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Vorgeschichte
Kurbrandenburg entwickelte sich im Verlaufe des 17.
Jahrhunderts zu einem Staat - ursprünglich auf die eigentliche Kurmark
beschränkt - von europäischen Dimensionen. Das Territorium erstreckte
sich von der Memel bis zum Rhein. Es bestand aus dem Herzogtum Preußen,
der Kurmark, Hinterpommern, dem Erzstift Magdeburg, den Bistümern
Halberstadt und Minden, den Grafschaften Mark und Ravensberg und dem
Herzogtum Kleve. Von 1598 bis 1648 wuchs es von 40.000 auf 110.000
Quadratkilometer. Neben Osterreich war es somit der bedeutendste deutsche
Staat.
Brandenburg 1640-1688 |
Seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges durch den
Westfälischen Frieden 1648 waren alle Teilgebiete Brandenburgs
miteinander vereinigt. Der Landesherr Kurfürst Friedrich Wilhelm war von
Beginn seiner Regierung 1640 an bestrebt, seine Landesteile gegenüber den
durch den Westfälischen Frieden bevorteilten europäischen Mächten
Frankreich und Schweden zu sichern und auszubauen.
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1672 überfiel der machthungrige französische König
Ludwig XIV. mit seinen Truppen die Republik Holland. 100.000 Mann unter
den damals berühmten Feldherren Condé und Turenne überrannten in kurzer
Zeit fast das ganze Land. Dazu unterstützen Frankreich eine Reihe
deutscher Fürsten, die durch einen Vertrag über die Teilung der
spanischen Monarchie, deren Königshaus vor dem Aussterben stand,
geködert waren: der Kurfürst von Köln, der Bischof von Münster und der
Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Hannover.
In dieser für Europa und Deutschland kritischen
Situation beschloß Friedrich Wilhelm zugunsten der holländischen
Generalstaaten einzugreifen. Gegen die Meinung seiner Räte schloß er
einen Allianzvertrag, in dem er sich verpflichtete, mit 20.000 Mann zu
Hilfe zu eilen. Er hoffte mit seinen Aktivitäten Kaiser und Reich zum
Kampf gegen Frankreich vorwärtszureißen. Aber die militärischen Erfolge
der Franzosen verhinderten eine Realisierung dieser Hoffnung und eine
Vereinigung der brandenburgischen Truppen mit denen Hollands. So mußte
der Kurfürst, ohne daß seine Truppen gekämpft hatten, eine Niederlage
einstecken. Im Vertrag zu Vossem vom Juni 1673 gelang es aber Friedrich
Wilhelm die Klausel unterzubringen, daß er sich freie Hand für den Fall
vorbehielt, daß das Deutsche Reich in einen Krieg gegen Frankreich
hineingezogen würde. Die Unterstützung Hollands mußte der Kurfürst
allerdings aufgeben. Dafür erhielt er seine inzwischen von den Franzosen
besetzten Festungen am Rhein zurück.
Trotz dieser militärischen Demütigung war es ein
Teilerfolg. Denn mit der Bindung eines Teiles der französischen Truppen
hatte er den Holländern das Sammeln neuer Kräfte und die schließliche
Abwehr der französischen Invasoren ermöglicht.
König Ludwig XIV. |
Frankreich blieb aber der
Hauptgegner im politisch-diplomatischen Kalkül des Kurfürsten. Holland
schloß ein Bündnis mit Osterreich und Spanien. Im Mai 1674 erfolgte dann
noch die Kriegserklärung des Deutschen Reiches an Frankreich wegen der
ständigen Verletzung seines Territoriums. Der Kurfürst von Brandenburg
nutzte nun die Bestimmungen des Vossemer Vertrages und stellte sich auf
die Seite des Reiches. Am 21. Juni schloß er zu Cölln an der Spree eine
Allianz mit Kaiser Leopold I., König Karl II. von Spanien und der
Republik Holland mit dem Ziel der Niederkämpfung Frankreichs und seiner
Verbündeten ab. |
Kaiser Leopold I.
