Der Deutsche Ritterorden

 

 
 

Der Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, kurz Dt. Orden, war eine Gründung Bremer und Lübecker Kaufleute im Heiligen Land zu Zeiten des 3. Kreuzzuges im Lager vor Accon. Kaiser Heinrich VI und Herzog Friedrich von Schwaben beförderten die Gründung, angesichts der herrschenden Not in den Lagern. 1198 wurde die 1190 geschaffene Spitalbruderschaft in einen Orden umgewandelt, der vom Templer-Orden die Regeln der Kriegsführung und von den Johannitern die der Krankenpflege übernahm. Die Tracht bestand aus einem weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuz. Man unterschied zwischen Ritter- und Priesterbrüdern sowie Laien. Aufgenommen wurden in der Regel nur Deutsche. Unter dem Hochmeister Hermann von Salza gelang die völlige Gleichstellung mit den Templern und Johannitern.

Im Jahre 1211 wurde der Dt. Orden vom König Andreas II von Ungarn gegen die Kumanen zur Hilfe gerufen. Hierbei wurde ihm das Burzenland (Teil von Siebenbürgen) übertragen. Der Orden wird dort aber, nachdem er versuchte einen eigenen Staat zu gründen, wieder hinaus getrieben.

Ein zweites Angebot zur Bekämpfung der Heiden kam vom Herzog Konrad von Masowien. Dieser wurde von den Pruzzen bedrängt, die von Preußen nach Masowien, einem polnischen Teilfürstentum, einfielen. Diesmal ließ sich Hermann von Salza in der Goldenen Bulle von Rimini vom Kaiser Friedrich II bestätigen, daß der zu tätigende Landerwerb, dem Orden allein zugute kommt. Weiterhin ließ er sich das Zoll-, Münz- und Marktrecht bestätigen. Eine ähnliche Bulle stellte auch der Papst dem Orden aus, so daß sich auch Konrad von Masowien dieser Regelung beugen mußte. Zuerst wurde dem Orden das Kulmer Land als Ausgangsbasis für die Bekehrung der pruzzischen Heiden (Eroberung) zugesprochen.


Hermann von Salza

Im Jahre 1226 hält sich eine Vorhut des Ordens in Masowien auf und errichtet die Burg Vogelsang als erste Ordensburg auf dem linken Weichselufer gegenüber der späteren Stadt Thorn. Von hier aus wurde nunmehr das Kulmerland besetzt, neue Burgen in Thorn und Kulm erbaut und städtische Siedlungen errichtet, die alle das Kulmer Recht bekamen. Als nächstes wurde die Stadt Marienwerder an der unteren Weichsel gegründet.

 
 

Von diesen Positionen aus wurden die ersten Vorstöße in das Pruzzenland unternommen. Der Papst rief nunmehr auch zu Kreuzzügen gegen die Pruzzen auf und so versammelte sich im Jahre 1234 ein Heer von 20.000 Mann, das das westliche Pomesanien durch die Schlacht an der Sorge eroberte. Bei weiteren Vorstößen die untere Weichsel und die Haffküste entlang, wurde die Stadt Elbing gegründet. Von hier konnte der Nachschub aus dem Reich über die befreundeten Städte Bremen und Lübeck gesichert werden. Im Jahre 1237 wurde der in Livland operierende Schwertbrüderorden dem Dt. Orden angegliedert. Nunmehr erfolgten unter tatkräftiger Mithilfe dt. Reichsfürsten die Eroberung von Pogesamien. 1239 wird in Livland die Burg Balga errichtet, von der aus das nordöstlich Preußen erobert werden sollte.

 
 

Weiterhin erfolgte die Unterwerfung des Ermlandes, Natangen und Barten bis 1248. Im Jahre 1255 wurde das Samland unter der Führung des Königs Ottokar II von Böhmen besetzt und zu dessen Ehren dann die Stadt Königsberg gegründet wurde. 

Zwischen 1260 und 1272 kam es zu einem großen Aufstand der Pruzzen, der nur mühsam befriedet werden konnte. Bis 1283 wurden die östlichen Preußengaue Nadrauen, Schalauen und Sudauen erobert.

