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Vorgeschichte
Nachdem Napoleons Konzept, die Vereinigung der drei Armee der
Verbündeten durch die Schlachten an der Katzbach, bei Kulm und Nollendorf
zu verhindern nicht aufgegangen war, versuchte er noch einmal sein
Hauptziel, die Eroberung von Berlin, zu erreichen. Hierzu beauftragte er
nun den Marschall Ney, nachdem Oudinot schon in der Schlacht bei
Großbeeren am 23. August geschlagen wurde.
Am Morgen des 5. September begann Ney von Wittenberg aus seinen Marsch
auf Berlin. Für diese Aufgabe waren ihm drei Armee- und ein
Kavalleriekorps zugewiesen. An der Spitze der Armee auf der Straße nach
Jüterbog marschierte das Korps Oudinot, dessen Vorhut schon kurz hinter
Wittenberg bei Zahna auf die Vortruppen Tauentziens unter Dobschütz
stieß.
Die Nordarmee unter der Führung des Kronprinzen von Schweden,
ehemaliger Marschall von Frankreich, Jean Baptiste Bernadotte, rückte
nach dem Sieg von Großbeeren nur zögerlich nach Süden vor. Bernadotte
befürchtete, daß Napoleon sich selbst mit seiner Armee gegen Berlin
wenden könnte. Erst am 2. September gelang es der Nordarmee wieder
Fühlung mit dem Feind aufzunehmen. Das dieser nicht weiter hinter
Wittenberg zurückzugehen gedachte, wurde klar, nachdem seine Vorposten
alle Versuche abwiesen, sich von den Höhen des rechten Elbufers in die
Niederungen des Elbetals abdrängen zu lassen.
Marschall Ney |
Bei Zahna wurden die preußischen Vorhuten
umfaßt und mit erheblichen Verlusten auf das Gros der Armee
zurückgeworfen. Das Gros ging erneut zum Angriff über, wurde aber
ebenfalls von der französischen Übermacht abgewiesen und bis Seyda
verfolgt. Allerdings betrieb Oudinot diese Verfolgung sehr lässig,
da er das ihm zur Verfügung stehende Kavalleriekorps nicht
einsetzte. Das Korps Tauentzien konnte sich unter Verlust von 3.000
Mann relativ unbehelligt auf Jüterbog zurückziehen. Während Ney
seine Truppen, ohne aufklären zu lassen, seine Truppen zwischen
Seyda und Leetze lagern ließ, bereitete sich die Nordarmee auf die
kommende Schlacht vor. Es war anzunehmen, daß die Franzosen am
kommenden Tage den Vormarsch in der bisherigen Richtung fortsetzen
würden.
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Tauentzien sollte einen Kampf selbst mit überlegenen
Kräften nicht ausweichen. Er sollte sich aber mehr westlich von Jüterbog
aufstellen und damit näher an das Korps Bülow heranrücken. Dieses
sollte am nächsten Morgen bereit stehen, um Ney bei einem Vormarsch in
die Flanke fallen zu können. Die preußische Division Borstell und die
russische unter Woronzow sollten in ihren Stellungen nördlich von
Wittenberg verbleiben. Die weiteren russischen und schwedischen Truppen
hatten bei Lobbese am nächsten Morgen zum Vormarsch bereit zu stehen. Der
Plan der Nordarmee war folgender: Während Tauentzien die Front bildete,
sollte Bülow dem Feind in die linke Flanke fallen und ihn solange
aufhalten bis die Russen und Schweden heran waren.
Mangels Aufklären wußten die Franzosen nicht, wo der
Feind stand. Er befahl den Vormarsch in zwei Kolonnen südlich an
Jüterbog vorbei in Richtung Luckau, wobei das Korps Bertrand auf
Dennewitz und das Korps Reynier auf Rohrbeck vorgehen sollte, gefolgt vom
Korps Oudinot. Da die Aufbruchszeiten der Franzosen nicht geregelt waren,
näherten sich die parallel vorgehenden Korps Bertrand und Reynier nicht
gleichzeitig der Niederung des Ahe-Bachs. Das Korps Oudinot bekam einen zu
großen Abstand zu den voranschreitenden Korps.