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Anfang August 1674 brach der Kurfürst mit 20.000 Mann
von Berlin auf, um sich mit den österreichischen Truppen, die am
Oberrhein den Franzosen gegenüberstanden, zu vereinigen. Er traf dort
ein, als der österreichische Feldherr General Bournonville übereilt die
Franzosen unter Marschall Turenne bei Ensißheim im Oberelsaß angegriffen
und eine Niederlage erlitten hatte. Die österreichischen Truppen mußten
sich auf Straßburg zurückziehen, wo sie sich mit den Brandenburgern
Anfang Oktober vereinigten. Der Kurfürst war natürlich tief verstimmt.
In dieser Situation trafen ihn zwei weitere Schläge: Am 27. November
verstarb sein ältester Sohn, Kurprinz Karl Emil, an einem Fieber im
Feldlager, kurz zuvor erst zum Generalmajor befördert und Hoffnung des
Vaters. Ende Dezember 1674 dann die Hiobsbotschaft: Die Schweden waren in
die Uckermark eingefallen.
Frankreich hatte aufgrund des Vertrages vom April 1672,
der Schweden dazu verpflichtete, 16.000 Mann gegen jeden deutschen
Fürsten zu stellen, der der Republik Holland Hilfe leistet, den Einfall
in die Uckermark erzwungen. Die schwedische Seite betonte, daß sie ihr
Vorgehen als keinen Friedensbruch, eine sogenannte Ruptur ansähen,
sondern daß das Einrücken in brandenburgisches Gebiet nur eine
Erweiterung ihres Gebietes für die Winterquartiere wäre, da die Truppen
im eigenen Land nicht mehr ernährt werden könnten.
Gleichzeitig
versicherte man, daß die Truppen das Land sofort wieder verlassen
würden, wenn der Kurfürst die Allianz mit Holland gegen Frankreich
aufgeben würde. Unter diesen Gegebenheiten verhielten sich die Schweden
anfangs relativ diszipliniert gegenüber der brandenburgischen
Bevölkerung. Dazu trug bei, daß der schwedische Oberbefehlshaber, der
Reichsfeldmarschall Graf Karl Gustav Wrangel, ein schon im
Dreißgjährigen Krieg berühmter Feldherr, im schwedisch-polnischen Krieg
an der Seite des Kurfürsten in der Schlacht bei Warschau (Juli 1656)
gekämpft hatte. Doch als ersichtlich wurde, daß Friedrich Wilhelm an
ein Aufgeben des Bündnisses mit Holland nicht dachte und der von Gicht
geplagte schwedische Oberbefehlshaber die Zügel nicht mehr fest in der
Hand führte, kam es immer mehr zu Ausschreitungen gegenüber den
brandenburgischen Untertanen. |
Karl Gustav Wrangel
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Die Drangsalierung der Bevölkerung
erstreckte sich über immer größere Gebiete der Kurmark. Vor allem die
unter dem Befehl des Stiefbruders des Feldherrn, Generalleutnant Woldemar
Wrangel, stehende Kavallerie, verübte zahlreiche Greuel. Der Schutz der Kurmark lag in den Händen des Schwagers
Friedrich Wilhelms, des Fürsten Johann-Georg von Anhalt Dessau, der als
Statthalter eingesetzt war. Trotz der bescheidenen Mittel, die ihm zur
Verfügung standen, organisierte er den Widerstand in der Mark, vereinigte
er alle Stände dazu. Am bekanntesten wurde der Widerstand der Bauern, die
auf ihren Fahnen die Inschrift angebracht hatten: "Wir Bauern von
geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserem
Blut".
Die Ereignisse Ende 1674/Anfang 1675
1674 war der gemeinsame Feldzug der kaiserlichen Truppen unter dem
österreichischen Feldherrn Bournonville sowie der Brandenburgs unter dem
Kurfürsten aufgrund der zögerlichen Haltung der Kaiserlichen
weitestgehend scheitert. Dem französischen Feldherrn Turenne gelang es
vielmehr, am 29. Dezember bei Mühlhausen das kaiserliche Heer zu
schlagen, so die deutschen Truppen am 9. Januar 1675 Straßburg über den
Rhein zurückziehen mußten.