In diese Zeit fiel der Beginn des Baus der Marienburg, dem späteren Sitz des Hochmeisters (seit 1309) des Ordens. Nach Aussterben des pommerellischen Herzoggeschlechts 1294 wurde Pommerellen 1301 dem Dt. Orden unterstellt, wobei auch Danzig besetzt wurde. 1309 kaufte der Orden Pommerellen von Brandenburg, was 1313 durch den Kaiser bestätigt wurde.

Das östlich an Preußen angrenzende Litauen war nunmehr der einzige heidnische Staat in der Region, so daß der Orden sein Augenmerk auf diese Gegend richtete, zumal Litauen die Landbrücke nach Riga und Livland versperrte. In Folge der Streitigkeiten zwischen dem Orden und dem Erzbischof von Riga rief dieser die Großfürsten von Litauen zur Hilfe. Fast jährlich kam es in der Zeit bis 1381 nun zu den sogenannten Litauerreisen, bei denen der Orden in Litauen einfiel und das Land verwüstete. Eine Entscheidung fiel aber nicht.

In der Zeit zwischen 1280 und 1320 begann auch die Besiedlung des Landes durch deutsche Einwanderer. Hierauf begann die größte Zeit des Dt. Ordens, speziell unter seinem Hochmeister Winrich von Kniprode. Das Ordensland war eines der reichsten Gebiete Europas. Der Orden hatte es nicht nötig, Steuern zu erheben, da er durch seine Eigenwirtschaft und dem Handel mit derHanse enormen Reichtum erwirtschaftete.

 

Nach den Statuten des Ordens setzt sich dieser aus Ritter-, Sariant-, Kleriker- und Laienbrüdern zusammen. Nach der Hierarchie steht der Hochmeister an erster Stelle, der auf Lebenszeit gewählt, von den Großgebietigern beraten wird. Diese sind der Großkomtur, zuständig für die inneren Angelegenheiten, Vorräte und Magazine, Handel und Schiffahrt, der ebenfalls in der Marienburg lebte. Der oberste Marschall war zuständig für das Heerwesen und Oberbefehlshaber des Ordensheeres. Sein Dienstsitz war Königsberg. Der Treßler verwaltete die Ordenskasse und den Ordensschatz. Der Trappier mit seinem Sitz in Christburg war für das Bekleidungswesen zuständig. Der Spitler saß in Elbing und kümmerte sich um das Krankenwesen. Preussen war in Verwaltungsbezirke, Komtureien, gegliedert, denen jeweils ein Komtur vorstand. Im Reich war der Orden in Balleien mit Landbesitz aufgeteilt. Dort stand dem Orden der Deutschmeister vor.

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1386 erwuchs dem Orden eine tödliche Gefahr durch die Heirat zwischen dem Großfürsten Jagiello von Litauen und Hedwig von Polen, welche auch zu einer Personalunion beider Länder führte. Dies hielt den Orden aber nicht davon ab, weiterhin in Litauen einzufallen. Hierbei gelingt dem Orden noch Samaiten, die Landbrücke zwischen Livland und Preußen, zu gewinnen, verliert diese aber wieder. 

 


Tannenberg

In dieser Zeit kauft der Orden die Neumark, was in Polen Entrüstung auslöst. Ein Aufstand in Samaiten führt im Jahre 1410 zum Krieg zwischen dem Orden und Polen-Litauen, den der Orden in der Schlacht von Tannenberg/Grunwald verliert.

Hierbei fallen der Hochmeister Ulrich von Jungingen, die Großgebietiger und eine Vielzahl der Ordensritter. Das polnisch-litauische Heer zieht nunmehr gegen die Marienburg, die vom Komtur von Schwetz, Heinrich von Plauen, besetzt, in Verteidigungszustand versetzt und erfolgreich verteidigt wurde. Die Schlacht führte zum 1. Thorner Frieden, in dem der Orden lediglich auf Samaiten und das Dobriner Land verzichten sowie 100.000 Schock böhmische Groschen Entschädigung zahlen mußte. Dieser finanzielle Aderlaß läutete das Ende des Ordenstaates ein.