Das Gelände, in dem sich die nun folgende Schlacht
abspielte, bildete ein Teil des zur Elbe abfallenden Hochfläche des
Flämings. Der Ahebach bildete mit seinen sumpfigen Rändern eine
Trennlinie zwischen den feindlichen Armeen und war nur auf den Brücken
bei Dennewitz und Rohrbeck zu überschreiten.
Die sanftgewellte Landschaft bot der Infanterie
Stützpunkte und Deckungen, der Kavallerie Attacke-Möglichkeiten
und der Artillerie Höhen, auf der sie sich postieren konnte.
Störend war an diesem sonnigen Herbsttag der Staub, der durch die
Bewegungen der Armeen aufgewirbelt wurde und damit die Übersicht
und die Leitung des Gefechtes erschwerte.
Die sorglos an der Spitze der Bertrandschen Korps
gehende Division Fontanelli (Italiener) traf nach dem
Herausmarschieren aus Dennewitz auf die Marschkolonnen Tauentziens,
was zur Schlacht führte. |
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Die Schlacht
Das Gros des preußischen Korps Tauentzien, eine Kolonne von 9
Bataillonen, 16 Schwadronen und 19 Geschützen, zog nordwestlich durch den
Grund, der nach dem Kiefernwäldchen nördlich von Dennewitz führte.
Die Spitze des
Korps Bertrand hatte schon Dennewitz erreicht, als sie quer vor sich die
Marschkolonne von Tauentzien sah. Auch dieser hatte den Gegner bemerkt und
haltgemacht. Die vorn befindliche Division Fontanelli entwickelte sich
sofort mit zwei Brigaden im ersten und einer im zweiten Treffen, die
nachfolgende Division Morand zog sich links heraus, ebenso die
Kavallerie-Division Lorge und die polnische Reiterbrigade. Die
nachfolgende württembergische Division (Brigaden Spitzemberg und
Franquemont) blieb zunächst jenseits des Baches.
Tauentzien ließ seine Geschütze in drei Batterien auffahren und
eröffnete das Artilleriegefecht, seine Infanterie stellte sich
umständlich zum Gefecht. Gegen 11 Uhr begann der Angriff der Division
Fontanelli gegen den linken Flügel der preußischen Aufstellung.
Tauentzien ließ seine Landwehr zum Gegenstoß antreten, die Schützen
voran, dahinter sechs geschlossene Bataillone. Doch kam es zu ungeordnetem
Bataillenfeuer; als sich die Leute verschossen hatten, gingen sie auch auf
dem rechten Flügel zurück. Zum Glück hielt hier die anmarschierende
Spitze des Korps Bülow (Division Thümen) von Kaltenborn her die
Franzosen von der Verfolgung ab. Tauentzien rettete sich durch eine
erfolgreiche Attacke von acht Schwadronen seiner Reiterei, die bis in das
zweite Treffen der feindlichen Infanterie eindrangen und dort auch noch
die aufgestellten Reiter zersprengten. Die Verjagten brachten zudem die
Kavallerie-Division Lorge und die Polen in Unordnung, die dann ebenfalls
geworfen wurden. Ihre Flucht trug Panik in die südlich des Baches
vorfahrenden französischen Trainkolonnen. Damit gewann die Infanterie
Tauentziens Zeit, sich neu zu ordnen und Munition zu fassen. Der zweite
Abschnitt begann mit dem Eingreifen der Division Thümen bei
Nieder-Görsdorf. Da man den Feind schon geschlagen glaubte, stürmte ihre
Infanterie eilends in auseinandergezogenen Bataillonskolonnen gegen die
bereitstehende Division Morand, die sie mit starkem Feuer zurückschlug.
Bülow befahl die Unterstützung Thümens mit drei Bataillonen der
Division Hessen-Homburg. Die vorgedrungenen Franzosen wurden von der Höhe
verjagt, die Artillerie ging dort in Stellung, dahinter die Infanterie.