Die brandenburgischen Truppen zogen sich in die Gegend
um Schweinfurth zurück — wo sich Hauptquartier befand — in Franken
zurück, um hier ihre Winterquartiere zu nehmen. Hier erfuhr der
Kurfürst, daß die mit den Franzosen verbündeten Schweden in
Kurbrandenburg eingefallen waren, sogar sein Berlin schien bedroht. Ein
plötzlicher Abmarsch vom westlichen Kriegsschauplatz aber war nicht
möglich und hätte die Verbündeten hart getroffen. Zu allererst brauchte
er mehr Soldaten, dazu möglichst noch Verbündete, um den seit dem
Dreißigjährigen Krieg als nun beste Soldaten Europas geltenden Schweden
erfolgversprechend gegenübertreten zu können.
Die Schweden in der Mark Brandenburg
Am 15. Dezember 1674 rückten schwedische Truppen ohne weitere
Kriegserklärung in die brandenburgische Uckermark ein. Schon vorher waren
Abteilungen in Hinterpommern und in die Neumark eingefallen.
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Der
schwedische Feldmarschall Karl Gustav Wrangel zog mit den in Vorpommern
bei Pasewalk gesammelten Truppen in die Uckermark und schlug sein
Hauptquartier in Prenzlau auf. Dort stieß eine andere — in Bremen
ausgerüstete — schwedische Abteilung unter General Dalwig zu ihm.
Nunmehr verfügte Wrangel über Truppen in Stärke von 13.700 Mann sowie
über 30 Geschütze. |
Die offenen Gebiete der Neumark, rechts der Oder und
Hinterpommems aber ließen sich bis auf die wenigen befestigten Orte, die
über Garnisontruppen verfügten, nicht halten. Die Mittel-mark war selbst
nach dem Verlust der Uckermark — deren Behauptung in diesem Gebiet
aufgrund der Bedrohung ihrer Rückzugslinien nach Stettin durch die 180
Mann unter Oberst Götz in Löcknitz stets gefährdet war — mit
verhältnismäßig wenigen Truppen zu halten. Nach Norden hin bot das
zwischen dem oberen und unteren Havellauf sich von Westen nach Osten
ziehende Havel- und Rhinluch, daß nur auf langen, schmalen, leicht zu
verteidigenden Pässen bei Oranienburg (Bötzow), Kremmen, Fehrbellin und
Friesack zu passieren war, ausreichenden Schutz. Weiter nach Osten lagen
Brüche, die sich den Finowkanal entlang bis Oderberg hinziehen und
ebenfalls guten Schutz boten. Im Osten schließlich war das Land durch die
Oder gedeckt, dazu kam die sich vom Oberlauf der Havel und vom Unterlauf
der Spree gebildete Linie zwischen Köpenick und Oranienburg, die wegen
der sumpfigen Ufer leicht zu verteidigen war. An diese Linie, südöstlich von Köpenick über
Berlin, Spandau, Oranienburg, Kremmen, Fehrbellin, Havelberg führend und
dann von der Elbe gedeckt, schloß sich die Verteidigung an.
Dabei
befanden sich in den Orten Driesen 200, in Küstnin 800, in Frankfurt a.O.
152, in Oderberg 90, in Löcknitz 180, in Peitz 156 Mann starke
Garnisonen. Spandaus Festungsbesatzung wurde von 250 auf 800 Mann gebracht
und verfügte an Geschützen über 4 Vierzigpfünder, 2 halbe
Vierundzwanzigpfünder, 1 Achtpfünder, 1 Sechspfünder, 4 Fünfpfünder,
2 Dreipfünder, 1 Zweipfünder mit drei Mündungen sowie an Mörsern
jeweils 1 Dreihundertpfünder, 2 Zweihundertpfünder, 1 Sechzehnpfünder,
1 Sechspfünder, 1 Fünfpfünder, 1 Dreipfünder, 1 Zweipfünder und einen
alten Zehnpfünder. In Berlin wurde die wehrfähige Mannschaft auf 5.000
Mann erhöht. Das waren 1.200 Mann Leibgarde zu Fuß, das Reiterregiment
Frankenberg aus Kleve und das vom Kurfürsten aus Franken entsandte
Regiment Leibdragoner unter Grumbkow sowie einige Kompanien, die sich aus
Bürgern rekrutierten. |
Leibdragoner
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Die aus dem halberstädtischen Gebiet geschickte
Reiterei war mit der Sicherung der Versorgung Spandaus und Berlins aus dem
Hauptanbaugebiet für Getreide, dem Havelland, beauftragt.