Der Orden mußte Steuern einführen, was zur Opposition der Städte, insbesondere von Thorn und Danzig führte, die eine Mitsprache beim Landesregiment forderten, was ihnen und dem Landesadel schließlich gewährt wurde. Weitere Kriege gegen Polen 1414 und 1422 verlor der Orden ebenfalls und im Frieden von Meldensee mußte er auf das Land Nessau und einige litauische Gebiete verzichten. 1435 kam es zu einem weiteren Friedensvertrag mit Polen, in dem die preußischen Landstände erstmals mit einbezogen wurden.

Ein neuer innerer Gegner erwuchs dem Orden in dem "Bund vor Gewalt" oder auch "Preußischer Bund" genannt, der sich aus 19 Städten und 53 Edelleuten zusammensetzte und 1440 in Elbing gegründet wurde. Ziel des Bundes war, sich gegen Übergriffe des Ordens zu wehren. 1553 kam es zum Aufstand des Bundes, wobei die Landesherrschaft dem König von Polen angeboten wurde, nachdem diese von deutschen Landesfürsten abgelehnt wurde. Eine nach der anderen Ordensburg fällt den Bündischen zu, teils freiwillig teils gezwungenermaßen, bis auf Marienburg, Konitz und Stuhm in Westpreußen. 1454 erklärte auch Polen dem Ordensstaat den Krieg. Der polnische König erlitt aber gleich bei Konitz eine Niederlage, da der Orden im Westen mittlerweile Söldner angeworben hatte, die in die Schlacht eingriffen. Der Orden konnte zum größten Teil seine Burgen zurückerobern und kleinere Städte schlossen sich wieder dem Orden an. Da er aber die Söldner nicht bezahlen konnte, verpfändet er diesen die Burgen, auch die Marienburg. Ein Teil der Söldner besetzte die Marienburg und nachdem der Hochmeister 1457 von hier nach Königsberg geflohen war, verkauften sie die Marienburg an den polnischen König. 1466 kam es zum 2. Thorner Frieden, in dem der Ordensstaat das Kulmerland, Pommerellen, die Gebiete um Stuhm, Marienburg, Elbing und Christburg an Polen abtreten mußte. Das Bistum Ermland wurde selbstständig, die Städte Thorn, Danzig und Elbing quasi souverän. Der Ordensstaat hatte nunmehr die Größe des späteren Ostpreußens. Der Hochmeister mußte jeweils dem König von Polen die Treue schwören. Zu den Söldnern gehörten die Dohnas, Dönhoffs, Eulenburgs, Schliebens etc., die damals riesige Ländereien übertragen bekamen.

Nach dem Tod des Hochmeisters Hans von Tiefen 1497 wurden nur noch Söhne von Reichfürsten gewählt. Friedrich von Sachsen, der den Ordensstaat auf den Weg zu einer Territorialherrschaft brachte und Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der nach einem letzten Krieg des Ordenstaates gegen Polen im Jahre 1520, den Ordensstaat 1525 in ein erbliches weltliches Herzogtum Preußen umwandelte, das aber vom polnischen König belehnt wurde.

Der Orden hörte auf, in Ostpreußen zu existieren, lediglich im Reich war er noch aktiv. Der Deutschmeister nahm nunmehr den Titel eines Hoch- und Deutschmeisters an mit Sitz in Mergentheim. Der Orden bestand hier als Reichsfürstenstand bis 1809. Dann wurde der Orden von Napoleon in den Rheinbundstaaten aufgehoben und seine westlichen Besitzungen an seine Verbündeten verteilt. Der Orden verlegte seinen Sitz nach Wien und Hoch- und Deutschmeister wurde jeweils ein Angehöriger des Hauses Habsburg bis 1918. Der Orden verwandelte sich in einen reinen Priesterorden, der heute noch in Deutschland, Österreich und Südtirol existiert und karitative Einrichtungen betreibt.

Nach nunmehr 800 Jahren seiner Existenz steht der Orden im Jahre 2000 kurz vor dem Bankrott. Da der Orden nur dem Papst untersteht, wurde von keinem Gremium sein dubioses Finanzgebaren in den letzten Jahren durchleuchtet.