Bülow von Dennewitz
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Die Franzosen bezogen eine neue Position zwischen dem Kiefernwald und
Dennewitz hinter einer starken Geschützlinie. So kam es zu einem
Artilleriekampf. Thümen versuchte nun die rechte Flanke der Franzosen zu
umgehen. Es gelang einem Füsilierbataillon und den beigegebenen Schützen
der anderen Bataillone den im Wald stehenden Feind hinauszudrängen. Damit
zog die Division Morand wegen Umfassung ihres rechten Flügels ab. Der
preußische Angriff stieß daraufhin, unterstützt durch die Infanterie
Tauentziens, auf die im Ostteil des Kiefernwaldes stehenden Württemberger
unter Spitzemberg. Trotz tapferer Gegenwehr wurden diese im Zusammenwirken
mit Geschützen und Reitern vernichtet. |
Das überlegene Artilleriefeuer
und die Umgehung zwangen Morand zum Rückzug auf Rohrbeck, ein letzter
Versuch mit Hilfe zweier württembergischer Bataillone und einer Reitenden
Batterie Wandel zu schaffen, schlug fehl. Inzwischen war auch die zweite
Staffel Bülows (Division Krafft) zwischen Wölmsdorf und Nieder-Görsdorf
erschienen. Ihre einundeinhalb Batterien unterstützten zunächst den
Kampf gegen Morand, dann gingen sie am rechten Flügel in Stellung. Die
Division hatte sonst noch nicht an dem Kampf teilgenommen, weshalb sie der
Plan in fast reglementmäßiger Aufstellung zeigt. Der dritte Abschnitt
des Geschehens begann mit dem Versuch Neys, Dennewitz zurückzuerobern.
Das VII. Korps unter Reynier war nun heran. Seine Spitzendivision Durutte
mit den Brigaden Jarry und Devaux stand südwärts von Dennewitz, die
beiden sächsischen Divisionen östlich von Göhlsdorf. Ney befahl der
Brigade Jarry den Bach zu überschreiten und sich auf den Höhen westlich
von Dennewitz aufzustellen. Dabei erlitt diese Brigade starke Verluste,
einen Angriff der Infanterie Thümens schlug sie zurück. Die
nachdrängenden Preußen kamen sogar über den Bach, so daß die Brigade
Devaux ihre Stellung verließ. Damit waren die Truppen Thümens und
Tauentziens überall von Dennewitz bis Rohrbeck im Vorgehen. Die
eintreffenden Sachsen und die Kavallerie-Division Defrance wandten sich
gleich gegen den rechten Flügel Bülows. Die sächsische Brigade
Mellenthin traf in Göhlsdorf auf preußische Schützen, vertrieb diese
und besetzte das Dorf. Rechts davon stand die Brigade Brause der 1.
sächsischen Division, die nachfolgende 2. sächsische Division verblieb
in zweiter Linie. Man vereinigte aber alle sächsischen Geschütze unter
dem Schutz eines Bataillons auf der Höhe nördlich des Dorfes. In die
Lücke zwischen der Division Durutte und den Sachsen stellte sich die
Kavallerie-Division, ihre Reitende Batterie rückte aber auch in die
Feuerlinie. Der nun beginnende Artilleriekampf zwang die wenigen
Geschütze Kraffts zum Abfahren, selbst sein rechter Flügel mußte
zurückgenommen werden. Da aber schon die Kolonnen der Division Borstell
auftauchten und die Armee des Kronprinzen von Schweden im Anmarsch war,
zögerte Bülow nicht, seine letzten Reserven einzusetzen.
Die Bataillone
des ersten Treffens der Division Krafft rückten, um Verluste zu
vermeiden, in Linie gegen Göhlsdorf vor. Zwar litten sie stark unter dem
sächsischen Geschütz, ließen sich aber nicht aufhalten und die den
Schützen nachfolgenden Bataillone drangen ins Dorf. Dort kam es zwischen
den sechs preußischen und fünf sächsischen Bataillonen zu einem langen
hin und her wogenden Kampf, bei dem sich schließlich die Preußen
behaupteten. Gleichzeitig rückte die Division Borstell in zwei Treffen
auf Göhlsdorf zu und stellte sich rechts davon auf. Ihre Artillerie kam
ebenfalls ins Feuer, die Reservekavallerie unter Oppen zog sich weiter
nach rechts. |
Schlachtszene
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Als die Spitzen des XII. Korps auftauchten, begann der vierte Abschnitt
des Geschehens. Links hinter den Sachsen marschierten die Divisionen
Guilleminot und Pacthod auf, ihre Artillerie bildete eine starke Batterie.