Brandenburg contra Schweden
Ganz im Gegensatz zu den vom Kurfürsten systematisch und über sechs
Monate betriebenen Verteidigungsmaßnahmen standen die Aktionen der
Schweden. Diese versäumten, die Zeit bis zum Eintreffen des Kurfürsten
für eine wirkliche Besetzung der Mark Brandenburg zu nutzen, offenbar,
weil man hinter den von Frankreich sozusagen erzwungenen Maßnahmen nicht
voll stand. Das läßt sich auch aus den Worten des Feldmarschalls Wrangel
schließen, der dem Abgesandten des brandenburgischen Statthalters,
Dubislav v. Hagen, erklärte, daß "sobald der Kurfürst den Fuß
gegen Frankreich zurücksetze" kein Mann der schwedischen Armee mehr
in dessen Ländern bleiben werde, die Besatzungslasten sollten dann
ersetzt werden. Jetzt beschränkten sich die Schweden darauf, die
öffentlichen Gelder wegzunehmen, von den Einwohnern die Kriegssteuer zu
erheben, Vieh und Getreide zur Anlage von Magazinen zu requirieren und
durch Werbungen das Heer auf 20.000 Mann zu bringen.
Ende Januar 1675 sammelte General Wrangel dann seine
Truppen bei Prenzlau. Am 4. Februar überschritten die Hauptkräfte die
Oder und besetzten Stargard, Landsberg, Neustettin, Kossen und Züllichau.
Dann wurden Werbeplätze eingerichtet und Verschanzungen angelegt,
wahrscheinlich um auf ein Vordringen kaiserlicher Truppen aus dem
schlesischen Raum vorbereitet zu sein. An ein Erscheinen des Kurfürsten
in der Mark dachte er offenbar nicht. Anfangs hielten die schwedischen
Truppen in Pommern und Brandenburg auch weitestgehend Disziplin, worauf
besonders die Offiziere achteten.
Schwedeneinfall |
In einigen Fällen kam es zwischen
schwedischen Offizieren und brandenburgischen Einwohnern auch zu
freundschaftlichen Beziehungen. Hervorzuheben ist hier der Oberst Wangelin,
der das finnische Dragonerregiment befehligte und in Drossen stand. Aber
nachdem im Frühjahr immer deutlicher wurde, daß der Kurfürst gar nicht
daran dachte, aufgrund der Besetzung seiner Länder gegen Frankreich
nachzugeben, erfolgte vom schwedischen Hof aus die Order, stärkere
Repressionen gegen Land und Leute Brandenburgs auszuüben. Der
Umschwung in der Besatzungspolitik erfolgte rasch und brutal. |
Anfang Mai zog dies Truppenmacht von etwa 20.000 Mann
mit nur mehr 64 Geschützen über Stettin nach der Uckermark. Zu ersten
Kampfhandlungen kam bei dem durch den Randowsumpf gedeckte festen Schloß
von Löcknitz. Oberst Götz, der hier 180 Mann befehligte, hatte das
Ubergabeangebot der Schweden abgelehnt. Diese beschossen daraufhin das
Schloß zwei Tage lang, bis die Geschütze der Belagerten schwiegen.
Oberst Götz kapitulierte nun gegen freien Abzug nach Oderberg. Diese
Kapitulation hatte aber noch ein Nachspiel: Der Kurfürst ließ den Oberst
vor ein Kriegsgericht stellen und 1676 in Berlin erschießen.
Nach der Einnahme von Löcknitz stießen die Schweden
schnell nach Süden vor, nahmen die kleineren Städte Neustadt, Wriezen,
Bernau und versuchten, das Rhinluch zu überqueren, das praktisch einen
Riegel zwischen Ober- und Unterlauf der Havel darstellte. Da dies allein
über die wenigen Pässe möglich war, waren diese durch Verhaue ungangbar
gemacht und von Bauern, Landjägern und Heidereitern besetzt. Zu ihrer
Unterstützung schickte der Statthalter von Berlin aus den Generalmajor v.
Sommerfeld mit Fußvolk, Kavallerie, Dragonern und sechs Geschützen. Bei
Oranienburg, Kremmen und Fehrbellin sollte damit ein geordneter Widerstand
geleistet werden.
