhaftig keine Kleinigkeit für die vom zweistündigen Marsch Ermüdeten. Wollte man nicht einen großen Umweg machen, so mußte man wohl oder übel durch den Fluß waten. Die Gewehre hoch, bis an den Leib im Wasser, wurde der Fluß genommen. Dann ging es durch das Unterholz mit seinen Tümpeln und Gestrüpp, jeder Schritt ein Mühsal, die Artillerie mußte weiter südlich auf einer Furt nahe Gaschwitz den Fluß überschreiten. Als die Spitzen der österreichischen Kolonnen vor Cröbern ankamen, fanden sie das Dorf von zurückflutenden Truppenmassen, von zertrümmerten Geschützen und Munitionswagen völlig verstopft. Die Generale und Stabsoffiziere, Korporals und Unteroffiziere taten alles Menschenmögliche, um ihre Truppen vorwärts zu bringen. Mühsam wanden sich die Kolonnen durch das Dorf Cröbern und Baron Bianchi führte seine Vortruppen persönlich gegen Markkleeberg. Die zwei Bataillone des Regiments Hessen-Homburg, geführt von Grafen Haugwitz, warfen sich in die Flanke Oudinots und brachten dessen anmarschierenden Kolonnen zum Weichen. Das Dorf Markkleeberg wurde von den Regimentern Colloredo und Hiller gestürmt. Der Stoß war so stark, daß die französische Division Sémélé unter schweren Verlusten aus Markkleeberg hinaus bis Dölitz zurückgeworfen wurde.
Jede Scheune, jede Hürde, jeder Winkel mußte erobert werden. Im wütenden Bajonettkampf wurden die Franzosen aus ihrer Stellung hinausgeworfen und drei österreichische Bataillone besetzten die Schäferei und hielten sie unter starken Verlusten während der Nacht. Es sah nach diesen österreichischen Erfolgen auf dem rechten Flügel der Franzosen so bedenklich aus, daß Napoleon von seinem letzten Rückhalt, den Garden, die Division Curial marschieren lassen mußte. Und es war die höchste Zeit, denn jetzt machte auch General Graf Merveldt vom linken Ufer der Pleiße her erneute Anstrengungen auf Connewitz. Seit 12 Uhr mittags, seit der Fürst Schwarzenberg, von Wolzogen und Jomini gedrängt, den Abmarsch der Reserven befohlen hatte, war General Merveldt hier bei Connewitz ganz auf sich angewiesen. Schon war der Generalmajor Longueville bei seinen Versuchen, die Brücke von Connewitz zu stürmen, zu Tode getroffen. Ein mörderisches Feuergefecht tobte hinüber und herüber. Dölitz Als Bianchi mit wuchtigem Stoß bis gegen Dölitz vordrang, glaubte Merveldt, daß nunmehr für ihn der Augenblick gekommen sei, auch seinerseits über die Pleiße vorzugehen. Wie wir wissen, war das Schloß Dölitz in Händen der Osterreicher, und trotz aller heftigen Angriffe der Franzosen hartnäckig behauptet worden. Nun gelang es der österreichischen Artillerie, einige Geschütze in die Nähe des Schlosses zu bringen und von hier aus wurde der Angriff der Kolonne Bianchi unterstützt. Als die Franzosen auf dem rechten Ufer zu weichen begannen, ließ Merveldt eilends einen Brückensteg schlagen und gedachte mit seinen Truppen überzugehen, denn schon glaubte er drüben die Truppen Bianchis zu erkennen. Das Ergebnis im SüdenDie drei verbündeten Monarchen hatten beschlossen, am nächsten Morgen den Angriff zu erneuern. Alle Reserven waren in Schlachtlinie eingerückt oder doch so nahe angekommen, daß sie verwendet werden konnten. Außerdem war Baron von Bennigsen mit der polnischen Armee nur noch wenige Meilen vom Schlachtfeld. Seine Vorhut unter General Strogonow konnte am nächsten Morgen bereits in Fuchshain sein. Die Stärke der polnischen Reservearmee unter Bennigsen betrug an 35.000 Mann. Auch Graf Bubna mit 10.000 Mann rückte heran; dazu die ganze 1. österreichische Armeeabteilung unter dem Grafen Colloredo, 20.000 Mann. Man hatte von Dresden alles herangezogen, was helfen konnte. Vor der sächsischen Hauptstadt blieben nur 15.000 Mann Miliztruppen unter dem Grafen Tolstoi.