Die vordere Brigade Gruyer ging, von den Sachsen unterstützt, gegen
Göhlsdorf vor und nahm es den überraschten Preußen ab. Damit war die
Lage für die Division Borstell und deren ganzen rechten Flügel kritisch
geworden. Aber Marschall Ney, kurz vor Dennewitz, wußte nichts davon. So
befahl er Oudinot, mit seinem ganzen Korps dem rechten Flügel Bertrands
zu Hilfe zu kommen. Reynier bat zwar Oudinot, ihm wenigstens eine Division
zu lassen, doch vergebens. Der über seine Ablösung vom Oberbefehl
verbitterte Marschall Oudinot führte den Befehl wörtlich aus. An den
Sachsen vorbei rückte sein Korps rechts ab. Gerade in diesem Moment
bereiteten sich die Preußen auf Befehl Bülows zum Angriff auf der ganzen
Linie vor, obwohl sie noch keine Artillerieüberlegenheit besaßen. Die
Infanterie Borstells stürmte gegen Göhlsdorf, drängte in hartem Kampf
Sachsen und zurückgebliebene Franzosen hinaus und nahm, von der
Infanterie Kraffts unterstützt, die Höhe mit der Geschützstellung. Die
eilig zurückfahrende Artillerie brachte auch Verwirrung in die 2.
sächsische Division und nur eine entlastende Attacke einer Brigade der
Reiterdivision Defrance konnte die Preußen etwas zurückhalten. Das half
den Sachsen, sich notdürftig wieder zu formieren und zusammen mit der
Brigade Devaux unter dem Schutz ihrer Schützen abzuziehen. Die nach und
nach anlangenden Batterien der schwedisch-russischen Truppen brachten den
Preußen Artillerieüberlegenheit, so daß die französischen Kanonen
abfahren mußten. Jetzt konnte die preußische Infanterie zur Verfolgung
übergehen. Die Truppen des Korps Bertrand hatten während dieser Zeit
noch einmal versucht, den zwischen Dennewitz und Rohrbeck stehenden
Thümen anzugreifen, wurden aber nach kleinen Anfangserfolgen
zurückgeworfen. Als von Norden her zusätzlich russische Geschütze ins
Gefecht traten, war der Rückzug der Franzosen nicht mehr aufzuhalten.
Tauentzien |
Der letzte Abschnitt der Schlacht wurde für die Franzosen zu einem
Desaster. Das Korps Oudinot erreichte sein Ziel nicht mehr rechtzeitig,
die Truppen Bertrands waren schon in voller Auflösung, das Korps Reynier
mit den Sachsen im raschen Abzug. In diesem Strom mitgerissen, versuchte
man noch auf den Höhen von Oehna einen Widerstand zu organisieren. Als
aber die Reitergeschwader der Divisionen Defrance und Fournier in
gezieltes Granatfeuer gerieten, jagten sie in wilder Flucht nach
rückwärts, dabei vielfach eigene Infanterie und Fuhrwerke überreitend.
So war, abgesehen von wenigen geschlossenen Truppenteilen das Chaos
vollkommen und erst Dunkelheit und Erschöpfung machten der Verfolgung ein
Ende. Auch die Infanterie der Preußen war völlig erschöpft und
durcheinander geraten. |
So geschah die Verfolgung hauptsächlich durch
Reiter. Durch die enorme Staubentwicklung und Verwirrung fehlte eine
einheitliche Leitung, doch wurden zahlreiche Geschütze erbeutet,
Truppenteile zersprengt und vernichtet.
Die Preußen hatten in der Schlacht über 10.000 Mann
eingebüßt, die Franzosen 22.000 Mann an Toten, Verwundeten und
Gefangenen. Außerdem verloren sie 53 Geschütze, 412 Fahrzeuge und 4
Fahnen.
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