Drei feindliche Kolonnen rückten nun gegen die
Rhinlinie vor: Unter General Stahl gegen Oranienburg, unter General Dalwig
gegen Kremmen und unter General Groothausen - die stärkste mit 2000
Musketieren und etlichen Geschützen — gegen Fehrbellin. Vorher
allerdings hatte die Truppe von Groothausen gegen die Bürger des kleinen
Städtchens Ruppin erst einmal ziemlichen Widerstand zu brechen. Danach
kam es dann zu mehrtägigen Kämpfen um die Schanze von Fehrbellin, die
wahrscheinlich zu einem festen Werk ausgebaut gewesen war. Diese Schanze
beherrschte den durch das Luch führenden über 8200 Fuß langen Damm. Die
Truppen des brandenburgischen Generals v. Sommerfeld leisteten solchen
zähen Widerstand, daß die Schweden hier den Kampf abbrachen und sich
nach Oranienburg wandten, um dort einen Übergang zu suchen. Das gelang
auch mit Hilfe verräterischer Bauern, die eine Havelfurt bei der
Oranienburger Mühle verrieten und damit 2000 schwedischen Reitern das
Vordringen nach Süden ermöglichten.
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Gleichzeitig hatten die hier
postierten Landjäger ihre Stellungen verlassen, als sie eine zum Entsatz
heranrückende Abteilung des Generals v. Sommerfeld für Feinde hielten.
Dadurch mußten nun die umgangenen Stellungen von Oranienburg und Kremmen
aufgegeben werden. Selbst die Fehrbelliner Schanze war nun nicht mehr zu
halten. General v. Sommerfeld mußte sich mit seinen Kräften nun in den
Schutz der Kanonen von Spandau zurückziehen. Wenig später erschienen die
Schweden vor Spandau und begannen sofort mit dem Sturm auf die Festung.
Die vom Gouverneur, Generalmajor v. Götze und dem Kommandanten, Oberst du
Plessis, verteidigte Festung wider stand jedoch. |
Die schwedischen
Truppen besetzten nun das ganze Havelland. Für den Rückzug wichtige Orte
wie Nauen erhielten eine größere Besatzung Das Hauptquartier wurde
zuerst in Brandenburg eingerichtet Die Stadt hatte täglich 100.000 Pfund
Brot und 400 Tonnen (Fässer) Bier zu liefern. Nachdem nach einem Gefecht
mit Teilen der brandenburgischen Besatzung von Havelberg, bei der diese
Stadt in schwedische Hände fiel, wurde das neue Hauptquartier am 8. Juni
1675 nach Rheinsberg verlegt. Am 12. Juni marschierte Feldmarschall
Wrangel dann mit einem Regiment Infanterie und 1.500 Reitern nach
Havelberg. Der Stiefbruder des Feldmarschalls, Generalleutnant Wrangel,
lag mit der Hauptmacht, ca. 12.000 Mann in Brandenburg. Die Verbindung
zwischen beiden Städten hielten anfangs 100 Dragoner, dann das Regiment
des Obersten Wangelin in Rathenow.
Gegen einen von Westen anrückenden Feind war die
Stellung der Schweden ziemlich gesichert, da zwischen Havelberg und
Köpenick sämtliche Flußübergänge abgebrochen worden waren. Das sehr
weit am äußersten Flügel eingerichtete Hauptquartier mit seinen relativ
geringen Kräften war dagegen sehr gefährdet. Aber wahrscheinlich wollte
man durch diese Drohgebärde die mit dem brandenburgischen Kurfürsten
befreundeten Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und Celle sowie den
Bischof von Münster einschüchtern. Auf der anderen Seite sollte wohl dem
heimlich mit Frankreich verbündeten Herzog von Hannover Mut gemacht
werden, sich nun offen für Ludwig XIV. zu erklären und dem von Franken
nach der Elbe ziehenden brandenburgischen Heer in die Flanke zu fallen.
Den von den Bauern der Altmark bei Magdeburg zäh verteidigten
Elbübergang ließen die Schweden nun allerdings auf Anweisung ihre
Feldmarschalls in Ruhe.
