Ihre Armeekorps hatten schon am 26.6. die Linie Liebau—Politz—
Reinerz erreicht. Die Vorhut des V. Armeekorps besetzte Nachod, von wo
sich schwache österreichische Sicherungen nach kurzem Gefecht auf Wysokow
zurückzogen. Das
durch eine Brigade verstärkte V. Armeekorps ging
über Nachod und Skalitz vor, das I. Armeekorps mit der 1.
Kavalleriedivision über Trautenau und das Gardekorps über Eipel.
Gleichzeitig sollte das noch in Oberschlesien stehende Detachement in das
österreichische Gebiet eindringen und die Eisenbahn zerstören.
Bereits in der Nacht vom 26. zum 27. 6. war das
österreichische 6. Korps (in Stärke von etwa 30000 Mann mit 80
Geschützen) auf Nachod marschiert, ohne zu wissen, daß dies schon von
den Preußen besetzt war. Die preußische Vorhut hatte bereits die Höhen
südöstlich von Nachod erreicht und wurde am 27. 6. energisch von einer
österreichischen Brigade angegriffen. Sowohl
der erste als auch der zweite Angriff der Österreicher brachen im
Abwehrfeuer der preußischen Infanterie zusammen. Bei den Preußen trafen
nach und nach Verstärkungen ein, bis etwa 7000 Mann mit 12 Geschützen im
Kampf standen. Sie wurden von zwei österreichischen Brigaden frontal
angegriffen, während eine dritte den rechten preußischen Flügel zu
umfassen versuchte. Es gelang den Österreichern wohl, die Preußen
auf beiden Flügeln zu umfassen und zurückzudrängen, diese hielten
schließlich aber wieder stand und wehrten einen zweiten österreichischen
Angriff erfolgreich ab, bis die ersten Teile des preußischen Gros auf dem
Gefechtsfeld erschienen. Ein erneuter österreichischer Angriff,
todesmutig vorgetragen, scheiterte wiederum am preußischen Schnellfeuer.
Da österreichische Artillerie den preußischen Gegenangriff durch
wirksames Feuer verzögerte, konnten sich die Österreicher auf Skalitz
zurückziehen. Ihre Verluste im Gefecht von Nachod waren jedoch fast
sechsmal so hoch wie die der Preußen. Die linke Flügelkolonne der
preußischen 2. Armee hatte sich den Ausgang aus dem Gebirge erkämpft.
Unterschiedlich entwickelte sich am
selben Tag die Lage beim preußischen I. Armeekorps. Die Masse des I.
Armeekorps ruhte in Trautenau, sein Kommandeur glaubte die Österreicher
in vollem Rückzug. Jetzt aber griffen überraschend drei österreichische
Brigaden an, denen später noch eine vierte folgte. Die Preußen mußten
Trautenau überstürzt räumen und sich anschließend daran in das Gebirge
auf die alten Lagerplätze zurückziehen.
Obwohl
die österreichischen Verluste in dem Gefecht bei Trautenau bedeutend
höher waren als die preußischen, hatte die rechte Flügelkolonne der 2.
Armee doch einen schweren Rückschlag erlitten. Es war ihr nicht gelungen,
sich den Weg aus dem Gebirge zu erkämpfen.
Vorübergehend schon am Vormittag,
endgültig am Abend des 27. 6. befahl der österreichische Armeekommandant
dem 4. und dem 8. Korps, die mit der preußischen 2. Armee im Kampf
stehenden Truppen des 6. und 10. Korps zu unterstützen. Er trug sich mit
der Absicht, am nächsten Tag mit allen Kräften eine Schlacht gegen die
Armee des preußischen Kronprinzen anzunehmen. Da aber diese in den
Vormittagsstunden des 28. 6. den Angriff nicht fortsetzte und weitere
gegnerische Armeekorps nicht aufgetreten waren, hielt sich Benedek für
berechtigt, von einer Bindung seiner Armee durch zwei Armeekorps abzusehen
und dafür den weiteren Vorstoß gegen die preußische 1. Armee, in seinen
Augen offenbar doch die gegnerischen Hauptkräfte, fortzusetzen.