Möckern Dem Herzog von Ragusa, August Friedrich Louis Viesse de Marmont, war vom Kaiser befohlen, sich dem etwaigen Anmarsch der Schlesischen Armee zwischen Leipzig und Halle in den Weg zu legen, Feldschanzen aufzuwerfen und sich in der gewählten Stellung 24 Stunden lang zu halten. Der Herzog kommandierte ein Korps von ungefähr 20.000 Mann mit 85 Geschützen. Es waren hauptsächlich französische Truppen, unter ihnen die Kerntruppe der altgedienten Marinesoldaten, die allein vier Regimenter und insgesamt 17 Kompanien des Korps Marmont ausmachten. Mit diesem Korps rückte der Marschall am 14. Oktober in die Linie Wahren-Lindenthal-Breitenfeld ein. Es war eine glänzende Stellung, die Marmont sich hier ausgesucht hatte, und als alter Artilerist hatte er es auch verstanden, seine Batterien vorzüglich aufzustellen. Der Marschall beobachtete abends nach 10 Uhr noch vom Kirchturm von Lindenthal aus das Vorterrain und sah, wie hier bereits berichtet ist, am Horizont in der Richtung Halle zahlreiche Wachtfeuer. Er mußte sich daher sagen, daß er vermutlich am nächsten Morgen angegriffen werden würde. Aber Napoleon glaubte bestimmt, daß die bei Halle stehende schlesische Armee am linken Saaleufer bleiben würde und höchstens ein kleines Detachement zur Rekognoszierung direkt von Halle auf Leipzig entsenden würde. Trotz seiner Beobachtungen erhielt der Marschall dennoch den Befehl, seine Stellung mit dem 3. Korps zu wechseln, durch Leipzig zurückzumarschieren und zwischen Leipzig und Liebertwolkwitz eine Reservestellung einzunehmen. Diesem bestimmten Befehl gegenüber blieb dem Herzog von Ragusa nichts übrig, als zu marschieren. Aber seine Lage änderte sich doch sehr plötzlich, denn er behielt mit seinen Beobachtungen recht. Schon waren seine Bataillone aus der Stellung zwischen Wahren und Lindenthal abmarschiert, und nur noch eine Nachhut deckte diese Linie, als sich auf Entfernung von nahezu zwei Meilen stärkere Abteilungen des Feindes zeigten. Auf der Straße von Halle her marschierten nach Schätzung acht Bataillone, auf der Straße von Landsberg her drei Bataillone. Kriegsrat zwischen Ney und MarmontNey hatte das Oberkommando nördlich Leipzig beriet mit Marmont dessen Abzug. Würde Marmont abziehen, so blieb ihm zunächst nur das 3. Korps Souham, und zwar nur dessen beide Divisionen Brayer und Ricard, kaum 12.000 Mann stark, die zur Zeit bei Mockau marschierten, denn die Division Delmas war mit dem Train des Korps von Düben her noch im Anmarsch. Er faßte daher mit Marmont den Beschluß, daß dessen Korps nördlich Leipzig verbleiben und eine neue Stellung einnehmen sollte. General Souham sollte ihn unterstützen. Aber durch diese Rechnung machte der Kaiser selbst einen Strich.
Das Dorf lagert sich langgestreckt an der Absenkung der Höhe zu jener mit Busch und Wald bewachsenen Niederung der Elster hin; die Ufer sind steil und lehmig und ungefähr in der Mitte führte eine Brücke über den Fluß. Östlich des Dorfes lief die Straße Halle-Leipzig entlang den Häusern und Gartenmauern. Das Dorf hatte viele massive Gebäude. Die Front nach Norden, dem Anmarsch des Feindes zugewandt, betrug vielleicht 300 Schritt in der Breite. Der Marschall erkannte genau die Bedeutung dieses Dorfes für seine linke Flanke. Er ließ es stark besetzen und seine drei Divisionen marschierten so auf, daß Division Lagrange den linken, Division Compans das Zentrum und Division Friedrichs den rechten an den Rietzschke-Bach angelehnten Flügel hatte. Dahinter Kavalleriebrigade Lorge und die württembergische Kavallerie unter General Graf Normann. Vor seine Front nahm der Marschall eine gewaltige Geschützreihe, bestehend aus 85 Kanonen. Blüchers VorbereitungenIn der Frühe des 15. Oktober hatte Blücher seine Disposition zum Vormarsch aus Halle gegeben. Die Korps der Generale Yorck und Langeron gingen auf der Straße Halle-Leipzig bis Schkeuditz vor. General Sacken folgte als Reserve. Gegen 10 Uhr gelangten die Befehle zum Vormarsch an die Truppen. Blücher selbst redete in seiner derben Weise die Reiterei an: »Kinder, heute haut mal auf altpreußische Art ein. Wer heute abend nicht entweder tot oder wonneduselig ist, der hat sich geschlagen wie ein infamer Hundsfott.« Fortsetzung
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