Große Teile Brandenburgs befanden sich im Frühsommer
1675 nun in den Händen der Schweden. Der Kurfürst stand mit seiner Armee
noch weit im Süden in Franken. Die Gefahr, daß mit Bayern und Sachsen
weitere Kräfte auf die Seite Ludwigs XIV. übergingen und damit der
Kurfürst ganz von seinem Stammland abgeschnitten würde, wuchs. Trotz aller bedrückenden Nachrichten, die Friedrich
Wilhelm aus der Mark Brandenburg erhielt, behielt er einen klaren Kopf und
entschloß sich nicht zu einer vorschnellen militärischen Aktion zur
Rettung seines Landes. Er wußte genau, daß er mit einer größeren
Heeresmacht auf die Subsidiengelder seiner Bundesgenossen angewiesen war
und zudem nicht riskieren konnte, bei einem etwaigen Mißerfolg noch mehr
Gegner gegen sich zu haben. |
brand. Offizier |
In Friedenszeiten reichten die ständig unter Waffen
gehaltenen Truppen des Kurfürsten bestenfalls zur Besetzung der Festungen
und festen Plätze sowie zur Sicherung der Grenzen, zumal bei dem
zerrissenen Staatsgebiet Brandenburgs. Im Kriegsfall wurde die Armee erst
von erfahrenen und bewährten Offizieren durch Geworbene auf die
erforderliche Stärke gebracht. Dazu bekamen die Offiziere schon in
Friedenszeiten einen ziemlich hohen Sold, damit sie nicht die Seiten
wechselten. Für die Werbung im Kriegsfall erhielten sie vom Kurfürsten
dann die Werbegelder, um möglichst rasch brauchbare Truppen aufzustellen.
Da Brandenburg über keine Mittel für größere Truppenkontingente
verfügte, mußte man von den Bundesgenossen Gelder —
"Subsidien" — zu erhalten versuchen. Dafür wiederum mußte
man bestimmte Zugeständnisse in politischer und militärischer Hinsicht
machen.
Nunmehr richtete der Kurfürst seine Aufmerksamkeit auf
die Verhandlungen mit den Niederlanden. Der Prinz-Statthalter von Oranien,
ein Neffe des Kurfürsten, hatte bereits ein Hilfsangebot von 8000 Mann
Truppen unterbreitet. Diese sollten gemeinsam mit einem brandenburgischen
Kontingent unter General Spaen, das von Kleve aus operierte, bremisches
— also schwedisches — Gebiet bedrohen. Gleichzeitig sollte dadurch
Hannover am Eingreifen zugunsten Frankreichs gehindert werden.
Im Gegensatz zum Kaiser hatten sich die Stände der
Provinz Holland sofort mit dem Kurfürsten von Brandenburg solidarisiert,
den schwedischen Einfall in die Mark als feindseligen Akt charakterisiert.
Für sie war damit der im Bündnisvertrag vorgesehene Fall eingetreten,
den Kurfürsten gegen seine Feinde zu unterstützen. Man ging sogar noch
weiter, als man den Kaiser aufforderte, den Schweden den Reichskrieg zu
erklären. Dazu wollte man noch Dänemark als Subsidienzahler gewinnen,
der russische Zar sollte zudem ins schwedisch beherrschte Livland
einfallen.
Dragoneroffizier |
Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte unterdessen den
Entschluß gefaßt die Schweden nicht nur aus Brandenburg, sondern aus
ganz Deutschland zu vertreiben, sich also vor allem des noch schwedischen
Pommerns zu versichern. "Die Schweden", so schrieb er am 10.
Februar, "haben mir nichts mehr übrig gelassen, als das Leben. Ich
werde nun, so lange ich lebe, mich an ihnen so zu rächen suchen, bis ich
ihre Nachbarschaft los werde. Der Höchste wird mir geben, daß ich an dem
Untergang meiner Feinde meine Lust sehe!" Zu den schlechten Vorbedingungen für die Eröffnung
des Feldzuges kam noch, daß Magdeburg — trotz einer brandenburgischen
Besatzung offiziell (bis 1680) noch im Besitz des Prinzen von Sachsen war
und die Gefahr bestand, daß Stadt und Festung den Schweden in die Hände
gespielt würden. |
Der Kurfürst war praktisch zum Erfolg verdammt: Denn
bei einem Mißerfolg würden weder die Niederlande, noch Dänemark oder
der Kaiser Schweden den Krieg erklären. Außerdem würden dann alle
geheimen Bundesgenossen Schwedens und die zahlreichen kleinen Neider eines
Wachstums Brandenburg aktiv werden. — Friedrich Wilhelm blieb also nur
der Ausweg zu eigenem Handeln.
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