In die Bewegung des 10. Korps hinein
stieß in den Mittagsstunden das preußische Gardekorps, das den Auftrag
erhalten hatte, Trautenau wieder zu nehmen und für das 1. Armeekorps den
Weg aus dem Gebirge freizukämpfen. Die Österreicher zogen sich vor den
anmarschierenden Preußen unter Zurücklassung von Deckungskräften
zurück. Eine österreichische Brigade trat jedoch den Rückzug zu spät
an und wurde in dem Gefecht von Burkersdorf zerschlagen. Damit hatten die
preußischen Kolonnen auch hier den Gebirgspaß überwunden.
Auch
das preußische V. Armeekorps, das nach dem harten Gefecht von Nachod
zunächst völlig erschöpft auf die Verfolgung der weichenden
Österreicher verzichtet hatte, war in den Mittagsstunden des 28. 6.
wieder angetreten. Bei Skalitz traf es auf das österreichische 8. Korps,
das auf dem hohen Talmud der Aupa mit dem Rücken zum Fluß stand. Es
sollte bis in den frühen Nachmittag diese Stellung halten und dann nach
Westen abrücken. Als es den Befehl zum Aufbruch erhielt, waren die
Preußen schon nahe. Der Korpskommandant hielt den Rückzug für
bedenklich und beschloß, den Kampf aufzunehmen. Die Preußen eröffneten
das Gefecht, gewannen aber keine Möglichkeit für ihren Angriff.
Daraufhin angesetzte österreichische Angriffe blieben unter schweren
Verlusten im preußischen Feuer liegen. Nun stießen die Preußen durch
und stürmten Skalitz. Das schwer angeschlagene 8. Korps mußte auf die
Stellung des 4. Korps zurückgehen.
Erneut hatten die Österreicher außerordentlich hohe Verluste erlitten. Die ersten Gefechte des Feldzuges hatten —
abgesehen von Trautenau — in allen
Fällen mit bedeutenden Mißerfolgen der Österreicher geendet.
Das österreichische Armeekommando hatte im Laufe des
28. 6. feststellen müssen, daß die preußische 2. Armee nicht mit zwei
Armeekorps, wie bisher immer angenommen, sondern mit vier Armeekorps
angriff. Daher mußte es mit einer energischen Offensive der gesamten
Kräfte der 2. Armee rechnen und seine bisherige Absicht überprüfen,
nach Gitschin vorzurücken und dort den Truppen der preußischen 1. Armee
eine entscheidende Schlacht zu liefern.
In den späten Abendstunden des 28. 6. lagen
Feldzeugmeister Benedek die Berichte der Gefechte von Skalitz und
Burkersdorf vor. Unter ihrem Eindruck gab die österreichische Führung
die bisherige Absicht auf und entschloß sich, am 29. 6. die gesamte Armee
im Raum Josefstadt—Königinhof zu versammeln, um sich hier der
preußischen 2. Armee zur entscheidenden Schlacht zu stellen. Alle Korps
erhielten die Anweisung, Stellungen auf dem Plateau von Dubenetz zu
beziehen. Trotz der veränderten Lage erwartete Benedek immer noch, über
eine der beiden gegnerischen Armeen einen Sieg auf dem Schlachtfeld zu
erringen, bevor sich die preußischen Kräfte vereinigen konnten.
Bei Schweinschädel stieß die Vorhut
des preußischen V. Armeekorps auf Truppen des österreichischen 4. Korps.
Daraus
entwickelte sich ein Gefecht, in dessen Verlauf die Österreicher
geschlagen wurden und sich mit schweren Verlusten zurückziehen mußten.
Das am Vortag bereits geschlagene 10. Korps zog sich befehlsgemäß unter
Zurücklassung eines Regiments über Königinhof zurück. Die Masse des
österreichischen Korps konnte unbehelligt abmarschieren, aber das
Nachhutregiment wurde bei Königinhof von Einheiten des preußischen
Gardekorps angegriffen und über die Elbe zurückgeworfen.
Zur selben Zeit wurden auch im Armeekommando die
Niederlagen von Gitschin, Königinhof und Schweinschädel in ihrem ganzen
Umfang bekannt Unter diesen Umständen entschloß sich Benedek am
Nachmittag des 30.6., die Elblinie ohne Schlacht aufzugeben. Noch am Abend
desselben Tages erhielten alle Korps den Befehl, in der Nacht in eine
halbkreisförmige Stellung nordwestlich von Königgrätz
zurückzugehen.
|